Für welches Produkt man sich im Einzelfall entscheidet hängt von vielen Faktoren ab, aber ganz plakativ gesagt gibt es zwei große Optimierungsziele, die einander teilweise widersprechen, die man aber am Ende unter einen Hut bringen muss: Kosteneffizienz und Sicherheit.

Sicherheitsgerichtete Technik ist teuer. Sie wird entsprechend umfangreicher Regelwerke entwickelt, sorgfältig aus hochwertigen Teilen zusammengesetzt, ausgiebig von benannten Stellen getestet und zertifiziert. Und ist so vielfältig und umfangreich, dass ich darüber wohl irgendwann einen eigenen Artikel schreiben muss. Für hier und jetzt möchte ich mich damit begnügen, dass sicherheitsgerichtete Technik so gut wie immer dem Schutz von Menschen dient und da meine Gartenbewässerung keine Menschen gefährdet, ergeben sich aus ihrem Betrieb keine besonderen Anforderungen.

Damit bleibt für mich die Kosteneffizienz der wichtigste Parameter. Kosteneffizienz bedeutet nicht, das in absoluten Zahlen günstigste System zu kaufen, sondern Größen wie Funktionsumfang, Einfachheit der Bedienung, Verfügbarkeit der Hardware, Herstellersupport, Robustheit gegen Umwelteinflüsse und ähnliches gegeneinander abzuwägen und den besten Kompromiss aus allem mit einem Preis, ausgedrückt in Geldeinheiten, zu bewerten. In der Industrie kauft man selten etwas, weil es grade so schön billig ist. Die Lebensdauer einer Anlage wird in Jahren, im Falle von Chemieanlagen in Jahrzehnten gemessen und über diesen ganzen Zeitraum muss sie möglichst kosteneffizient betrieben werden. Am falschen Ende zu sparen rächt sich irgendwann.

Welches System das Kosteneffizienteste ist, kann man im Einzefall oft nicht genau sagen – z.B. hat die Controllino – eine SPS-Version des Arduinos und grundsätzlich sehr cool! – für ihre Größe sehr viele Ein- und Ausgänge. Der Preis pro E/A ist bei ihr ziemlich niedrig. Dafür ist ihr absoluter Preis in der Größe, die mir vorschwebt etwas höher. Meine Gartenbewässerung hat einen ziemlich eng umrissenen Bedarf an E/A (eine kleine Reserve ist natürlich eingeplant), weil ihre Funktion sehr klar beschrieben ist. Klar – haben beruhigt. Aber Geld für etwas ausgeben, was ich danach nicht nutze, macht auch keinen Sinn. Außerdem kenne ich mich in der Entwicklungsumgebung nicht aus. Die Moeller easy hat einen großen Funktionsumfang und ist auf Gebäudeautomation zugeschnitten, aber die Komponenten sind auch etwas teurer und viele Funktionen werde ich gar nicht nutzen.

Ich habe mich nach reiflicher Überlegung und Abwägen der Vor- und Nachteile am Ende für die Siemens LOGO! entschieden. Mit der LOGO! bietet Siemens ein sehr günstiges Grundmodul an, das dafür aber nicht so viele E/A hat. Ich muss also auch ein entsprechendes separates E/A-Modul dazu kaufen. Preislich stehe ich damit aber immer noch gut da. Es gibt aber noch andere Gründe: Sehr einfache Programmierung und ein kleiner Leistunsbedarf von gerade mal 2 W. Außerdem kenne ich mich mit der Programmierung ein bisschen aus – das hat am Ende den Ausschlag gegeben. Das soll keine generelle Werbung für die LOGO! sein und bedeutet insbesondere nicht, dass die anderen Anbieter nicht technisch gleichwertige oder bessere SPSn anbieten könnten. Wie so oft, wenn eine maßgeschneiderte Lösung erwünscht oder erforderlich ist, muss man einen Kompromiss zwischen Leistungsfähigkeit, Skalierbarkeit, Verfügbarkeit und Kosten schließen.

 

Und jetzt werden wir mal ein bisschen küchenphilosophisch

Ob die LOGO! wirklich der beste Kompromiss ist oder ich beim Weitersuchen noch etwas besseres gefunden hätte, weiss ich nicht. Das kann man nie sagen. Man kann zwar versuchen, sich dem Optimum zu nähern, wird sich aber nie sicher sein können, es auch wirklich gefunden zu haben. Vielleicht gibt es da draußen ja noch was Besseres – wer weiss? Aber ewig Suchen führt auch nicht zum Ziel. Irgendwann muss man eine Entscheidung treffen.

Dabei bin ich alles andere als frei von Vorurteilen und Vorlieben, die nur in Grenzen rational begründet sind. Ich habe ja keinen objektiven Blick auf die Welt, sondern bin durch genetisches Erbe, Umfeld und Erfahrungen geprägt. Natürlich fehlt mir auch das allumfassende Wissen – Sterblicher der ich bin, kann ich immer nur einen Ausschnitt der riesengroßen Welt der Technik im Blick behalten. Letzten Endes hätte ich mich auch für ein anderes System entscheiden können und wäre jetzt genauso glücklich damit.

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Kommentare (1)

  1. #1 Dr. Webbaer
    24. Januar 2018

    Stringente Planung ist die eine Seite, “so richtig interessant” wird es, wenn die Anforderungslage dynamisch ist und bleibt.