Zum Ende der Babypause der lang erwartete Oktober-Rekordticker. Wie steht es also um meine Wette, dass 2010 in mindestens einem der globalen Temperaturdatensätze das wärmste je gemessene Jahr wird? Nun, im HadCRU Datensatz ist definitive nichts mehr zu holen für mich. Der Oktober (Bild 1) blieb auf dem relativ niedrigem Niveau des La-Niña-geprägten Vormonats. Mittlerweile herrschen im tropischen Pazifik eindeutig Niña-Bedingungen (Bild 2) und die Forcasts gehen davon aus, dass das auch bis in das Früjahr 2011 so bleiben wird. Dass aber die Temperaturen eben nicht “abstürzen” wie noch 2007/2008 liegt hauptsächlich daran, dass indischer und atlantischer Ozean auf hohem Temperaturniveau bleiben.
Hier nochmal die kurze Erklärung zu den Temperatur-Grafiken:
Blau: Das jeweilige Rekordjahr des jeweiligen Datensatzes
Gelb: Mittel der Monate des laufenden Jahres (2010).
Rot: Wo der Rest des Jahres im Mittel landen muss, um den Rekord zu brechen.
Bild 1: Global HadCRU
Bislang war ja zumindest die Nordhemisphäre des Jahres 2010 eindeutig auf Rekordkurs, aber auch das wird wohl sehr knapp werden (Bild 3). Die verbleibenden beiden Monate, November und Dezember, müssten auf im Mittel auf dem Niveau der roten Linie in Bild 3 liegen und das wird wohl knapp werden. Bei der Südhemisphäre ist die rote Linie gar aus der Skalierung der Graphik verschwunden.
Bild 2: Die globalen Ozeantemperatur-Anomalien im Oktober/November 2010. Die Niña Bedingungen sind gut zu erkennen, indischer Ozean und Atlantik bleiben aber auf recht hohem Temperaturniveau.
Aber, Gott sei Dank, es gibt ja noch den GISS Datensatz, der mehr Gewicht auf die hohen Breiten und somit weniger auf die Tropen legt. Der Oktober war dort der zweit wärmste je gemessene Oktober und die rote Linie liegt in Bild 5 doch ein Stückchen unter dem Oktober Niveau. Daumen drücken, heisst es also.
Bild 3: Nord-Hemisphäre HadCRU
Dieser Rekordticker ist, wie angekündigt mit einem CO2 Emissions-Update versehen. Nature veröffentlichte dazu jüngst eine Studie, an der auch mein Labor, das LSCE, beteiligt war.
Bild 4: Süd-Hemisphäre HadCRU
Die Autoren haben die globalen Energie-Statistiken, einerseits die UN Daten und andererseits die einer von BP gesponsterten Studie benutzt, die entsprechenden verbrannten Mengen an Kohle, Gas und Öl in je unterschiedliche CO2 Flüsse umgerechnet und so der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise einen Carbon-Fussabdruck gegeben.
Bild 5: Global GISS
In der Tat gingen im Hauptkrisenjahr 2009 die Emissionen mit ca. 8.4 GTC zum ersten Mal in den 2000er Jahren zurück (-1.3%). Dieser Rückgang ist allerdings deutlich weniger (ca. um einen Faktor 2) als zuvor prognostiziert wurde. Der Einfluss der Krise ist auch je nach Region sehr unterschiedlich verteilt: So ging es in Deutschland um 7% bei den Emissionen zurück und in Japan gar um fast 12%, während die Schwellenländer auch in der Krise weiter zulegten (China +8%, Indien +7%). China ist somit eindeutig der gröszte CO2 Emittent vor den USA geworden.
Bild 6: Entwicklung der globalen anthropogenen CO2 Emissionen basierend auf zwei leicht unterschiedlichen Datensätzen (UN vs BP). Nach der Krise 2009 scheint es CO2-mäzsig bereits wieder aufwärts zu gehen.
Nach allem was wir wissen, verspricht aber das Jahr 2010 bereits dieses etwas maue Jahr 2009 voll zu kompensieren, und zwar mit einem CO2 Anstieg von +3% und somit einer Steigerungsrate, wie es sie zuletzt zu Beginn der 2000er gegeben hat. Der generelle Verlauf der CO2 Emissionen entspricht übrigens genau dem, was eine Abschätzung basierend auf Brutto National Produkt (BNP) + Innovationsfaktor bei der Energieproduktion so vermuten lassen.
Bild 7: Land Use Change (insbesondere also Abholzung) fällt im letzten Jahrzehnt recht kontinuierlich ab und liegt jetzt noch bei ungefähr einer GTC zusätzlicher CO2 Emissionen (das Verhältnis von C zu CO2 ist st¨chiometrisch gerechnet natürlich wie 3:11).
Ein anderer interessanter Aspekt der Arbeit ist der Vergleich zwischen dem Einfluss von Abholzung und Bodennutzung (Land Use Change=LUC) auf die CO2 Flüsse. In den verschiedenen Arbeiten zum Thema wurde in den letzten Jahren der LUC Term eigentlich systematisch immer kleiner angesetzt. Aber auch innerhalb einer Abschätzung (siehe Bild 7) geht der Entwaldungsterm kontinuierlich zurück und liegt im Jahr 2010 mit etwas unter einer Gigatonne C deutlich unter dem Niveau der 90er.
Nun, kurz zusammengefasst. Der Planet Erde ist recht nahe einer neuen Rekordtemperatur für das Jahr 2010 und der CO2 Gehalt seiner Atmosphäre beträgt 387.2ppm.
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