Ich glaube nicht, dass es sich aufhalten lässt.
Ingenieure bauen gerne Sachen und ethische Probleme oder gesellschaftliche Konsequenzen sind selbst in meiner kleinen Welt den meisten ziemlich egal. Das Militär bezahlt gerne Ingenieure dafür, dass sie tolle Sachen bauen, weil die anderen Militärs überall dasselbe machen und man nicht ins Hintertreffen geraten will. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Das mag ein harsches Urteil sein und sicher kann man mir mit guten Argumenten widersprechen. Aber am Ende des Tages werden sich schon die richtigen Leute finden. Techniker neigen nicht dazu, Philosophen zu sein. Vielleicht aus Patriotismus, wegen dem Geld oder des Geldes wegen, aus Gründen von Machismo, weil sie’s dem Killeroboter der Konkurrenzuni zeigen wollen oder was weiss ich warum – begabte junge Leute werden im Laufe der Zeit militärisch nutzbare Kampfmaschinen entwickeln.
Und wenn nicht und ich mich völlig irre? Dann schlägt leider die Janusköpfigkeit der modernen Technik zu: Die automatisierte Suchdrohne der Universität A kann vielleicht ein Gebiet, in dem ein Flugzeug abgestürzt ist, schneller absuchen und die Unfallstelle sicherer bestimmen als die der Universität B. Die Rettungsdrohne der Universität B schafft es dafür schneller und sicherer als die andere, die auf dem Meer treibenden Menschen, die sie retten soll, von den ähnlich großen und ähnlich geformten Flugzeugteilen zu unterscheiden, die um sie herumschwimmen. So ergänzen sich beide Systeme und haben das Potential, Menschenleben zu retten. Wer könnte dagegen etwas sagen? Ich ganz sicher nicht. Oder gegen autonome Prospektionsdrohnen für die Rohstoffsuche? In der Tat nutzen wir heute eine Menge ursprünglich militärische Technologie zu friedlichen Zwecken.
Die Erfahrung lehrt, dass alles, was entwickelt werden kann, entwickelt werden wird. Das gilt besonders für Waffen. Und natürlich ist die Ankündigung des KAIST nicht die erste Ihrer Art. Hier ein Beispiel von vor ein paar Monaten. Sieht sogar eigentlich ganz lustig aus – aber je nachdem, wie man die Technologie einsetzt, wird es ziemlich schnell ernst. Deswegen wird die Zukunft umso mehr wieder davon bestimmt werden, wie wir als Gesellschaft Technik einsetzen wollen. Entscheiden sich ausreichend viele Menschen dagegen und äußern diese Meinung in Form von Demonstrationen, Wahlen, etc. oder auf politischer Ebene internationaler Abkommen (Immerhin haben wir 70 Jahre ohne Einsatz von Kern- oder Biowaffen überstanden, was zeigt, dass multilaterale Abkommen tatsächlich greifen können), werden wir die Entwicklung wahrscheinlich auch nicht aufhalten, aber ändern, anpassen und gestalten können. Entscheiden sich ausreichend viele dafür oder interessieren sich schlicht und ergreifend nicht, dann werden wir auch jede Einflussnahme verlieren.
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