Wir haben ja hier in Frankreich auch unser Kreuz mit den Skeptikern zu tragen. Tatsächlich tauchen sie linksrheinisch an deutlich prominenterer Stelle als in Deutschland auf, nämlich in der Academie de Science in der Person von Claude Allegre und Vincent Courtillot (beides Geologen/Geochemiker vom renomierten Institut de Physique du Globe, IPG). Ihr Lieblingsklimafaktor ist (surprise surprise) DIE SONNE und so sah sich Prof. Edouard Bard, einer der profiliertesten Paleo-Klimatologen Franreichs veranlasst einen Tag am College de France dem Thema Sonne und Klima zu widmen. Die folgenden Grafiken sind seinem Vortrag entnommen.
Ich hatte hier auf primaklima bereits eine Einführung zum Thema gegeben. Die entscheidenden Fragen lauten: 1) Wie hat die solare Einstrahlung in den letzten Jahrzehnten variiert und 2) Gibt es andere solare Parameter, die eine gewisse Übereinstimmung mit dem globalen Temperaturtrend der letzten Jahrzehnte haben und die vielleicht über bislang unbekannte oder ungenügend verifizierte Wechselwirkungen einen Einfluss auf das Klima haben können.
Bild 1: Solare Aktivität von verschiedenen Satelliten zwischen 1978 und 2008 gemessen nach Lockwood&Fröhlich 08.
Ein Blick auf die bis 2008 verlängerte solare Aktiviät, die seit 1978 per Satellit gemessen wird, hilft bei Frage 1. Die Solarkonstante von 1366W/m2 ist in der Tat nicht konstant und variiert unstrittig um 1-2W/m2 im Rythmus des berühmten 11 Jahreszyklus. Seit 78 haben 6 verschiedene Satelliten mit unterschiedlicher Instrumentation und unterschiedlicher Drift bearbeitet von drei unterschiedlichen Arbeitsgruppen (Schweiz, Belgien, USA) leicht unterschiedliche Zeitserien produziert. Bis zum Jahr 2000 war der Streit insbesondere zwischen den Schweizern vom World Radiation Center aus Davos und Richard Willson von der NASA eine stete Quell für Spekulationen. Die Schweizer sahen den Langzeit-Trend der solaren Aktivität bei null und Willson sprach von einem steigenden Langzeittrend von 0.005% pro Jahr. Hier ist nun die Verlängerung der Messungen bis 2008 zu sehen. Mit dem ziemlich markanten Minimum am Ende des 23 Solarzyklus scheint im Moment alles auf eine seit 30 Jahren stabile respektive sehr leicht schwächer werdende Sonne hinzudeuten.
Danach gibt es natürlich die Fans der kosmischen Strahlung, geladene hochenergetische Teilchen (im Normalfall Protonen) die durchs Universum sausen und hier zu global warming führen sollen. Ein wahrscheinlicher Ort zumindest ihrer enormen Beschleunigung sind explodierende Sterne, sogenannte Supernovae. Da die Teilchen elektrisch geladen sind, werden sie von kosmischen Magnetfeldern in alle Richtungen abgelenkt und sind (bis auf vielleicht die allerallerschnellsten) isotrop im All verteilt, will heissen: sie kommen von überall her. Einmal in Kontakt mit unserer Atmosphäre produzieren sie einen riesigen Schwarm von Sekundärteilchen, Muonen, Neutronen, den ganzen Teilchenzoo und sollen so, gemäss einer alten Idee, für die Ionisierung der unteren Atmosphäre und dadurch für die Wolkenbildung dort mitverantwortlich sein.
Bild 2: Einer der längsten Zeitserien von Sekundär Neutronen produziert durch kosmische Strahlung gemessen auf McMurdo Station in der Antarktis.
Auch da sieht es bislang recht duster aus. Hier etwa einen der längsten Zeitserien von Sekundär-Neutronen, die auf McMurdo Station, der amerikanischen Antarktisstation, gemessen wurde. Da an den Polen das Erdmagnetfeld, das zumindest einen Teil der kosmischen Strahlung ablenkt, am schwächsten ist, sollte dort das Signal eines Trends in der kosmischen Strahlung am stärksten sein. Wie man sieht, sieht man nichts. Kein Trend, daraus folgt kein Beitrag zur globalen Erwärmung.
Zusammenfassend sagen Lean&Rind im 2008 erschienen Artikel, How natural and anthropogenic influences alter global and regional surface temperatures: 1889 to 2006, : Die solare Aktivitätsschwankungen sind vernachlässigbar zur Erklärung des Klimatrends der letzten 25 Jahre und haben vielleicht um die 10% zu der beobachteten Erwärmung im 20ten Jahrhundert beigetragen.
Bild 3: Globale Temperatur und verschiedene Parameter mit Sonnenbezug: Solare Aktivität, geomagnetischer aa-Index und von kosmischer Strahlung produzierter Sekundär-Neutronen.
Wer das ganze nochmal als Grafik haben möchte: Solare Aktivität, Schwankungen der Sekundär-Neutronen, die von der kosmischen Strahlung produziert wurden, und die Stärke des Erdmagnetfelds (angegeben durch den sog. aa Index) im Vergleich mit der globalen Temperatur.
Wird die Sonne dadurch an Beliebtheit bei den Skeptikern verlieren? I-WO! Selbst diejenigen, die am CERN Projekt CLOUD mitarbeiten und sicher ernsthaft nach Möglichkeiten eines Mechanismus, der die kosmische Strahlung mit der Wolkenbedeckung verbindet, suchen, sind mitlerweile vom Eifer einiger Hardcore-Skeptiker genervt. So wurde, nach einem unbestätigten Gerücht, denn auch Henrik Svensmark vom weiteren CLOUD Projekt ausgeladen. Sein permanentes “Overselling” der Cosmic-Ray-Cloud Idee und dessen, was bilang wirklich gefunden wurde, ging den meisten Teilnehmern wohl zusehr auf die Nerven.
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