Mal eine Kleinigkeit zwischendurch: Wer stand schon mal vor dem Problem, die Beleuchtung für einen Raum auslegen zu müssen? Vermutlich nicht sehr viele, denn die meisten Leute haben zu Hause in der Mitte des Raumes eine Deckenleuchte zu hängen, kümmern sich nicht besonders um die Lichttechnischen Größen und sind trotz dessen glücklich. In der Arbeitswelt oder wenn man eine besondere Art von Beleuchtung realisieren will, ist das ganze aber etwas aufwändiger. Dann zwingen einen evtl. rechtliche oder arbeitsmedizinische Anforderungen zu umsichtiger Betrachtung. Dann kann man unter Umständen nicht mehr mit Augenmaß und Handgewicht arbeiten, sondern muss die Beleuchtung richtig auf die Anforderung auslegen.
Für Arbeitsplätze, deren Beleuchtung gewissen Mindeststandards genügen muss, gibt es professionelle Programme für Lichtplanung, allerdings sind die sehr teuer und entsprechend für Privatleute keine Option. Für den Hausgebrauch reicht die überschlägige Berechnung und dafür möchte ich hier eine einfache Methode vorstellen, das sogenannte Wirkungsgradverfahren, beschrieben in einer trotz ihres Alters immer noch brauchbaren Pubklikation der Deutschen Lichttechnischen Gesellschaft.
Alles beginnt mit der Festlegung der gewünschten Beleuchtungsstärke E, denn das ist die für unseren Sinneseindruck von der Helligkeit in einem Raum maßgebliche Größe. Die Beleuchtungsstärke, ausgedrückt in der Einheit Lux, ist der flächenbezogene Lichtstrom. Sie ist abhängig von der Geometrie des Raumes, der Position und Stärke der Lichtquellen, eventueller Störkörper, sowie der Farbe von Decke und Wänden. Für Wohn- und Sozialräume wird üblicherweise die Mindestbeleuchtungsstärke in 1,20 m über dem Boden zugrunde gelegt: Bei einem normal großen, sitzenden Menschen sind ungefähr in dieser Höhe die Augen. Wollten wir eine Werkstatt oder eine Fabrikhalle ausleuchten, würden wir evtl. eine andere Höhe wählen. Die Angabe der Beleuchtungsstärke wird immer als Mittelwert oder Mindestwert über den gesamten Raum angegeben, denn die kleinteilige Berechnung z.B. jedes Quadratmeters ist von Hand sehr aufwändig und in der Praxis auch meistens gar nicht nötig.
In Normenwerken für die verschiedenen Arten von Räumen finden wir die üblichen Bereiche, in denen sich die gewünschte Beleuchtungsstärke bewegt und legen uns auf einen Mittelwert fest. Ja, wie so oft in der Technik nimmt einem keiner die Entscheidung ab und man muss die Wahrheit selber finden. Zum Glück gibt es Richtwerte aus der Praxis, an die man sich halten kann und die auch in den einschlägigen Normen so stehen: 5 Lux reichen zur Orientierung grade so aus, 50 Lux sind ein Anhaltewert für den Bereich unter hellen Straßenlaternen; 50 bis 200 Lux genügen für Wohnräume und private Küchen, 500 Lux reichen für eine gut ausgeleuchtete Werkstatt, wo in jede Ecke genügend Licht fallen muss und 1.000 Lux oder mehr braucht man nur direkt über einer Werkbank für feine Arbeiten oder einem Operationsfeld. Für ein Wohnzimmer mit einer einzigen, zentralen Deckenleuchte kann man über den Daumen 100 Lux annehmen. Dann hat man an den Wänden ungefähr 50 Lux und in der Mitte des Raumes etwa 150 Lux. Die meisten Menschen empfinden ein zu hell mit Kunstlicht ausgeleuchtetes Wohnzimmer nicht als angenehm, denn im Gegensatz zu Tageslicht, das durch breite Fenster in den Raum flutet, wird Kunstlicht immer von einer mehr oder minder kleinen, flächigen Quelle erzeugt, was ungünstig für das Reflexionsverhalten und die Blendung ist.
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