Am Dienstag (5. Mai) soll der erste Test des Rettungssystems für das bemannte Dragon 2 Raumschiff statt. Daran ist einiges neu.

Beim Entwurf des Space Shuttle kam es zu einer der verheerendsten Entscheidungen in der bemannten Raumfahrt. Anstatt ein Rettungssystem einzubauen, beschloss man, das Shuttle so zuverlässig wie ein Flugzeug zu bauen, dass man keines brauchen würde. Das hat nicht funktioniert.

Dabei war es in der bemannten Raumfahrt von Anfang an normal, ein Rettungssystem einzubauen. Beim Apollo Programm sah das so aus (Bild: NASA):

Apollo_Pad_Abort_Test_-2

An der Spitze der bemannten Kapsel wurden Raketentriebwerke angebracht, die die Kapsel bei einer Fehlfunktion von der Rakete weg ziehen kann. Auch in der Sovietunion war ein solches System üblich. Es rettete 1983 drei Kosmonauten das Leben:

Genau so einen Fall soll von SpaceX am Dienstag mit einem Prototypen des Dragon 2 Raumschiffs simuliert werden. Es wird dafür natürlich nicht von der Spitze einer explodierenden Rakete starten, sondern vom Boden. Das Rettungssystem ist dabei von einem völlig neuen Typ.

Es wird nicht an einem Turm an der Spitze der Raumschiffs installiert, sondern ist fest eingebauter Bestandteil des Raumschiffs, in den großen schwarzen Aussparungen in den Ecken:

Dragon_V2

(Bild: Public Domain)

Bei den Triebwerken handelt es sich auch nicht um Feststofftriebwerke, sondern um gut steuerbare Triebwerke mit Flüssigtreibstoff. Ein fest eingebautes Rettungssystem hat den Vorteil, dass man es in jeder Flugphase benutzen kann. Die anderen Systeme werden nach den kritischsten Flugphasen abgeworfen um Gewicht zu sparen. Dragon wird jederzeit seiner Rakete entkommen können, wenn sie ungebührliches Verhalten an den Tag legt.

Die Triebwerke sind dabei so gut steuerbar, dass man sie nicht nur im Notfall verwenden kann. SpaceX plant, das Raumschiff mit Hilfe der Triebwerke auch zu landen. Zunächst noch, um die Landung am Fallschirm auf den letzten Metern besonders weich zu gestalten. Später sollen die Fallschirme ihrerseits zum Notfallsystem degradiert werden und die Triebwerke das gesamte Brems- und Landemanöver übernehmen.

Selbst wenn der Test am Dienstag erfolgreich verläuft, ist das nicht das Ende des Testprogramms. In Kalifornien wird bereits eine Testrakete vorbereitet, die später einmal die Raumkapsel starten und in der Atmosphäre beschleunigen soll, bis der Punkt des maximalen Luftwiderstandes erreicht ist. Das ist der Punkt, an dem die Rakete den größten Belastungen ausgesetzt ist und ein Rettungsmanöver mit den größten Problemen konfrontiert ist. Bis zum ersten kompletten Flug des Dragon 2 wird noch einige Zeit vergehen, bis zum ersten bemannten Flug noch mehr.

Kommentare (6)

  1. #1 Dr. Webbaer
    5. Mai 2015

    Vermutung:
    Die Zukunft der Raumfahrt wird nicht durch Raketen bestimmt, weil nicht wirtschaftlich, vgl. :
    -> https://en.wikipedia.org/wiki/Space_elevator_economics

    MFG
    Dr. W

    • #2 wasgeht
      5. Mai 2015

      Vorerst ist noch kein Material entwickelt worden, das die dafür nötige Festigkeit makroskopisch aufweist. Und in anbetracht dessen schon jetzt Kostenkalkulationen aufzustellen ist … gewagt.

  2. […] schon angekündigt, hat SpaceX den 1. Test des Dragon V2 Rettungssystems absolviert.Wer mir auf Twitter folgt […]

  3. #4 Dr. Webbaer
    6. Mai 2015

    @ wasgeht :
    Die grundsätzlich zielgerichtete Idee für erfolgreiche Weltraumfahrt müsste darin bestehen den Orbit, die sogenannte geostationäre Umlaufbahn zu besetzen, vielleicht auch wirtschaftlich nutzbar zu machen, um dann weitere Expeditionen zu wagen, immer auch die wirtschaftlichen Aspekte im Auge bewahrend.
    Zu Marx One und ähnlichem fällt Ihrem Kommentatorenfreund jedenfalls nichts Zitierfähiges ein.

    MFG
    Dr. W (dem die praktischen Probleme mit dem Space Elevator bekannt sind)

  4. #5 Alderamin
    23. Mai 2015

    @Frank

    Schon gesehen? Video vom Pad-Abort aus Sicht des Dragon:

    https://www.nbcnews.com/science/space/get-astronauts-eye-view-spacexs-dragon-launch-abort-test-n363416

    Obercool. ;-)

    • #6 wasgeht
      23. Mai 2015

      Ja, meine Twittertimeline hält mich da ganz gut auf dem laufenden. ;)