2013 drang nahe der sibirischen Stadt Chelyabinsk ein Asteroid in die Atmosphäre ein, wurde zerrissen und verursachte eine starke Druckwelle die zahlreiche Fenster zerstörte, das Dach wenigstens einer Fabrik zum Einsturz brachte und über eintausend Verletzte zurück ließ. Die freigesetzte Energie entsprach einer halben Megatonne TNT. Man hat Glück gehabt. Wäre die Schockwelle etwas stärker gewesen, wären Todesopfer wohl kaum zu vermeiden gewesen. Es kam daher die Frage auf, ob man solche Asteroiden nicht einfach rechtzeitig abschießen könne.
Eine halbe Megatonne TNT scheint viel Energie für einen Asteroiden zu sein, der wohl keine 20m Durchmesser und 12-13000 Tonnen Gewicht hatte. Es ist die hohe Geschwindigkeit, die zu der großen Energiefreisetzung führt. Seine Geschwindigkeit betrug zuletzt wohl etwa 19km/s. Ein Gegenstand der 1kg wiegt und sich mit 2,9km/s bewegt, hat etwa so viel Bewegungsenergie wie ein kg TNT. Die Geschwindigkeit geht aber quadratisch in die Berechnung der Energie ein. Ein Gegenstand der sich 6,55 mal so schnell bewegt hat nicht 6,55 mal so viel Energie, sondern etwa 43 mal so viel.
Die hohen Geschwindigkeiten kann man sich aber auch gegen den Asteroiden zu nutze machen. Also, was tun, wenn ein etwas größerer Asteroid im Anflug ist und in wenige Tagen die Erde erreicht?
Da liegt auch schon ein erstes Problem: Man muss davon wissen, dass ein Asteroid im Anflug ist. Gerade die sehr kleinen Asteroiden sind aber schwer zu entdecken. Nur wenige Asteroiden dieser Größe werden überhaupt entdeckt und wenn, dann sehr nah der Erde. Die Vorwarnzeit ist also sehr kurz. Für Versuche den Asteroiden über Jahre nur leicht abzulenken und so an der Erde vorbei zu manövieren, bleibt keine Zeit. Die Zerstörung wäre dann die einzig machbare Option.
Zerstörung heißt hier, eine Reduzierung der Größe auf Brocken unter 20m. Die sind zwar nicht völlig unproblematisch, aber zumindest ist das Risiko beherrschbar.
Wenn ein Asteroid so groß wie der von Tunguska, etwa 50m, auf die Erde zu käme bräuchte man ihn also nicht zu pulverisieren. Es reicht aus ihn in ausreichend kleine Bruchstück zu zerkleinern. Die große Energie durch die hohen Kollisionsgeschwindigkeiten ist dabei sehr hilfreich. Ein Geschoss von 1000kg Masse hätte bei einer Kollision mit 12km/s eine Energie von 16 Tonnen TNT. Das würde auch noch relativ kurz vor der Ankunft auf der Erde für eine Zerstörung ausreichen.
Um sich die Größenordnung klar zu machen: Die britische 5t Bombe “Tallboy” war mit 2,4t Sprengstoff gefüllt und hinterlies 30m breite und 25m tiefe Krater, nachdem sie in noch größerer Tiefe explodierte. Ohne die umliegende Erde und ohne nennenswerte Gravitation, wie in einem Asteroiden, würde diese Energie noch viel mehr Material in Bewegung setzen können. Sprengstoff wäre für unser Geschoss natürlich völlig überflüssig.
Ein solches Geschoss wäre also durchaus in der Lage einen Asteroiden dieser Größe ausreichend zu zerkleinern. (Man würde es natürlich so bauen, dass es seine Energie möglichst vollständig innerhalb des Asteroiden umsetzt und ihn nicht durchschlägt.) Etwas größere Asteroiden würden wohl mehrere Geschosse erfordern, sind aber auch leichter zu entdecken und könnten deswegen mit größerer Vorwarnzeit, und vielleicht auch mit sanfteren Methoden, von einer Kollision abgehalten werden.
Ich finde es merkwürdig, dass sich die meisten Diskussionen um Asteroiden mit mehreren hundert Metern Durchmesser drehen. Sicher, ein Einschlag hätte sehr schwere Konsequenzen und genau das ist wohl auch der Grund für die Diskussion. Aber solche Asteroiden sind auch sehr viel seltener als Asteroiden der 50m Klasse. Der Einschlag in Tunguska hat damals wortwörtlich Bäume auf einer Fläche so groß wie das Saarland umgelegt. Sie sind klein, viel häufiger, gefährlich und noch dazu wohl nur mit kurzer Vorwarnzeit zu entdecken. Aber gleichzeitig konzentrieren sich alle Anstrengungen nur auf die viel größeren Asteroiden, die viel seltener sind und mit viel längerer Vorwarnzeit zu entdecken sind.
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