Hach, ich wollte schon immer mal ein Erratum schreiben. Jetzt ist es endlich so weit. In meinem vorherigen Beitrag hatte ich die vom MPI/Hamburg simulierte Meereisbedeckung vorgestellt, gezeigt, dass auch dieses Modell (wie alle anderen ebenfalls) dem beobachteten arktischen Meereis-Verlauf hinterherhinken und sein Verschwinden unterschätzt, und ferner die übliche und systematische Wetter/Klima Verwechslung der Klimaskeptiker zurückgewiesen: Die Modelle simulieren eine grosze Jahr-zu-Jahr Variabilität des Meereises und kommen häufig zurück auf das mittlere Niveau der Jahre 79-00, obwohl der Trend bereits sichtbar nach unten Richtung Verschwinden des arktischen Sommer-Meereises zeigt.

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Bild 1: Erratum

So weit, so gut. Wo ist jetzt das Erratum? Ich hatte im erwähnten Post darauf hingewiesen, dass das klimatologische Mittel doch deutlich über den Beobachtungen (~6 Mill.km^2) läge und habe mit etwas blabla darüber spekuliert, dass ein Vergleich der simulierten Grösze Meereis-Bedeckung und der Satelliten gestützen Beobachtung Unterschiede bestehen. Das ist so auch richtig und die Berücksichtigung von Löchern im Meereis (Polynyas) und die räumliche Auflösung (Modell/Satellit) ist sicher nicht trivial. Trotzdem hatte ich doch den Verdacht, dass die mehr als 6 Mill. Km^2über der Klimatologie doch ein wenig happig sind. Eine kurze Anfrage bei Erich Röckner, verantwortlich für die IPCC Läufe am MPI, und seine rasche Antwort hat mich dann auch auf die richtige Spur (Missing Values und deren Berücksichtigung $$%!&&£%+) gebracht. So oder so, ich habe einen Bock geschossen.

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Bild 2: Meereisausdehnung aus einem der drei “20stes Jahrhundert” Ensemble-Läufe des MPI-ECHAM5 Modells. Die Läufe wurden mit den beobachteten Treibhausgas- und Aerosolkonzentrationen von 1860 bis 2001 angetrieben (für Details siehe hier). Hier zeige
ich die Meereisbedeckung in der Nord- und der Südhemisphaere (erste/zweite Kurve von oben) und deren Anomalien (dritte/vierte) über die Zeitspanne, in der es auch gut gesicherte Satellitenbeobachtungen gibt.

Ich lasse die “Original Graphiken” an ihrer Stelle, füge dort einen Kommentar auf diesen Post hinzu und lege hier die beiden korregierten Bilder hin. Wie man sofort sehen kann, variiert jetzt das Modell zwischen 7-14 Mill.Km^2 im 20th Century Lauf. Seit 79 liegt der beobachtete saisonale Zyklus zwischen 6 und 16 Mill. Km^2 (Peak to Peak).

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Bild 3: Anomalien des Arktischen Meereises modelliert in den drei Ensemble-Läufen des MPI/ECHAM5, die der Klimaentwicklung des 20ten Jahrhunderts entsprechen.

Erich Röckner hatte mir auch eine ausführliche Modellanalyse zum Meereis (Parkinson et al.) mitgeschickt, aus der ich hier insbesondere den Vergleich der Meereisausdehnung aller CMIP3 Modelle mit den Beobachtungen zeige.

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Bild 4: Vergleich der CMIP3 Klimamodell-Resultate für das arktische und antarktische Meereis mit Satellitendaten. Entnommen Parkinson et al.

Tatsächlich ist das MPI Modell ganz im Gegenteil zu dem, was ich im ersten Post geschrieben habe, mit eines der Modelle, die am besten abschneiden.
Nochmals: Sorry und Mea Culpa.