Die Verhandlungen um das Kyoto Folgeprotokoll nehmen langsam an Fahrt auf. Jeder sucht schon mal nach Argumenten, die ihn davor bewahren mögen, allzu sehr in neue Technologien, Energiesparmassnahmen und ähnlich unnötigen Schnickschnack investieren zu müssen. Der Wunsch, mit sowas kein Geld zu verplempern, ist höchst verständlich, schliesslich wird jede finanzielle Ressource zur Rettung der Wallstreet dringend benötigt und auch ein neuer Flugzeugträger mag dem einen oder anderen weit zukunftsorienter erscheinen, als so eine langweilige solare Warmwasserbereitung.
Jetzt hat es aber doch einer bei der beginnenden Suche nach Verhandlungspositionen zu weit getrieben. Der indonesische Fischereiminister Freddy Numberi sagte bei der World Ocean Conference, dass er gerne hätte, dass in die Verhandlungen auch die nationale CO2 -Ozeansenken miteingehen.

Indonesia wants the world’ oceans to be recognize as carbon storage like rainforests. Countries with large sea territories, like Indonesia, could improve their carbon footprint and receive international funding for protecting the oceans.

Keine schlechte Idee, gerade für ein Land mit 10.000 kleinen Inseln. Noch besser sogar, für die Erdölproduzenten auf der arabischen Halbinsel. Mögen sie auch das eine oder andere Fässchen Petroleum aufmachen, vor ihren Küsten liegt eines der grössten Upwelling Gebiete des globalen Ozeans mit einer riesigen jährlichen Bioproduktion. Kuwait und Jemen würden Ruckzuck zur grössten CO2 Senke der Welt.
Der Vorschlag Indonesiens, es müsse CO2 Kredite dafür erhalten, diese ihre Gewässer nicht so zu verschmutzen, dass keine CO2 Aufnahme mehr möglich wäre, führte bei Wissenschaftlern aber eher zu einem Zynismus-Anfall. Tony Haymet vom Scripps Institution of Oceanography meinte nur trocken:

“To get credit for preserving the ocean or avoiding deforestation is like getting credit for not beating your wife,” :

DPA.

h/t Martin Heimann

Kommentare (3)

  1. #1 Martin Heimann
    Mai 13, 2009

    Klar – Kredit für einen Ozean den man nicht aktiv beeinflussen kann ist eine Schnapsidee. Aber der Schutz existierender Wälder (avoiding deforestation) sollte honoriert werden – wird es zur Zeit leider nicht. Wir haben bei uns die Wälder gerodet – warum sollten die Brasilianer (oder andere Länder) dies nicht auch tun? Damit sie es nicht tun, müssen sie honoriert werden. Wie man dies allerdings in einer gerechten Weise erzielen kann, ist eine schwierige Frage.

  2. #2 Georg Hoffmann
    Mai 13, 2009

    @Heimann
    Hallo Martin,
    nett, dass du mal vorbeischaust.
    Mal abgesehen von der netten Polemik des Zitats, ja, warum soll der Brasilianer es nicht auch tun? Weil er auch ein Interesse daran hat.
    Nicht nur in einem altruistischen Sinne (Naturschutz, Artenschutz etc ), sondern weil der existierende Wald mehr wert sein koennte, als der abgeholzte. Ich glaube, es wird sehr schwer, durch Kyoto oder aehnliches, den Preis dieser Waelder kuenstlich hochzuhalten, ihr “Wert” muss anders in die Hoehe getrieben werden.
    Ich fand eigentlich immer, dass es schon ein Fehler war, Waelder, Boeden oder was auch immer ueberhaupt in die Kyoto Verhandlungen mit reinzunehmen. Von der schwierigen Evaluierung mal abgesehen, oeffnet das doch die Tuer fuer Waldbewirtschaftungsmethoden, die nur die Kohlenstoffbindung optimisieren und sonst moeglicherweise eher ein Desaster sind.

  3. #3 antiangst
    Mai 13, 2009

    Gegen Politik in Verbindung Klima wird wohl auch Zynismus nicht helfen. Das einzige was wohl eine weiter Steigerung der CO2-Erzeugung verhindern könnte, wäre ein wissenschaftlicher Durchbruch in der CO2-freien Energieerzeugung. Also alle Klimakohle bitte in die entsprechende Forschung und nicht CO2-Placebo-Produkte.