Deswegen müssen Frischdampfleitungen für Dampfturbinen aus ganz besonderen Stählen sein: Der Stahl muss temperaturbeständig sein – in modernen Steinkohlekraftwerken mit Frischdampftemperaturen von 620 °C glühen die Leitungen im Betrieb braunrot. Er muss korrosionsfest sein – heißer Wasserdampf macht mit stählen ganz andere Sachen als flüssiges Wasser. Er muss fest genug sein, die hohen Drücke zu tragen und gleichzeitig zäh genug, die Druckstöße aufzufangen. Er ist eine Wissenschaft für sich. Wer auch immer behauptet, er könne in 2017 ein Kraftwerk mit 1000 °C Frischdampftemperatur bauen, behauptet etwas, was er nicht wird liefern können. Die Entwicklung geeigneter Stähle für die Frischdampfleitungen von Dampfkraftwerken ist zurzeit einer der limitierenden Faktoren für die erreichbaren Temperaturen und damit für die Wirkungsgrade von Wärmekraftwerken.
Eine Dampfturbine auszuschalten ist nicht einfach. Dampfturbinen sind keine Elektromotoren – mit Leistungsschalter AUS ist es nicht getan. Dass man es doch kann, auch in extremen Situationen ist einer der Gründe, warum mich Technik so fasziniert. Was ich hier beschrieben habe ist sogar nur der “einfache” Fall des Lastabwurfs auf Null – und auch davon nur einen wichtigen Spezialfall. Über den sehr viel komplizierteren Lastabwurf auf Eigenbedarf oder ein anderes definiertes Leistungsniveau müsste ich einen eigenen Artikel schreiben. Falls sich jemand für mehr Details interessiert (aber Achtung – da werden viel Spezialwissen und englische Sprachkenntnisse vorausgesetzt! Aber dafür gibt’s interessante Bilder zu sehen) gibt es hier einen interessanten Fachtext. Was ich hier ganz grob beschreibe, kann man da etwas detaillierter nachlesen.
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