Die wilden Schwankungen, die das CO2 nach den Arbeiten des Biologie-Lehrers E.G.Beck in den 30er Jahren gemacht haben soll, sind ja mittlerweile geadelt durch seinen offiziellen Kolloquiumsvortrag an der Universität Bayreuth. Ich habe keinen Zweifel daran gelassen, was ich von dieser “Theorie”, die allgemein bei deutschen Klimaskeptikern auf grosse Begeisterung stösst, halte. Professor Hartmut Franck, der Beck an die Universität Bayreuth eingeladen hatte und weitestgehend von seinen Hypothese überzeugt ist, hatte mir gegenüber insbesondere Zweifel an der Aussagekraft der Gasmessungen aus den Eiskernen, geäussert. Zur Erinnerung: Beck behauptet, es hätte z.B. in den 30/40er Jahren CO2 Background Schwankungen in der Grössenordnung von 100ppm gegeben, die durch mysteriöse Ausgasungen im Nordatlantik verursacht worden seien.

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Abbildung 1: CO2 Background nach E.G. Beck erlangt durch Mittelung einfach aller Messungen, die er so finden konnte.

Dies ist im Widerspruch zu allerlei, was wir so über den Ozean und den Kohlenstoffzyklus so wissen, aber es ist insbesondere explizit im Widerspruch zu Eiskern CO2-Messungen, die dieses Zeitintervall (also die gesamte Phase der frühen Industrialisierung bis hin zum Jahre 1958, dem Jahr, in dem Keeling die Messungen auf Mauna Loa und am Südpol aufgenommen hat) sehr gut abdecken.
Schritt für Schritt werde ich mich um dieses Problem im folgenden kümmern und heute insbesondere darüber berichten, was eigentlich mit den atmosphärischen Gasen passiert, bevor sie in die Eismatrix übergehen und was man zum Übergang der Gase ins Eis sagen kann. Dazu muss man sich den Prozess der Gaseinschliessung ins Eis einmal vor Augen führen (siehe Abbildung 2).

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Abbildung 2:
Schema des Gaseinschluss im Eis. Auf eine gut ventilierte Schicht von einigen Metern folgt eine diffusiv-poröse Schicht von teils über 70 Metern, in der die Luft langsam (10-30 Jahre) diffundiert. Für die Grafik Dank an Amaelle Landais.

Auf eine wenige Meter dicke Schicht, in der die Konzentration der verschiedenen Gase praktisch konstant und identisch mit der Atmosphäre ist, folgt eine Schicht von einigen dutzend Metern, in der die Gase sich je nach ihrem Gewicht gravimetrisch trennen und die Gasmoleküle durch den Firn diffundieren. Da der Firn nicht über die ganze Länge die gleiche Temperatur hat, (was insbesondere bei schnellen Klimaänderungen wichtig ist) kommt noch eine Trennung der Gase je nach dem Temperaturgradienten im Firn hinzu. Es handelt sich also um eine diffusive Säule in der die Gase ca. 10-30 Jahre brauchen, um ans Ende der Säule zu diffundieren und dann schliesslich für sehr sehr (bis zu einige 100.000 Jahre im Falle der Antarktis) im Eis eingeschlossen zu werden. Das Eis in dieser Abschlusstiefe hat nun aber je nachdem wieviel Schnee jedes Jahr an der jeweiligen Stelle ackumuliert ein ganz anderes Alter als die bis in die entsprechende Tiefe bei ca. 70 Metern diffundierenden Gase. Das Eisalter variiert bei Hochackumulations-Gegenden (wie Law Dome) zwischen 200 Jahren bis zu einigen 1000 Jahren in Niedrig-Ackumulationsgebieten (wie Vostok oder Dome C).

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Abbildung 3: Ein sogenannter Bladder mit dem das im Firn diffundierende Gas aus der jeweiligen Schicht gepumpt wird. Für das Foto Dank an Jakob Schwander, Uni Bern.

Die klassischen Eismessungen, die z.B. Al Gore in seinem Film “An unconvenient Truth” zeigt, beziehen sich auf CO2 Konzentrationen und entsprechende atmosphärische Temperaturen IM EIS. Man kann aber auch die entsprechenden CO2, CH4, N2O, SF6, CFC12 (kurz alle Gase, die sich gut im Firn halten) IM FIRN messen.

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Abbildung 4: Herunterlassen eines Bladder in die amerikanische Firn Bohrung in NEEM (Grönland) Für das Foto Dank an Jakob Schwander, Uni Bern.

In der Tat ist das heute eine Standardprozedur, wie sie bei fast allen Eisbohrungen mittlerweile durchgeführt wird. Abbildungen 3 und 4 zeigen die in das Bohrloch eingeführte Pump-Apparatur, die an der Grönländischen Bohrstelle NEEM in diesem Jahr benutzt wurde (Dank an Jakob Schwander für die Photos). Sie wird in das Loch heruntergelassen und dort so stark aufgeblasen, dass kein weiter Austausch mit der Atmosphäre stattfinden kann. Danach beginnt man vorsichtig Gas aus der umliegenden Firnschicht zu pumpen und ,während man früher noch die hochgepumpte Firn-Luft in entsprechende Auffangvorrichtungen gefüllt hat, um sie später im Labor zu messen, wird heute (Abbildung 5) direkt vor Ort per Infrarot-Spektrometrie gemessen.

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Abbildung 5: Gasmessungen an der NEEM Bohrstelle. Das vom Bladder hochgepumpte Gas wird direkt per IR Spektrometrie gemessen. Für das Foto Dank an Jakob Schwander, Uni Bern.

In Abbildung 6 kann man einige alte Firn-Messungen von der Law Dome Bohrstelle DSS (die die in NEEM in zwei Bohrlöchern, einem europäischen und einem amerikanischen von Jakob Schwander gemessen wurden, müssen noch ein letztes Mal gecheckt werden, sehen aber im Prinzip ganz ähnlich aus) verschiedener Gase zusammen mit den von einem Diffusionsmodell für diese Gase berechneten Tiefen-gradienten sehen. Diese Resultate erlauben mehrere Schlussfolgerungen:

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Abbildung 6: Messungen verschiedener atmosphärischer Gase und ihrer Isotope und zum Vergleich das Resultat eines Firn-Diffusions-Modell angetrieben mit dem jeweiligen atmosphärischen Konzentrationsverlauf der letzten Dekaden. Trudinger et al. JGR, 2002.

1) Jeder Messpunkt enthält Moleküle, die teils jünger und teils älter sind, also eine Art Altersprofil haben. Beim CO2 ist der unterste Messwert ca. 310ppm, einem Niveau kurz bevor Keeling 1958 angefangen hat zu messen. Auch dieser Wert hat sein Altersprofil und entspricht somit (auch) dem Wert der frühen 50/späten 40er Jahren.
2) Das Diffusionsmodell ist ausgesprochen erfolgreich. Es gibt ziemlich unterschiedliche Gasprofile wieder: Vom 14C atomaren Bombensignal bis zum industriell produzierten SF6. Es ist nicht nur physikalisch sauber formuliert, sondern somit vielfach unter unterschiedlichen Bedingungen getestet.
3) Um dieses CO2 Profil zu erhalten, wurde das Diffusionsmodel mit den beobachteten CO2 Background Konzentrationen (Keeling) gefüttert. Die Firn-Messungen und die Keeling Messungen bestätigen also einander gegenseitig. Was auch immer an Problemen (die z.B. Prof.Franck und andere sehen) mit dem CO2 im Eis passieren möge, es kann NICHT im Firn passiert sein und somit auch nicht in den letzten ca. 50-60 Jahren.
4) Diese Aussage ist sogar für Grönland richtig. Grönländisches Eis hat, wie ich noch berichten werde, Probleme das CO2 Signal auf Dauer zu speichern. Aber zumindest im Firn ist es bis in eine Tiefe von ca 75 Metern (und somit genau wie bei der obigen Law Dome Messung über die letzten 50-60 Jahre) ohne Probleme aufbewahrt.

Im nächsten Post zum Thema “CO2 Historie und das Eis” werde ich über den Übergang der Gase ins Eis und die verschiedenen Kerne, die eine Rekonstruktion der atmosphärischen CO2 Historie erlauben, berichten.

Kommentare (16)

  1. #1 for4zim
    Oktober 29, 2008

    Ein sehr schöner Beitrag, um mal besser zu verstehen, was vor dem eigentlichen Einschluss der Gase im Eis passiert, vielen Dank. Ist die angegebene Quelle für das Diffusionsmodell ein guter Einstieg in die Thematik (der Link sollte übrigens noch korrigiert werden – bei mir führt der derzeit nirgendwo hin)?

  2. #2 Georg Hoffmann
    Oktober 29, 2008

    @for4zim
    Danke. Link ist repariert. Das Trudinger Paper ist nicht sehr paedagogisch fuer meinen Geschmack. Das Model im Detail haben sie in einem anderen Paper vorgestellt:
    Trudinger, C. M., I. G. Enting, D. M. Etheridge, R. J. Francey, V. A.
    Levchenko, L. P. Steele, D. Raynaud, and L. Arnaud, Modeling air movement
    and bubble trapping in firn, J. Geophys. Res., 102, 6747– 6763,
    1997.
    Georg

  3. #3 adenosine
    Oktober 29, 2008

    Um wie viel müssten sich die Ozeane kurzfristig erwärmen, um CO2-Änderungen durch Ausgasung vom Beckschen Kaliber zu bewirken, oder um welchen Wert müsste sich die Sonneneinstrahlung verändern, um das hinzukriegen?

  4. #4 for4zim
    Oktober 29, 2008

    Von 1935 bis 1942 läßt Beck das CO2-Mischungsverhältnis in der Atmosphäre um 160 ppm steigen. Das sind etwa 350 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das ist mehr, als die Menschheit bisher an fossilen Brennstoffen verbrannt hat. Siehe hier: https://cdiac.ornl.gov/trends/emis/tre_glob.htm
    Bei einer Temperaturerhöhung der Meere um 10 Grad würde die Löslichkeit des CO2 im Wasser um ca. 30% sinken. Nun wurde in dem Zeitraum von 1935 bis 1942 keine annähernd so große Variabilität der Temperaturen der Meere beobachtet. Variationen waren im Zehntelgrad-Bereich an der Oberfläche und wohl geringer im tieferen Oberflächenwasser sowie in der Tiefsee und daher können auch die Ozeane allenfalls im Zehntelprozentbereich ihr CO2 aus den oberen Schichten ausgegast haben, wenn man den Einfluß eines wechselnden Partialdrucks von CO2 vernachlässigt.

    Wenn ich mal ohne Computer Pi mal Daumen die Größenordnungen abschätzen sollte:
    In den Meeren sind etwa 38000 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, aber nur ein Bruchteil davon befindet sich in den oberen ca. 50 bis 100 Metern, die innerhalb von weniger als 7 Jahren effektiven Austausch mit der Atmosphäre haben könnten. Davon sind also weit, weit weniger als 4000 Milliarden Tonnen Kohlenstoff betroffen. Wenn also durch eine Temperatursteigerung von 1-3 Zehntel Grad 3-10 Zehntel Prozent, also 12-40 Milliarden Tonnen Kohlenstoff ausgasen würden (unter brutaler Vernachlässigung der Effekte des steigenden Partialdrucks von CO2), wäre das immer noch in ppm ausgedrückt ein Anstieg von 6-20 ppm – 1-2 Größenordnungen unter dem Anstieg, den Beck meint entdeckt zu haben. Anders gesagt: die Meere hätten sich bis in mindestens 100 Meter Tiefe um mehr als 1 Grad erwärmen müssen, um in Beckschen Größenordnungen CO2 auszugasen unter Vernachlässigung der bremsenden Wirkung des gestiegenen Partialdrucks. Dazu braucht man eine Erhöhung der Sonnenstrahlung um mehr als 10 W/m2 (wenn derzeit ca. 1,6 W/m2 zusätzlich die Temperaturen an der Oberfläche um ca. 0,15 Grad pro Jahrzehnt steigen lassen) – kein Wert, der je beobachtet wurde.

  5. #5 IqRS
    Oktober 29, 2008

    @Georg:
    Von mir auch Danke für diesen informativen Beitrag!

    @adenosine:
    Ich stimme for4zim zu, von mir noch eine Ergänzung: Schaut man sich den Wechsel vom letzten Glazial zum aktuellen Interglazial an, sieht man einen Temperaturanstieg von 6°C und ein CO2-Anstieg um 100 ppm, also etwa 15 ppm pro °C. Um die Beckschen 160 ppm zu erreichen bräuchte man also rund 10°C Temperaturanstieg…Auch die Geschwindigkeit des Anstiegs ist abolut unrealisitisch: Obowohl wir derzeit das beste tun um die CO2-Konzentration so schnell wie möglich zu erhöhen erreichen wir “gerade mal” ca. 2 ppm/Jahr. Nach Beck ist die CO2-Konzentration zwischen 1935 und 42 dagegen 10mal so schnell angestiegen (über 20 ppm/Jahr). Zwischen Glazial und Interglazial lag der Anstieg übrigens bei rund 0,02 ppm/Jahr…

  6. #6 Müller
    Oktober 29, 2008

    @Hoffmann

    Setting the dogma baseline – CO2 measurements in ice cores

    In order to show that recent atmospheric CO2 levels have risen due to Man’s burning of fossil fuel, it was necessary to show a significant level increase above pre-industrial CO2 levels. We saw how Callendar was able to set a baseline of about 290 ppmv by rejecting values deviating more than 10% from his desired value.

    It was believed that snow accumulating on ice sheets would preserve the contemporaneous atmosphere trapped between snowflakes during snowfalls, so that the CO2 content of air inclusions in cores from ice sheets should reveal paleoatmospheric CO2 levels. Jaworowski et al. (1992 b) compiled all such CO2 data available, finding that CO2 levels ranged from 140 to 7,400 ppmv. However, such paleoatmospheric CO2 levels published after 1985 were never reported to be higher than 330 ppmv. Analyses reported in 1982 (Neftel at al., 1982) from the more than 2,000 m deep Byrd ice core (Antarctica), showing unsystematic values from about 190 to 420 ppmv, were falsely “filtered” when the alleged same data showed a rising trend from about 190 ppmv at 35,000 years ago to about 290 ppmv (Callendar’s pre-industrial baseline) at 4,000 years ago when re-reported in 1988 (Neftel et al., 1988); shown by Jaworowski et al. (1992 b) in their Fig. 5.

    Siegenthaler & Oeschger (1987) were going to make “model calculations that are based on the assumption that the atmospheric [CO2] increase is due to fossil CO2 input” and other human activities. For this modelling they constructed a composite diagram of CO2 level data from Mauna Loa and the Siple (Antarctica) core (see Jaworowski et al., 1992 b, Fig. 10). The data from the Siple core (Neftel et al., 1985) showed the “best” data in terms of a rising CO2 trend. Part of the reason for this was that the core partially melted across the Equator during transportation before it was analysed (Etheridge et al., 1988), but this was neither mentioned by the analysts nor the researchers later using the data (see Jaworowski et al., 1992 b). Rather it was characterized as “the excellent quality of the ice core” and its CO2 concentration data “are assumed to represent the global mean concentration history and used as input data to the model” (Siegenthaler & Oeschger, 1987). The two CO2 level curves were constructed to overlap each other, but they would not match at corresponding age.

    In order to make a matching construction between the two age-different non-overlapping curves, it was necessary to make the assumption that the age of the gas inclusion air would have to be 95 years younger than the age of the enclosing ice. But this was not mentioned by the originators Siegenthaler & Oeschger (1987). This artificial construction has been used as a basis for numerous speculative models of changes in the global carbon cycle.

    Oeschger et al. (1985) postulated this “air younger than enclosing ice” thesis from an explanation that the upper 70 m of the ice sheets should be open to air circulation until the gas cavities were sealed. Jaworowski et al. (1992 b) rejected this postulate on the basis that air is constantly driven out of the snow, firn, and ice strata during the snow to ice compression and metamorphism, so that ice deeper than about 1,000 m will have lost all original air inclusions. Deep ice cores will fracture when they are taken to the surface, and ambient air will be trapped in new, secondary inclusions. Both argon-39 and krypton-85 isotopes show that large amounts of ambient air are indeed included in the air inclusions in deep ice cores, and air from the inclusions will not be representative of paleoatmospheres (Jaworowski et al., 1992 b).

    Contamination from drilling fluids and more than twenty physical-chemical processes occurring in the ice before, during, and after drilling, make ice cores unsuitable for paleoatmospheric work (Jaworowski et al., 1992 b).

    The most famous ice core, the Vostok (Antarctica) core, with air inclusions allegedly representing the global paleoatmospheres over the last 160,000 years, show CO2 levels below 200 ppmv for many tens of thousands of years spanning 30,000 to 110,000 years BP (Barnola et al., 1987). “Most geochemists were convinced that changes such as these could not occur”, says Sarmiento (1991) about these low alleged paleoatmospheric CO2 levels. Such low atmospheric CO2 levels below approximately 250 ppmv (McKay et al., 1991) would have led to extinction of certain plant species. This has not been recorded by paleobotanists, showing clearly that the ice core CO2 results are not representative of paleoatmospheres (Jaworowski et al., 1992 b), hence the CO2-ice-core-method and its results must be rejected.

    Tom V. Segalstad, Mineralogical-Geological Museum, University of Oslo

  7. #7 Müller
    Oktober 29, 2008

    P.S.

    Die aktuelle Klimatologie setzt die so bestimmten CO2 und Methan-Konzentrationen der eingeschlossenen Luft gleich mit den damaligen atmosphärischen Konzentrationen. Dies ist jedoch falsch, da bei der Bohrung und Analyse der Eisbohrkerne das Eis verändert wird und ein Gasverlust auftritt (12). Deshalb sind die so festgestellten Mengen zu niedrig und reflektieren nicht die paläontologischen Konzentrationen. Weiterhin gibt es im eis Bakterien die CO2 als Kohlenstoffquelle verwenden. Auch deshalb sind die analysierten CO2 Mengen in Eisbohrkernen zu niedrig.

    Die in den Eisbohrkernen festgetellten Luftblasen sind in Abhängigkeit der Kernlänge ein Artefakt und entstehen bei Bohrung und Bergung des Eisbohrkerns. Eisbohrkerne aus Grönland und der Antarktis sind über 3 km lang. Dies bedeutet, daß auf dem Eis in größerer Tiefe ein entsprechend größerer Druck lastet (ca. 5 bar bei 100 Jahre altem Eis und 15 bar bei 350 Jahre altem Eis. Ab einem spezifischen Druckbereich (Tiefe) besitzt Eis keine flüssigen und gasförmigen Einschlüsse mehr. Die Gase liegen als Clathrat vor, CO2 ab ca. 200m O2 und N2 ab 600 m. (13)

    Durch die Bohrung wird das Eis dekomprimiert und durch die Bohrflüssigkeit verunreinigt. Dadurch entstehen horizontale Risse und flüssige Wassereinschlüsse, was die Lösungszusammensetzung des Eises verändert. Dadurch gehen Teile der in Clathratform gelösten Gase in die Flüssigkeit über oder bilden sekundäre Gasblasen bzw. vermischen sich mit der Bohrflüssigkeit. Auf diese Weise vermindert sich die später bei der Analyse gemessene Konzentration.

    E.G. Beck

  8. #8 Georg Hoffmann
    Oktober 30, 2008

    @Mueller
    Ein bisschen am Thema vorbei, was du da postest ( und nicht selbst geschrieben hast). Weder Segalstad noch Beck haben je Eismessungen gemacht, aber selbst wenn sie haetten, sind diese Anmerkungen alle irrelevant.
    Das Loch fuer die Firnmmessungen enthaelt keine Bohrfluessigkeit (die ja in die Loecher gegeben wird, um das Loch frei zu halten fuers naechste Jahr). Es wurden auch keine Eismessungen gemacht, so dass weder horizontale Risse noch Wassereinschluesse (??) stattfinden koennen. Die beiden Loecher in Groenland (siehe Photos) wurden nur fuer die Firnmessungen gebohrt und was im Feld gemessen wurde ist einfach hochgepumpte Luft. Sie sind etwas ueber 70 Meter tief und es gibt keine Clathrate in dieser Tiefe.
    Was auch immer Bakterien und Wassereinschluesse und horizontale Risse boeses tun moegen, sie haben es nicht in den letzten 50 Jahren getan und nicht im Firn.

  9. #9 Eddy
    Oktober 30, 2008

    Hallo Herr Hoffmann,

    Aaahhh, endlich einmal Wissenschaft anstelle von Skeptikerbashing!

    Dankeschön!!!

    Eddy

  10. #10 Wolfgang Flamme
    Oktober 31, 2008

    Hallo Georg,

    ein guter Beitrag, mal mit etwas Praxisnähe hinterfüttert, was man bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen sonst kaum findet.

    Allerdings, zur Widerlegung der Beck-Kurve ist die Darstellung so nicht geeignet – was noch fehlt ist zum Vergleich das theoretische Profil, was sich hätte ergeben müssen, wenn man dem Modell den Beckschen CO2-Verlauf aufprägte. Da wäre beim Law Dome womöglich keine allzudeutliche Abweichung festzustellen, da sich die relevanten Änderungen auf den Bereich um ~50m Tiefe konzentrieren dürften.

    Leider habe ich’s noch nicht geschafft, mit den Informationen aus frei verfügbaren Quellen ein solches Diffusionsmodell nachzubauen und nachzurechnen. Wäre schön, wenn Du eine erschöpfende Quelle kennst, mit der sowas gelänge.

    Ich halte Becks historische Auswertungen jedenfalls nicht für inkonsistent mit unseren derzeitigen Erkenntnissen. Keeling war instrumentell ungleich moderner ausgestattet als die früheren Experimentatoren, er war anders als die früheren Experimentatoren speziell hinter der absoluten Größe und dem Trend des Hintergrundsignals her, er hatte bereits sehr gute Orientierungsgrößen zur Verfügung und hat trotzdem Jahre gebraucht, um die Messungen und Auswertungen so zu verfeinern, daß man ein zuverlässiges CO2-Backgroundsignal daraus ableiten konnte.

  11. #11 Eli Rabett
    November 2, 2008

    Es ist offensichtlich, Kalibrierung für atmosphärische Gas-Konzentrationen im Eis, die FCKW. Die Antwort muss Null vor ~1930 sein, und wir haben ein gut genug Idee über ihre Herstellung sowie die Konzentrationen in der Atmosphäre zu Nagel die Kalibrierung fuer 1930.

  12. #12 Eddy
    November 5, 2008

    @ Eli Rabett

    Soweit ich weiss, stimmt es nicht, dass FCKW erst ab 1930 da waren:

    https://www.sciencenews.org/view/generic/id/202/title/Volcanoes_arent_a_big_source_of_CFCs

    “The volcanoes tested by Isidorov may indeed produce higher concentrations of CFCs than the Japanese and Italian volcanoes studied, says Jordan. However, “Isidorov’s extrapolation of his results to 75 percent of the world’s volcanoes is not justified,” he asserts.”

    Das ist heute selbstverständlich keine Nachricht mehr wert!

    Liebe Grüsse

    Eddy

  13. #13 Georg Hoffmann
    November 5, 2008

    @Eddy
    “Soweit ich weiss, stimmt es nicht, dass FCKW erst ab 1930 da waren:”
    Das schreibt nichtmals dieser nicht reviewte Artikel.
    Denn 1) gibt es einen riesigen Park von CFCs von denen einzig CFC-11 gefunden wurde. 2) Wurde es in einer absolut winzigen Konzentration gefunden “which was detected in some samples at concentrations of up to 1 ppbv” 3) gibt es trotz aller Sorgfalt ein hohes Kontaminationsrisiko und schliesslich 4) Hier noch mal das Abstrakt des eigentlichen Papers
    hier https://pubs.acs.org/cgi-bin/abstract.cgi/esthag/2000/34/i06/abs/es990838q.html
    der mit dem Satz endet:
    “A conservative estimate of the upper limit of global CFC emissions by volcanoes clearly shows that this source is negligible as compared to the atmospheric burden by anthropogenic activities.”
    Francois Le Guern ist Co-Autor dieser Studie und vom LSCE.

  14. #14 Hans Erren
    November 6, 2008
  15. #15 Eddy
    November 14, 2008

    Hallo Georg,

    Leider hatte ich nicht mehr hier reingeschaut. Sorry!

    Ich kenne leider die verschiedenen Formen der FCKW nicht so genau, kann mich aber noch erinnern, dass man früher (so um 1980-90) rum immer erklärte, dass FCKW ausschliesslich vom Menschen stammen würden.

    Ich halte es für eine Sensation, wenn man herausfindet, dass das nicht stimmt. Man sagte ja auch früher, dass diese Substanzen die einzigen wären, die die Ozonschicht massgeblich zerstören würden, was heute wirklich widerlegt ist:

    https://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca2_2002/keppler.html

    “Nach neuesten Schätzungen sind natürlich produzierte Chlor- und Brommethane für circa 30 Prozent des Ozonabbaus verantwortlich.”

    Aus 0% wurden also geschätzte 30%. Und wie die FCKW abgebaut werden, kann man heute auch nicht mehr erklären, weil ein wichtiger Teilprozess nicht so funktioniert, wie man dachte. Kosmische Strahlung soll jetzt den Prozess erklären.

    Fakt ist, dass der Beginn der FCKW-Ära und die Kurve der Ozonzerstörung irgendwie nicht zusammenpassen. Das erinnert mich an die BSE-Katastrophe, wo tierische Infektionsrate und menschliche Erkrankungen nicht zueinander passten.

    Normalerweise ist dann irgend etwas faul am Erklärungsmodell.

    Ob es jetzt einfach bloss unvollständig oder grundsätzlich falsch ist, weiss ich selbstverständlich nicht. Es ist aber trotz allem erstaunlich, wie sicher sich die Wissenschaft 30 Jahre lang ist, um dann allmählich immer unsicherer zu werden.

    Ab wann man konsequent handeln sollte, ist wiederum eine andere Frage. Auch die Frage, ob man FCKW als “Marker” verwenden kann, wird davon, nach Ihren Erklärungen, nicht beeinflusst.

    Es zeigt uns nur, dass wir uns oft irren.

    Liebe Grüsse
    Eddy

  16. #16 Eli Rabett
    November 14, 2008

    Er ist bekannt für etwas länger als für immer, dass die CH3Cl und CH3Br haben bedeutende natürliche Quelle. Es wurde bekannt, seit den 1980er Jahren, dass die wichtigsten Quellen von Cl und Br in der Stratosphäre sind von Menschen gemacht FCKW.