Die Falcon 9 v1.0, die damals geflogen ist, ist eine andere Rakete, als die Falcon 9 v1.1 heute (man merkt, dass der Chef aus der Softwarebranche kommt). Die Version 1.0 hatte ein quadratische Anordnung der 9 Triebwerke und wog beim Start etwa 333 Tonnen. Sie war wegen dieser Triebwerksanordnung meiner Meinung nach die hässlichste Rakete der Welt, aber sie flog auch nur 5 mal.
Flug 2 der Rakete brachte noch im gleichen Jahr das erste Dragon Raumschiff in den Orbit und es kehrte auch erfolgreich wieder zurück. An Bord war ein Käserad, aber noch war das Raumschiff nicht völlig einsatzbereit. Es fehlten die Umweltkontrolle und die Solarzellen für die Stromversorgung, sowie sicherlich noch viele andere Details. Der erste Flugtest (im Batteriebetrieb) war dennoch enorm wichtig.
Nach zwei erfolgreichen Flügen geschah im Jahr danach nichts mehr. Eigentlich war als zweiter Testflug nur die Annäherung an die ISS vorgesehen und erst im dritten Test sollte es zum Andocken an die ISS kommen. Nach längeren Verhandlungen legte man schließlich beide Tests zusammen. Aber bis dahin gab es viel zu tun. Der Dragon musste für die erste richtige Mission zur ISS mit mehr als einem Käserad als Proviant vorbereitet werden. Und das dauerte insgesamt 18 Monate. Erst im Mai 2012 kam endlich der dritte Flug der Falcon 9 und er war ein voller Erfolg.
Ein holpriger Flug
Mit dem dritten Flug war der COTS Vertrag erfolgreich absolviert und es standen die 12 Flüge des regulären Frachtvertrags CRS an (commercial resupply services). Nun hat der Dragon hinter der eigentlichen Raumkapsel ein großes, freies Volumen, das für weitere Fracht gedacht ist. Beim nächsten Flug im Oktober sollte deswegen ein kleiner Satellit in diesem Volumen transportiert werden.
Der Plan war, dass der Dragon von der zweiten Stufe getrennt wird und der Satellit an der zweiten Stufe verbleibt. Sobald der Dragon genug Abstand hat, sollte die zweite Stufe erneut gezündet werden und den Satelliten in seinen Orbit bringen. Aber es kam anders als geplant. Der Flug war allerdings spät in der Nacht. Obwohl ich ihn live gesehen habe und die Kamera alles einfing, habe ich vor Müdigkeit nicht mitbekommen, dass etwas schief ging.
79 Sekunden nach dem Start löste sich eines der 9 Triebwerke in seine Bestandteile auf. Elon Musk prägte daraufhin später das unvergessliche Akronym “RUD” – rapid unscheduled disassembly. (Ungefähr “Schneller ungeplanter Auseinanderbau”. Wobei disassembly mehrere Bedeutungen haben kann. Aber dieser Teil der Bedeutung machte es witzig und unvergesslich.)
Ganz ohne Folgen blieb es natürlich nicht. Die erste Stufe brauchte etwa 20 Sekunden länger bis zum Brennschluss, womit die Rakete knapp 200m/s an Geschwindigkeit verlor. Aber genau deswegen hat die Rakete die großen Treibstoffreserven, mit denen sie dennoch den geplanten Orbit erreichen konnte. Die Steuerung der Rakete erfolgt automatisch, so dass der Computer selbstständig nach Wegfall des Triebwerks den weiteren Flug optimierte.
Während der Dragon sicher seine Mission flog, fehlten der zweiten Stufe nun einige Sicherheitsreserven. Man errechnete eine 95%ige Chance, dass sie dennoch den Flug mit dem Satelliten durchführen konnte, aber das war der NASA nicht genug. Immerhin befand man sich in einem Orbit unterhalb der ISS und die Stufe sollte in einen Orbit oberhalb der ISS fliegen. Man wollte keine Risiken eingehen und so wurde der Satellit an Ort und Stelle ausgesetzt. Da es nur der erste von 18 Satelliten sein sollte, wog der Verlust weniger schwer, aber er ist dennoch ein Verlust – wenn auch der einzige aller Varianten der Falcon 9 bisher.
Der fünfte Flug der Falcon 9 v1.0, die Mission CRS-2, sollte die letzte dieser Rakete sein. Er fand im März 2013 statt. Bis dahin hatte die Falcon 9 erst zwei Flüge im Jahr 2010 und zwei weitere im Jahr 2012. Es sollten noch viele folgen.
Kommentare (2)