Letzte Woche hat mir ein Kollege einen Floh ins Ohr gesetzt. Während einer mehrwöchigen Abnahme bei einem Lieferanten kamen wir ins Gespräch über Haus-Automation und er erzählte mir von seinem Nachbarn, der seine Gartenbewässerung vermittels einer kleinen LOGO!-SPS steuert. Zunächst war ich zwar interessiert, stand aber noch auf dem Standpunkt, dass ich so was nicht brauche. Eine automatisierte Gartenbewässerung ist verhältnismäßig teuer und der Nutzen begrenzt. Gespielt hatte ich mit der Idee schon mal, sie aber bald wieder verworfen. Andere Dinge waren wichtiger.

Aber je mehr ich im Lauf der Woche darüber nachdachte, desto mehr Ideen formten sich vor meinem geistigen Auge und zum nicht geringen Entsetzen meiner Frau geht mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Man könnte ja wirklich so coole Sachen machen: eine kleine Inselsteuerung entwerfen, im Kasten mit Spannungsversorgung und allem, alles verdrahten, verrohren, ein kleines Panel mit Magnetventilen bauen, anhand von Sensoren für Regen und Temperatur die Wassermengen steuern – Spielkind, das ich bin, habe ich also am Ende beschlossen, so was doch zu brauchen.

Zunächst habe ich mir einen Plan meines Gartens gemacht, Verfügbarkeit von Wasser und Strom überprüft, die Örtlichkeiten auf passende Plätze für die Düsen und die Steuerung abgeklopft – alles  das, noch bevor ich überhaupt anfangen hatte, mich über die Technik automatischer Gartenbewässerungsanlagen zu informieren. Und als ich schon mittendrin war, fiel mir auf, dass ich in der Tat genauso vorgehe, wie wenn wir eine Chemieanlage bauen wollen.

Die Planungsphasen sind tatsächlich im Grunde gleich – egal, ob ich etwas für meinen Arbeitgeber plane oder meine eigene Gartenbewässerung. Im ersten Moment war das überraschend, aber als ich ein bisschen darüber nachdachte, wunderte ich mich eher, warum mir das nicht schon früher, in anderen Zusammenhängen aufgefallen war. Der Gedanke: “Das könnte ein Thema für Dein Blog sein!” lag dann nicht mehr allzu fern. Tatsächlich habe ich schon von Anfang an nach einem schönen Beispiel gesucht, an dem ich ein bisschen anreißen kann, was Anlagenplanung eigentlich heißt. Ursprünglich hatte ich vor, mir dazu eine Phantasieanlage auszudenken – jetzt habe ich ein viel besseres Beispiel.

Warum denke ich, dass das für Leute, die nicht beruflich mit Planung zu tun haben interessant sein könnte: Ich erlebe immer wieder, dass Leute die Komplexität eines Vorhabens unterschätzen, mit viel Hau Ruck! starten und dann Fehler machen, die ihnen nicht passiert wären, wenn sie sich ausreichend Zeit für die Planung genommen hätten. Anderen fehlt das Gefühl dafür, wie lang und kurvenreich manchmal der Weg zur Lösung eines Problems ist, auch und gerade wenn sie dann am Ende so einfach und selbstverständlich scheint. Einer meiner Ausbilder pflegte zu sagen, dass eine gute Lösung am Ende so aussieht, dass jeder sagt: “Dass man das das somacht, hätt ich Dir jetzt auch sagen können!”.

Einfache Probleme kann man oft aus der Hand lösen, aber Wenn die Aufgabe einen gewissen Aufwand bedeutet, wenn sie eine gewisse Größe überschreitet, wenn einfach loslegen nicht mehr zum Ziel, sondern zum Scheitern führt, dann tut systematische Planung not. Auch an einem so einfachen Beispiel wie einer Gartenbewässerung kann man das zeigen. Ihr werdet sehen[1].

 


 

 

[1] Bis die Bewässerung wirklich fertig ist, wird es leider noch Monate dauern. Ich mache das ja alles in meiner freien Zeit und kann jeden Monat nur ein begrenztes Budget für Spielereien aller Art verwenden. Wenn ich könnte, würde ich sofort loslegen, aber auch mich binden leider die Zwänge und Notwendigkeiten, die jeder kennen dürfte, der ein Leben lebt.

Kommentare (17)

  1. #1 Fliegenschubser
    21. Februar 2017

    Das klingt sehr interessant. Da bin ich mal gespannt 🙂

  2. #2 tomtoo
    21. Februar 2017

    🙂
    Haste dem Nachbarn auch schon einen Katastrophen Schutzplan ausgehändigt falls mal was schief läuft ?

    • #3 Oliver Gabath
      21. Februar 2017

      Das kommt noch im Zuge des EHS-Prozesses 😉

  3. #4 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    21. Februar 2017

    Wer mit SPS-Technik spielen möchte, hier gibt es eine freie Implementierung: https://beremiz.org/

  4. #5 σx.σp
    22. Februar 2017

    Planung ist alles.
    Wie groß ist der Garten?
    Ist er überdacht?
    Wenn Nein, wie geht (natürlicher, sponataner) Regen in deine Planung ein?
    Wäre eine Handbewässerungssystem – i.e. Gießkanne + Gartenschlauch – nicht Kosten-(incl. Overhead und Personal) Nutzenrechnung ökonomischer??

  5. #6 tomtoo
    22. Februar 2017

    @ σx.σp

    Es gibt ja Regensensoren. Und Feuchtigkeiteitsensoren für die Erde.

    Und Kostennutzenrechnung ? Was kostet Spass und Freude ? Eine Luxusyacht ?

  6. #7 Justus Jonas
    22. Februar 2017

    @ σx.σp
    Ich habe ein paar Bekannte, die SPSen von Siemens und Phoenix Contact für die Hausautomation einsetzen. Spaß an der Technik ist da kein kleiner Beweggrund 😉

    Einer der Bekannten hat übrigens auch mit einer Logo angefangen, diese dann aber gegen eine “ausgewachsene” SPS ausgetauscht.

  7. #8 Dr. Webbaer
    22. Februar 2017

    In komplexen Systemen (und der (eigene) Hausgarten und dessen Bestellung ist nicht nicht komplex) bestehen Lösungen (des Managements sozusagen) in Maßgaben, die soz. eine Unmenge Maßnahmen anleiten; die Maßgaben haben einfach zu sein, in diesem Beispiel dankenswerterweise thematisiert.

    Weitergehend haben derartige Lösungen robust zu sein, erst dann kann (im wirtschaftlichen Sinne) automatisiert werden.
    Die Robustheit meint hier die (angemessene) und derart implementierte Reaktion auf Störungen, derart antizipierend.

    Insofern, aus Sicht des Ingenieurs, ein fetttes +1.

    Wichtich, aber auch, dass Maßgaben (vs. Maßnahmen) einfach zu sein haben.

    MFG
    Dr. Webbaer

  8. #9 Oliver Gabath
    23. Februar 2017

    Wäre eine Handbewässerungssystem – i.e. Gießkanne + Gartenschlauch – nicht Kosten-(incl. Overhead und Personal) Nutzenrechnung ökonomischer??

    Da mein Garten Freizeitbeschäftigung ist und die Zeit, die ich für’s Gießen aufbringen muss nicht von meiner Arbeitszeit abgeht, ich sie also nicht pekuniär bewerten kann, ist die Antwort: Ja! Auf jeden Fall!

    Aber es ist auch keine rein ökonomische Frage.

    Wie tomtoo so schön formuliert hat:

    Was kostet Spass und Freude ?

  9. #10 Laie
    23. Februar 2017

    Planung ist ja essentieller Teil jedes Projektmanagements und Projektmanagements. Der Vorteil im Freizeitbereich ist, man muss nicht einem Vorgesetzten, der eh keine Ahnung von irgendwas hat, erklären wie es geht, das spart Zeit, Kosten und Nerven und trägt maximalst zum optimalen Einsatz der Produktionsfaktoren bei.

    Bei den Wirtschaftswissenschaften hat sich noch nicht überall herumgesprochen, dass der Spassfaktor (am Projekt, an der Herausforderung) auch einen nennenswerten positiven Impakt hat.

    Ein neues Buzzword, das hierfür bei “Führungskräften” (Manager mit zuviel Gehalt, wo keiner weiß wofür) beliebt ist, nennt sich SCRUM und kommt inhaltlich dem schon schön hin. 🙂

    Und so ganz nebenbei, mir gefällt das Projekt!
    Bitte weiter berichten, und auch welche Komponenten, Ventile etc. verwendet wurden. Es könnte durchaus Nachahmer geben. Im schlimmsten Fall muss man sich die Teile aus der Firmenkaffeemaschine ausbauen.

  10. #11 Laie
    23. Februar 2017

    Korrektur: im 1. Satz nach dem Wort “und” sollte “Prozessmanagement” stehen…

  11. #12 Hendrik
    24. Februar 2017

    Hört sich nach einem sehr interessanten Projekt an!
    Ich freue mich schon auf die kommenden Blogposts (hoffentlich schön ausführlich: Grundrisse des Gartens, die beste Positionierung von Sensoren / Leitungen / etc., Auszüge aus dem Quelltext und Schnittstellendefinitionen 😉 ).

  12. #13 Withold Ch.
    24. Februar 2017

    Ja, @tomtoo hat recht, Spass und Freude muss es machen …

    Trotzdem eine Frage: Wie viel Strom benötigt eine solche SPS-Anlage? Würde ein Solar-Pannel auf dem Dach des Gartenhäuschens ausreichen?

    —————–

    (Ich hatte vor paar Jahren auch überlegt, ob ich so eine automatische Bewässerungsanlage in meinem “Schrebergarten” einrichten soll. Der Anstoss dazu kam von einem meiner Neffen, der auf dem Gebiet der “Precision Farming” tätig ist und der sich mal anlässlich eines Barbecue beiläufig erkundigte, wie gross das Interesse und Bedürfnis denn bei Hobbygärtnern nach solchen technischen Innovationen wohl sei.

    So wie ich es beurteilen kann, scheint auf diesen Gartenarealen jetzt immer noch der Trend zu einer möglichst naturnahen und “technikfreien Bewirtschaftung” vorherrschend zu sein, aber das dürfte sich in Zukunft bald ändern, wenn die junge Generation mit den neuen Trends (urban gardening, Steuerung via Smartphone, etc.) das Feld übernehmen wird.

    Jedenfalls habe ich es dann für meinen Garten dann sein lassen, vor allem aus Kosten-Nutzen-Überlegungen heraus.

    Aber einen Roboter im Garten zu “beschäftigen”, der nachts die Schnecken aufliest oder tags die Kartoffelkäfer von den Stauden klaubt, wäre nicht schlecht … 🙂

    Apropos Robotik: Sehr gute Ausstellung, “Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine”, Vitra Design Museum, Weil a. Rhein, bei Basel.
    Besprechung dazu auf SPON )

  13. #14 tomtoo
    24. Februar 2017

    @Oliver Gabath

    Hast du dich bezgl. der Steuerung eigentlich schon festgelegt oder war sie nur ein Bsp. ? Gibt ähnliche Projekte auch mit Raspberrys( Name passt so schon zum Garten) ; ) ?

  14. #15 Richard
    25. Februar 2017

    @Withold Ch.: Zum Energiebedarf von Industrie-SPSen kann ich mangels Erfahrung wenig sagen, aber der typische “rechnende Kleinkram” aus der Bastelecke (Raspberry Pi und ähnliche Systeme) braucht in der Regel um die 5 Watt, und liefert für so eine Aufgabe allemal genug Rechenleistung. Für einfache Steuerungen sind die Dinger sogar eher überdimensioniert (da tun es eigentlich auch Mikrocontroller mit nochmal deutlich weniger Leistungsaufnahme), aber sie sind halt schön einfach zu programmieren.

  15. #16 Withold Ch.
    25. Februar 2017

    @ Richard

    Danke für den Hinweis auf Rasberry Pi – da tut sich ja eine Welt auf … 🙂

    Im Pi-Shop scheinen sie alles zu haben, auch Panels und Speicher.

  16. #17 Oliver Gabath
    3. März 2017

    Scheint, als hätte ich Interesse geweckt – nett 🙂

    Die nächsten Artikel zum Thema sind schon in Arbeit, aber im Moment hab ich sehr viel um die Ohren, deswegen komm ich nicht so oft zum Schreiben. Ich denke, nächste Woche geht’s weiter.

    Auf jeden Fall interessente Kommentare – vieles darin werd ich im Laufe des Projekts ansprechen.