Was sagen die Klimamodelle zu den Starkniederschlägen in Europa für die Zukunft voraus? Ob nun bei im Mittel steigenden (Nord- und Zentraleuropa) oder eher zurückgehenden (Südeuropa, dort gibt es aber auch in einigen Regionen/Modellen den umgekehrten Effekt) Niederschlägen, sehen die Modelle einen Anstieg der Starkniederschläge für die Zukunft voraus:
“In northern Europe and in central Europe in winter, where
time mean precipitation is simulated to increase, high extremes
of precipitation are very likely to increase in magnitude and
frequency. In the Mediterranean area and in central Europe
in summer, where reduced mean precipitation is projected,
extreme short-term precipitation may either increase (due to
the increased water vapour content of a warmer atmosphere)
or decrease (due to a decreased number of precipitation days,
which if acting alone would also make heavy precipitation
less common)”
Wie sieht es denn bei den bisher bereits beobachteten Änderungen um Starkniederschlag aus. Wieder das IPCC:
“Substantial increases are found in heavy precipitation
events. It is likely that there have been increases in the number
of heavy precipitation events (e.g., 95th percentile) within many
land regions, even in those where there has been a reduction in
total precipitation amount, consistent with a warming climate
and observed significant increasing amounts of water vapour
in the atmosphere. Increases have also been reported for rarer
precipitation events (1 in 50 year return period), but only a few
regions have sufficient data to assess such trends reliably.”
Grafik 1: Häufigkeit der 8 Stundenniederschläge in Hohenpeissenberg.
Ok, substantial increase heisst es beim IPCC, dann schaun wir mal in den 44 deutschen Stationen nach. Erstes Problem, Niederschlag ist statistisch eine fiese Grösse. Null Niederschlag ist das eine Ende der statistischen Verteilung, ein absolutes oberes Ende gibt es nicht (siehe Grafik 1). Niederschlag ist daher nicht gaussverteilt und man muss ein wenig tüfteln, um ein vernünftiges statistisches Modell zu bauen.
Grafik 2: Summe der Niederschläge, die über der Starkniederschlagsmarke (definiert als 50st stärkster Niederschlag in der Zeit 61-90) liegen.
Ich wähle wie immer die Methode für climate dummies, die ich und jeder sofort nachbauen kann, wenn er denn möchte: Ich betrachte die Zeit von 61-90 als das Klimatologieintervall, für das ich für jede DWD Station das 50st stärkste Niederschlagsereignis bestimme (siehe Grafik 1). Als nächstes addiere ich in jedem Jahr alle Niederschläge auf, die über dem Grenzwert liegen. Danach mittele ich nochmal alle Stationen, um so einen Deutschland-Index zu basteln.
Grafik 3: Mittel aller Starkniederschläge (Defininition s.Text) für 39 DWD Stationen (blau) und die 7 ältesten Stationen (rot).
Für Hohenpeissenberg, die Station die schon in Grafik 1 gezeigt wurde, sieht das dann so aus wie in Grafik 2. Kein überwältigender Trend, aber doch eine Anhäufung von Starkniederschlägen in den letzten 20 Jahren mit extremen Peaks zB in 90,93,99 und 2000. Der über alle DWD Stationen gemittelte Index zeigt einen etwas klareren Trend (Grafik 3).
Mir scheint neben dieser nicht wirklich überraschenden Bestätigung von Aussagen des IPCCs (so führt z.B. Tabelle 3.6 im AR4 global einen grösseren Anteil von Starkniederschlägen am Gesamtjahresniederschlag an:
Prec % contribution of very wet days (above the 95th percentile) to the annual
precipitation total. Trend % per Dekade:
(1951-2003) 0.21 ± 0.10 ; (1951-2003) 0.41 ± 0.38)
eines doch bemerkenswert. Praktisch keines der Niederschlagsereignisse vor 1940 schafft es überhaupt in die Statistik der Jahre 61-90 hereinzukommen. Wahrscheinlichste Ursache ist, dass signifikant kältere Luftmassen einfach nicht die nötigen Wasserdampfmassen halten können. Auch bei dieser kurzen Analyse gilt wie immer: Besseres und genaueres findet sich in der wissenschaftlichen Literatur:
Klein Tank, A.M.G., and G.P. Können, 2003: Trends in indices of daily
temperature and precipitation extremes in Europe, 1946-1999. J. Clim.,
16, 3665-3680.
Haylock, M.R., and C.M. Goodess, 2004: Interannual variability of extreme
European winter rainfall and links with mean large-scale circulation.
Int. J. Climatol., 24, 759-776.
Frei, C., et al., 2006: Future change of precipitation extremes in Europe:
Intercomparison of scenarios from regional climate models. J. Geophys.
Res., 111, D06105, doi:10.1029/2005JD005965
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