Wordcloud Zivilgesellschaftsbefragung 2015, FiZ in Koop mit VHS Wien, Akademie der Zivilgesellschaft

Abbildung: Interaktion von Frauen nach Erwerbstätigkeit, erstellt von Sophie Backhausen, Antonia Hauenschild, Nina Neumann, Marie-Therese Tauscher

Dass gerade arbeitslose und berufstätige Frauen vermehrt Bücher lesen, erklärt sich durch deren höheres Alter. Der hohe Anteil an Bücher Lesenden, lässt sich damit erklären, dass es sich bei den Befragten um die sogenannte „petite bourgeoisie“ (Bourdieu 1982, S. 292f.) handelt – die Frauen sind meist auch hoch gebildet. Der Milieuwechsel sorgt oft für ein stärkeres soziales Bewusstsein und mehr Verständnis, beides Faktoren die zu zivilgesellschaftlichem Engagement führen.

Die Möglichkeit eines persönlichen Treffens korreliert wiederum mit dem Faktor Zeit und ist durch die Arbeitslosigkeit der Frauen zu erklären. Die Wichtigkeit der persönlichen Interaktion macht deutlich, dass nicht alles über Social Media läuft bzw. laufen kann.

Mediennutzung von Frauen in Korrelation mit ihrem Familienstand

Grundsätzlich nutzten etwa 88 Prozent der verheirateten Frauen Social Media zur Koordination der Flüchtlingshilfe. Frauen, die in einer Beziehung lebten, nutzten Social-Media-Kanäle dafür etwas häufiger, nämlich rund 92 Prozent von ihnen. Unter den Single-Frauen nutzten 95 und bei den Geschiedenen 89 Prozent Social Media. Eine Erklärung für die leicht höheren Werte bei Singlefrauen liegt darin, dass die zivilgesellschaftlich engagierte Single-Frau etwas mehr Zeit hat, sich mit Social Media auseinanderzusetzen als jene mit Partner.

Jeweils 30 Prozent der Verheirateten und 39 Prozent der in einer Beziehung lebenden folgten der Kommunikation in den im Sommer und Herbst 2015 gegründeten Gruppen und Foren, posteten aber selbst nichts. Bei den Singles sind es rund 32 und bei den Geschiedenen 22 Prozent. Diese etwas geringere Prozentzahl bei den geschiedenen Frauen im Bereich des aktiven Postens könnte am Alter liegen. Geschiedene Frauen sind häufig bereits etwas älter und haben nicht die gleiche Medienkompetenz durch Mediensozialisation wie jüngere Frauen.

Dieser Einblick in das Mediennutzungsverhalten der Zivilgesellschaft bestätigt so manche Annahmen, birgt aber auch Überraschungen. So wurden beispielsweise, entgegen mancher Vermutungen, alte Medienformen, wie Bücher für die Informationsbeschaffung, nicht von den neuen Medien ersetzt, sondern Alt und Neu ergänzten sich. Auch Faktoren wie Erwerbstätigkeit oder Bildung lassen sich nicht immer pauschal mit bestimmten Nutzereigenschaften in Verbindung bringen, es zeigten sich immer wieder individuelle Verhaltensweisen in allen Gruppen. Konsens lässt sich jedoch darüber bilden, dass Medien, insbesondere Social Media Kanäle, zentral zur Organisation der Zivilgesellschaft beitrugen und auch für die weitere Kommunikation innerhalb der Gruppe sehr wichtig waren.

Quellen:

Bourdieu, Pierre (1982) [1979]: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft.  Frankfurt am Main: Suhrkamp.

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