Methan ist das zweitwichtigste Treibhausgas und hat aufgrund seiner weitgehend ungesättigten infraroten Strahlungsbanden pro Molekül einen fast 25mal grösseren Treibhauseffekt als CO2. Im Vergleich zu seinem präindustriellen Wert von ca. 700ppb auf ungefähr 1700ppb mehr als verdoppelt. Da seine anthropogenen Quellen (Müllhalden, Viehaltung, Reisanbau) mir eher kontrollierbar scheinen als die ja so sehr an unsere Ökonomie gebundenen CO2 Emissionen, habe ich bereits mehrfach dafür votiert beim Methan Zeit im globalen Erwärmungsrennen herauszuholen, welche uns bei der Entwicklung CO2-ärmerer Energieproduktion helfen könnte.
Innerhalb des IPCC 2001 wurden die bislang gültigen Emissionsszenarien erarbeitet, die einen Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung, ökonomisch/ökologischem Verhalten einerseits und Emissionen und letztlich atmosphärischen Konzentrationen verschiedener Treibhausgase andererseits herstellen. Seit ca. 10 Jahren bleiben die Methan Werte unter den IPCC Projektionen, weshalb die wohl fur den AR5 auch nach unten berichtigt werden. Als braver Physiker war mir Chemie immer etwas unheimlich (und die Tatsache, dass die Chemie für Physiker Pflichtvorlesung immer um 8.00 anfing hat auch nicht wirklich geholfen) und insbesondere die Atmosphärenchemie ist für mich ein schlimme Anhäufung von Reaktionspfeilen von links nach rechts und umgekehrt. Der entscheidende Punkt ist, dass troposphärisches Methan im wesentlichen von OH Radikalen abgebaut wird. Das Niveau dieser OH Radikale wird von einem Haufen Faktoren mit entsetztlich vielen Reaktionspfeilen kontrolliert und ist sicher schwerer abzuschätzen als die eigentlichen Methanemissionen.
Egal, nach nun ca. 10 Jahren Ruhe an der Methanfront scheint seit 2007 wieder Bewegung in die Methankonzentrationen zu kommen. 1998 war ja, zumindest in der HADCRU Temperaturberechnung, das global wärmste Jahr, es war aber mit seinem aussergewöhnlich starken El Nino Ereigniss auch das Jahr mit dem stärksten Methananstieg. Seitdem gab es wie gesagt keinen nennenswerten Anstieg mehr. In einem momentan im Druck befindlichen Artikel in Geophysical Research Letters zeigen die Autoren (Rigby et al. 2008), die wissenschaftlich die beiden grössten Methanmessnetze der AGAGE und der CSIRO betreiben, dass seit 2007 die globale Methankonzentrationen wieder stark ansteigt (siehe die Abbildung).
Grafik 1: Monatliche Methanmessungen der AGAGE und CSIRO Stationen mit gleitendem 12 Monatsmittel. Die “Growth Rate” ist in nmol/mol/yr angegeben
Wahrscheinlichste Ursache: Ein Anstieg der Emissionen (insbesondere in der Nordhemisphäre) und ein leichter (Grössenordnung ein paar %) Abfall der OH Konzentration (die man in der Tat nicht so ohne weiteres direkt messen kann, sondern nur über Umwege, die sich CH3CCl3, sprich Methylchloroform, nennen). Ob der Anstieg der Emissionen anthropogener Natur ist oder ob sich ähnlich wie 1998 der 2007 noch aktive El Niño da eingemischt hat, kann man aus diesen Messungen hingegen nicht so ohne weiteres entnehmen.
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