Peer Review ist die zentrale Paxis wissenschafticher Qualitätskontrolle und Qualitätsverbesserung. Ich übertreibe sicher nicht, wenn ich behaupte, dass ich durch die regelmäßige Peer Review meiner Arbeiten erst zu einem Wissenschaftler geworden bin.
Die Begutachtung meiner Diplom-, und Doktorarbeiten waren nur die Aufwärmübungen für meine heutige Involviertheit in Peer Review Prozesse, als Begutachteter und immer mehr auch schon als Begutachter.
Trotzdem denke ich immer noch, wenn ich einen Artikel geschrieben habe, dass damit die Arbeit vorüber wäre und sehe schon den gedruckten Artikel vor Augen. Ich vergesse jedesmal die Zeit einzuplanen, die die Korrekturen meiner Arbeiten nach dem Peer Review und bis zum Veröffentlichen benötigen und gerate dann in Stress, wenn die Arbeiten von den Editoren zurückkommen. Genauso wenig plane ich die Zeit ein, die ich potentiell für eingehende Begutachtungswünsche der Editoren benötige. Ein Kollege sagte mir neulich, er verfolge die Pi-mal-Daumen Regel in etwa soviele Artikel im Jahr zu reviewen wie er selbst schreibt. Das finde ich ganz schlau.
Vor ein paar Tagen stieß ich nun auf diese Grafik, die den Peer Review Prozess bei der Palaeontographica Electronica darstellt.
Das ist eigentlich der Standard, trotzdem war ich erschrocken als dieses Strickmuster da so sah. Kein Wunder, dass es bei mir in der Regel 1-3 Jahre vom Einreichen dauert bis ich den gedruckten Artikel in der Hand habe.
Bei PLos ONE ist das noch etwas komplizierter, weil dort der Post-Publikations-Review noch dargestellt werden müsste. Trotzdem finde ich den Ansatz genial, die Web 2.0 Möglichkeiten zu nutzen um die Artikel kommentierbar zu machen.
Die Zeitschrift Biogeosciences geht noch einen Schritt weiter und veröffentlicht die eingereichten Artikel bereits nach einer anfänglichen Begutachtung der Editoren, der Peer-Review Prozess selbst ist dann offen für alle lesbar (ich habe da auch schon einmal gereviewt). Schliesslich wird der revidierte Artikel veröffentlicht. Das hat den Vorteil das das Manuskript schnell für alle lesbar ist. Man muss sich allerdings bewusst sein, dass möglicherweise alle Kollegen ein schludriges oder unreifes Manuskript mitlesen können. Eigentlich ist das sehr gut weil sich die Autoren dadurch mehr Mühe bei den Manuskripten geben und die Peer Reviewer entlastet werden..
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