Die heutigen Anwärter für die nächste große Raumfahrtfirma sind aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Ihr Vorreiter ist die einzige Firma, die die letzte Raketenschwemme gut überstanden hat: SpaceX. Sie versuchte sich zunächst an genauso kleinen Raketen wie heute fast jeder Neuling. Die Falcon 1 genannte Rakete erlitt drei Fehlschläge in Folge, den dritten mit dem Satelliten eines Kunden an Bord. Am Rande der Insolvenz konnte sie eine Kooperation mit der NASA aushandeln und 8 Wochen nach dem letzten Fehlstart endlich einen erfolgreichen Testflug absolvieren. Der Rest ist Geschichte und wird ein anderes mal zu erzählen sein.
Einige der Firmen die heute Raketen für Satellitenstarts bauen wollen, gehen zurück auf die Zeit des Ansari-X-Price. Es wurden $10mio ausgelobt für den ersten, der einen Menschen zweimal in einem bestimmten Zeitraum in den Weltraum befördern würde (min 100km Höhe). Gewonnen hat den Preis damals Virgin Galactic, die noch immer kein Flugbereites Raumschiff für Passagiere haben. Das letzte – SpaceShipTwo wurde bei einem Unfall zerstört in dem einer der beiden Piloten getötet wurde und der andere nur durch Zufall überlebte. Auf Basis dieses Raumschiffs wollen sie eine Rakete names LauncherOne bauen, die zunächst mit einem Trägerflugzeug in große Höhe gebracht und dort gestartet wird. Raketentriebwerke, deren Düse für den Einsatz in großer Höhe optimiert werden können, sind bei sonst gleicher Bauweise viel effizienter als solche die vom Boden abheben müssen. Der Nachteil ist die begrenzte Masse. Wenn das Flugzeug nicht mehr abheben kann, nützt die Optimierung nichts mehr. Man stellt sih das dann so vor:
Die Forschungsbehörde des US-Militär arbeitet an einer kleinen Rakete, die von einem regulären F-15E Kampfflugzeug gestartet werden soll. Das Konzept läuft unter dem Namen ALASA und wird eine zweistufige Rakete sein. Das besondere ist der Treibstoff, eine Mischung aus Ethin und Lachgas. Brennstoff und Oxidator liegen in einer Mischung in einem einzigen Tank vor. Die zweite Stufe hat keine eigenen Triebwerke, sie nutzt die der ersten Stufe. Es wird nur der große Treibstofftank abgetrennt. Da der Treibstoff druckgefördert ist und der Tank entsprechend großen Druck aushalten muss und schwer ist, lohnt sich das durchaus.
Eine andere Firma namens Stratolaunch setzt auf die gleiche Idee, aber mit dem Prinzip klotzen statt kleckern. Zusammen mit der für speziell angefertigte Flugzeuge bekannten Firma Scaled Composites bauen sie gerade an ihrem Transportflugzeug. Als Antrieb kommen nicht weniger als sechs Düsentriebwerke von zwei Boeing 747-400 Flugzeugen zum Einsatz. Über die Rakete ist nicht viel bekannt. Stratolaunch hatte eine Kooperation mit SpaceX, die von SpaceX gekündigt wurde. Inzwischen arbeiten sie mit Orbital Sciences zusammen, deren Arbeit mit der Minotaur, Taurus und Antares Rakete schon gewürdigt wurde.
Sehr viel bodenständiger ist da die Firma Firefly. Sie will eine Rakete namens “Alpha” bauen (“Beta” ist selbstverständlich auch in Planung), die Methan und flüssigen Sauerstoff als Treibstoff nutzt. Die Triebwerke sind dabei druckgefördert, die einfachste und ineffizienteste Form eines Raketentriebwerks. (Auch das wird in einem späteren Posting noch zu erklären sein.) Um das zu kompensieren will man an anderer Stelle effizienter arbeiten. Die Treibstofftanks aus leichter Kohlefaser gebaut. Anstatt den Druck in den Tanks mit Helium aufzubauen, soll die Hitze der Triebwerke einen Teil des Treibstoffs verdampfen, womit man einige Drucktanks einspart. Und letztlich sollen die Triebwerke der ersten Stufe um einen Aerospike angeordnet werden. So ein Aerospike erlaubt es, Triebwerke für den Einsatz im hohen Luftdruck auf Meereshöhe zu optimieren und dennoch bei sinkendem Luftdruck zumindest etwas besser als bei einer konventionellen Düse zu profitieren.
Rocketlab baut eine Rakete namens Electron. Der ungewöhnliche Name geht natürlich nicht auf das griechische Wort für Bernstein zurück, sondern auf einen elektrischen Antrieb in der Rakete. Elektrisch angetrieben wird hier die Treibstoffpumpe, die flüssigen Sauerstoff und Kerosin in die Brennkammern der Triebwerke pumpen. Durch die Weiterentwicklung der Batterietechnik sind elektrische Pumpen zumindest bei sehr kleinen Triebwerken mit den herkömmlichen Turbopumpen konkurrenzfähig geworden. Man verspricht sich davon ein einfacheres, billigeres und trotzdem zuverlässigeres System. Die Rakete soll pro Start nur knapp $5mio kosten.
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