Hut ab! Professor Dronskowski hat mir den folgenden Beitrag zugesandt, nachdem ich Ihn in einer Mail auf meinen Klimaschmock-Artikel aufmerksam gemacht habe. So muss es sein. Einige Dinge werden in seiner Replik sicher geradegestellt, insbsondere war sicher der Zusammenhang seiner Worte, nämlich eine Einführungsvorlesung in die Chemie an der RWTH, zu berücksichtigen. Der Vortrag, der jetzt nicht mehr im Internet verfügbar ist, war sicher nicht dazu gedacht, ein klimaskeptisches Gesamtgemälde zu malen, sondern war nur ein 11 Minuten Ausschnitt aus der besagten Vorlesung. Trotzdem meine ich, dass auch in diesem Fall es die Klimaforschung verdient hätte, objektiver dargestellt zu werden und nicht nur als Beispiel für alles, was so im Argen liegt in der Wissenschaft, dienen sollte. Anyhow, hier die Entgegnung Professor Dronskowskis
Bild 1: Das Kommitee zur Vergabe des Klimaschmock des Monats nimmt die Replik zur Kenntnis. Science is a contact sport.
—————————————————————————-
Sehr geehrter Herr Hoffmann,
mit dem “Klimaschmock” sind Sie in der Tat mächtig mit der Tür ins Haus
gefallen, insbesondere weil mich anschließend Anrufe u. eMails erreichten,
die mir nicht gefallen haben. Geschenkt, auch die Häme Ihrer anonymen
Blogbesucher. Das Video war nur für die hochschulinterne studentische
Nachbereitung gedacht. So sind die Regeln, und das ist auch sinnvoll. Ich
bitte Sie um Verständnis dafür, daß ich mich nur einmal äußere, für mehr
fehlt mir schlicht die Zeit; herzlichen Dank.
Das Video zeigte keine “Klimavorlesung”, sondern einen etwa zehnminüten
Ausschnitt aus einer Experimentalvorlesung Chemie für Studenten der
Ingenieurwissenschaften; es waren deutlich mehr als 1000 Leute, die es zu
unterrichten galt, und zwar als Parforceritt durch die Chemie in nur 15
Doppelstunden. In einer Doppelstunde mit dem Titel “Gasgesetze” kommt die
Sprache auf das besagte CO2-Molekül, und hier muß ich eben auch “Klima”
anschneiden, denn wenn man gar nichts sagt, wird man von studentischer
Seite mit Fragen bombardiert. Die Studenten kommen mit dem Halbwissen “CO2
= Klimatod” (ich vereinfache, aber Sie wissen, was ich meine) in die
Universität. Und nun ist es an mir, in ca. 10 min auch hierzu etwas zu
sagen.
Also deute ich an, daß es frühere Beispiele für grandios gescheiterte (u.
ähnlich alarmierende) Vorhersagen gibt, daß die recht grobe Rekonstruktion
des Klimas einen natürlichen Klimawandel widerspiegelt (von “Leugnung”
keine Spur) und der Hockeyschläger nicht dazu paßt, daß die Berechnung
einer Durchschnittstemperatur gar nicht so einfach ist und daß die
Temperaturerhöhung im Moment bemerkenswerterweise eine Pause eingelegt
hat, trotz steigender CO2-Konzentration. All dies wissen die meisten
Studenten nicht und sind verblüfft. Die entscheidende Frage ist der
menschliche Anteil am Klima. Nun ist aber der Einfluß des CO2 sicher
weniger gut verstanden als oftmals behauptet, und für eine detaillierte
Diskussion des “Treibhauses” fehlt ohnehin die Zeit. Aber ich weise auf
die merkwürdige zeitliche Abfolge zwischen T-Veränderung und
CO2-Konzentration hin, die von Al Gore nicht richtig dargestellt wurde.
Letzteres können die Studenten dann sogar verstehen, weil sie erkennen,
daß sich CO2 exotherm in Wasser löst (das Prinzip von Le Chatelier). Da
ist wieder die Chemie im Spiel, genau deshalb wird es erwähnt.
Der Alarmismus ist meiner Ansicht nach nicht angebracht, und ich ergänze
interpretierend, daß sogar pekunäre Interessen damit verbunden sind oder
sein können, auch bei Wissenschaftlern. Wer wie ich ein Institut leitet,
weiß das. Aber ich sage ebenso explizit, daß das nicht die Beiträge manch
exzellenter und integrer Klimaleute diskreditieren soll. Und schließlich
zeigt das Beispiel “Rock Music Quality vs. US Oil Production”, daß man auf
Korrelationen nichts geben darf. Natürlich soll man nicht mit
Korrelationen argumentieren, aber die Massenmedien tun dies oft. Das
absurde Korrelationsbeispiel behalten die jungen Leute ihr Leben lang im
Gedächtnis, weil es erheiternd-erhellend wirkt: Lernziel erreicht.
Ich glaube, daß junge Leute so etwas erfahren sollten. Zusätzlich bekommen
die Studenten nach der Vorlesung noch Dokumente zugesandt, in der beide
Positionen (“Alarmisten” u. “Skeptiker”) auftauchen, und zwar inklusive
der wissenschaftlichen Referenzen. So gehört sich das. Die Studenten
können den Quellen selbst nachgehen, bis ins Detail; natürlich alles
freiwillig. Einige machen das auch, eben weil ihr Interesse geweckt ist.
Das konnten Sie aus dem Videoausschnitt natürlich nicht entnehmen, aber es
ist so. Schließlich sollten die Studenten auch wissen, daß ein “Konsens”
(selbst wenn es ihn gäbe) nicht weiterhilft. Aus einer früheren
Doppelstunde haben sie noch in Erinnerung, daß Enrico Fermi den
Physiknobelpreis für die Entdeckung der “Transurane” (das war Konsens)
erhalten hat. Später hat Otto Hahn dann alles richtiggestellt, und dann
war die Kernspaltung bewiesen und der Chemienobelpreis für Hahn eine
Selbstverständlichkeit.
Leider kann ich in den 10 min auch nicht auf Simulationen eingehen, trotz
des Zitates aus dem 2001er IPCC-Bericht (Seite 774): “In climate research
and modeling, we should recognise that we are dealing with a coupled
non-linear chaotic system, and therefore that the long-term prediction of
future climate states is not possible.” Das ist eindeutig. Natürlich darf
man fragen, was “long-term” wirklich heißt. Aber hat man sämtliche
zugrundeliegenden Prozesse umfassend verstanden oder verfügt man über
genügend zuverlässige Daten? Schon die quantenchemische oder
molekulardynamische Simulation chemischer Verbindungen aus nur wenigen
Atomen bspw. ist wegen des Parametrisierungsproblems oft ungenau oder
sogar unmöglich. Um wieviel schwieriger wird es, wenn man den ganzen
Planeten simulieren möchte! Doch, wie gesagt, dazu reicht die Zeit erst
recht nicht, also lasse ich es weg. Man müßte, um die Dinge noch besser
darzustellen, heute sogar Svensmark und Kollegen aufführen, aber auch das
geht zeitlich nicht mehr, ohnehin nicht in einer Chemievorlesung.
Ach ja, die Quellen: ganz bewußt zeige ich NASA-Daten und eine
nicht-IPCC-Zusammenstellung, insbesondere da ich – und das ist wichtig –
die Studenten auffordere, solche Daten auch einmal selbst zu überprüfen!
Gehen Sie den Daten selbst auf den Grund! Das war vor zwei Jahren noch
etwas schwieriger als heute, wo es jetzt bspw. öffentliche Datenbanken
gibt und man sich sogar interaktiv die gewünschten Temperaturreihen
anzeigen lassen kann. Zum ganzen Bild gehört eben beides, die einen und
die anderen. Und was die Glaubwürdigkeit des IPCC anbelangt, so könnte ich
2011 natürlich die Himalaya-Geschichte erzählen. Das aber ist mir zu
billig, obschon es einen großen Lacherfolg erzielen würde.
Zusammenfassend ging es mir darum, Interesse zu wecken, Unbekanntes
aufzuzeigen und auch Skepsis unter den Studenten zu sähen. Das ist die
Pflicht jedes Naturwissenschaftlers, denn nur so schreitet die
Wissenschaft voran. Und auch werdenden Ingenieuren tut man mit dieser
Darstellung langfristig einen Gefallen. Ich würde mich freuen, wenn Sie
und die anderen Besucher Ihrer Seite das anerkennen könnten.
So, ich muß mich jetzt wieder um meine eigentliche Arbeit kümmern. Ich
grüße Sie freundlich, von Wissenschaftler zu Wissenschaftler.
Richard Dronskowski
PS: Ja, natürlich nenne ich das CO2 ein bodennahes Gas, weil wir an
anderer Stelle in der gleichen Vorlesung (!) ein solches Experiment
durchführen und den Studenten zeigen, daß das schwere CO2 andere Gase am
Boden verdrängt. Das ist insbesondere sicherheitstechnisch für die
Studenten extrem wichtig zu wissen, weil es den Erstickungstod durch
geruchloses CO2 gibt. Und an noch anderer Stelle erfahren die Studenten,
daß Gase sich überall (selbstverständlich bis in höchste Höhen)
durchmischen, es sei denn, die Gase würden chemisch miteinander reagieren
(wie bspw. HCl und NH3). Sie werden mir zugestehen wollen, daß ich so
etwas weiß. Aus dem Video konnte man das “bodennahe” falsch verstehen,
schon klar, aber nicht, wenn man die ganze Vorlesung hört.
Kommentare (164)