Die Glühbirne hat eine lange Geschichte und es ist absehbar, dass diese Geschichte bald ganz zu Ende sein wird. Was ich durchaus gut finde, denn sie verbraucht unglaublich viel Strom. Nach und nach wird nun der Verkauf neuer Glühbirnen verboten, was ich für eine unglaublich dumme und völlig verfehlte Politik halte.

Dabei gab es auch davor schon Streit um die Glühbirne und ihre Lebensdauer. Wäre es nicht viel besser gewesen, wenn man Glühbirnen mit längerer Lebensdauer als 1000 Stunden gebaut hätte? Man hätte sich den Bau vieler Glühbirnen sparen können! Was zu einer Verschwörung der bösen Industrie aufgebauscht wurde, hatte durchaus gute Gründe.

Die Lebensdauer wurde in der Tat in einem Kartell von Glühlampenherstellern auf 1000 Stunden begrenzt. Das war eine sehr gute Entscheidung. Hätte es das Kartell nicht getan, hätte es der Staat tun sollen. Natürlich, es klingt nach geplanter Obsoleszenz, einer Verschwörung gegen den Verbraucher und ein Komplott mehr Glühbirnen zu verkaufen. Und es ist völlig unbestritten, dass auch viel mehr Glühbirnen verkauft wurden. Das war sicher auch der Grund, der das Kartell erst möglich machte.

Aber warum schreibe ich, dass es ansonsten der Staat hätten tun sollen? Es geht nicht darum, den Glühbirnenherstellern einen Gefallen zu tun. Es ging darum, den Verbrauchern einen Gefallen zu tun und den Stromverbrauch der Gesellschaft als ganzes zu reduzieren.

Damit das einleuchtet, muss man sich vor Augen halten, dass der Energieverbrauch einer Glühbirne hauptsächlich nicht bei der Produktion stattfindet, sondern beim Leuchten. Eine 100W Glühbirne verbraucht 100kWh Strom während ihrer auf etwa 1000 Stunden begrenzten Lebenszeit. Das ist verdammt viel Strom. Die Erzeugung von einer Tonne Stahl braucht etwas mehr als 5000kWh Strom – 100kWh reichen also für etwa 20kg Stahl. Ich empfehle also jedem eine Glühbirne auf einen 20kg Stahlblock zu legen und darüber zu meditieren, ob die Herstellung der Glühbirne mehr oder weniger Energie verbraucht hat.

Man kann es auch anders verdeutlichen. 100kWh Strom kosten selbst bei vor-Energiewende-Preisen von 20ct/kWh ganze 20 Euro. Man hätte sich das Verbot der Glühbirne komplett sparen können, wenn man einfach nur den Preis des in 1000 Stunden verbrauchten Stroms auf jede Packung gedruckt hätte. Die Schockwirkung des Preises wäre in jeder Hinsicht effektiver gewesen, als die Bilder von Lungenkrebs auf Zigarettenpackungen. Auf der 5er Packung 100W Birnen für 4,99 Euro, hätte ein Strompreis von 100 Euro gestanden.

Das Verbot der Glühbirne hat nur wieder alle Vorurteile gegenüber der Politik im allgemeinen und der EU im besonderen bestätigt und damit einen nachhaltigen Schaden angerichtet. Mit der einfachen Maßnahme den Strompreis auf die Packung drucken zu müssen, hätte man das gleiche völlig ohne Widerstand und viel schneller erreicht. Die Leute hätten es sogar begrüßt.

Ok. Aber woher das Loblied auf das Kartell, das die Lebensdauer der Glühbirnen begrenzt hat? Dazu kann man sich den englischen Wikipediaartikel zu Hilfe nehmen, in dem die Zusammenhänge zwischen Lebensdauer und Effizienz von Glühbirnen erklärt werden. Eine vor dem Kartell übliche Glühbirne mit doppelter Lebenszeit, aber gleicher Leuchtstärke wie eine danach übliche 100W Glühbirne, braucht etwa 112W Strom. Nach 2000 Stunden hätte man also 24kWh mehr Strom verbraucht (5kg Stahl oder 4,80 Euro), aber eine Glühbirne eingespart.

Selbst bei Strompreisen von 5ct/kWh wäre die zusätzliche Glühbirne im Einzelhandel billiger gewesen. Für den Verbraucher war es also eine gute Sache und gleichzeitig hat man bei der Beleuchtung über 10% des Stromverbrauchs eingespart.

Stellt sich noch die Frage, wozu das Kartell?

Nun, wie wir alle wissen, wusste praktisch nie jemand, wieviel der Strom kostet den eine Glühbirne verbraucht. Deswegen wäre der Aufdruck auf die Packung auch so wirksam gewesen. Die Herstellung langlebiger Glühbirnen hat aber keinen größeren Aufwand bedeutet, als die Herstellung anderer Glühbirnen. (Eher einen kleineren, weil man dazu ein dickeres Filament verwendet.)

Nun ist man in der Situation, in der ein Käufer nur sieht, was die Glühbirne kostet und wie oft er sie ersetzen muss. Er sieht nur am Ende des Jahres, wieviel Strom er bezahlen muss, aber nicht, woher die Kosten kommen. Wenn jetzt ein Hersteller Glühbirnen verkauft, die länger Leben aber viel mehr Strom kosten, dann hat der einen Vorteil. Die Leute kaufen seine Glühbirnen, weil sie länger Leben und von den (für sie) versteckten Kosten nichts wissen.

Gleichzeitig ist es auch schlecht für alle anderen Glühbirnenhersteller. Sie verkaufen weniger Glühbirnen. Dabei ist der Konkurrent unredlich, weil er Glühbirnen, die den Käufern teuer zu stehen kommen, billig aussehen läßt. Und ganz nebenbei müssen die Leute im Kraftwerk (damals fast immer Kohlekraftwerke) mehr schuften um mehr Strom herzustellen, weil die Leute Glühbirnen kaufen die bei der gleichen Leuchtleistung mehr Strom verbrauchen.

Das ist eine Situation, in der man nach dem Staat rufen kann. Er soll gefälligst dafür sorgen, dass kein Glühbirnenhersteller Glühbirnen herstellt, die unnötig viel Strom verbrauchen. Aber in dem Fall haben die Unternehmer selbst ein Interesse an der Maßnahme. Und deswegen kann man ihnen die Regulierung auch selbst in einem Kartell überlassen und sich sicher sein, dass die Maßnahmen aus purem Eigeninteresse umsetzen. Noch dazu ganz ohne Gesetzgebungsverfahren und staatlicher Bürokratie bei der Überprüfung. (Bürokratie im Unternehmen hingegen schon!)

Hatten die Neoliberalen also recht? Sollte man einfach alles dem Markt überlassen? Nein. Aber nur weil es nicht überall geht, heißt das nicht, dass es nicht im Einzelfall funktioniert. Hier ist so ein Einzelfall in dem es sehr gut funktionierte.

Kommentare (29)

  1. #1 Gerald Fix
    5. Juni 2015

    Mit der einfachen Maßnahme den Strompreis auf die Packung drucken zu müssen, hätte man das gleiche völlig ohne Widerstand und viel schneller erreicht. Die Leute hätten es sogar begrüßt.

    Belege?

    Ich behaupte, es hätte eine Diskussion gegeben, dass die Zahlen nicht stimmen würden, dass der Aufdruck nur von den widerlichen Ökos käme, dass der Aufdruck nur von der geldgierigen Industrie käme … dass die Politiker an allem schuld seien …

    Die Schockwirkung des Preises wäre in jeder Hinsicht effektiver gewesen, als die Bilder von Lungenkrebs auf Zigarettenpackungen. Auf der 5er Packung 100W Birnen für 4,99 Euro, hätte ein Strompreis von 100 Euro gestanden.

    Belege?

    Das sind nicht mal 20 Packungen Zigaretten. Bei Zigaretten juckt es die Leute doch auch nicht.

  2. #2 wasgeht
    5. Juni 2015

    Wäre man von einem Preis von 20ct/kWh ausgegangen hätte es vielleicht eine Diskussion gegeben, dass es zu wenig ist. Aber jeder hätte gewusst, dass es teuer ist.

    Und anders als bei Zigaretten, sind die Käufer nicht süchtig nach Glühlampen.

  3. #3 DasOlli
    Berlin
    5. Juni 2015

    so gern in das glauben moechte, wahrscheinlicher waere jedoch, das die meisten weiter Gluehbirnen kaufen wuerden… einfach auch weil die meisten sich die Situation schoen reden wuerden… “so lange lass ich die Lampe ja gar nicht an” “die Zahlen sind doch eh nur Theorie”…

    PS: danke fuer deine zahlreichen Blogartikel, ich lese diese immer wieder gern :-)

  4. #4 gedankenknick
    5. Juni 2015

    Ich denke, ein Problem beim Ersatz von Glühlampen ist, dass es zum Teil einfach immer noch keinen adäquaten Ersatz gibt.

    Beispiel: 50W-Niedervolt-Halogenlampen. Ich habe bei uns im Betrieb diese zwischenzeitlich komplett ersetzt durch einerseits ca. 15W-Energiesparlampen G10 (brauchen lange beim Einschalten, quecksilberhaltig, viele halten die versprochenen 15.000h Lebensdauer nicht durch). Teilweise durch ca. 7Watt-LED-Lampen (engerer Lichtabstrahlwinkel, zum Teil ungünstige Lichttemperatur, teuer in der Anschaffung, über die 25.000h Lebensdauer kann ich noch nichts sagen).

    Für mich privat habe ich für viele Glühlampen einen Ersatz in “Filament-LED-Lampen” gefunden, die aber derzeit noch ziemlich teuer sind (ca. 12€/St.). Ob die die versprochene Lebensdauer durchhalten, weiß ich nicht. Und auch hier finde ich Lichtstrom-äquvalent Ersatz für maximal 60W-Glühlampen. Die 100W-Halogen-Hofbeleuchtungslampe kann ich nur unter Verlust von Helligkeit austauschen. Der Austausch von Niedervolt-Halogenspots gegen LED-Warmweiß-Spots hatte familiären Protest betreffend der Lichttemperatur zur Folge (allerdings wäre Kaltweis im Bad wohl noch übler gewesen) – ich hoffe auf einen Gewöhnungseffekt. Hinzu kommt, dass der Ersatz der 50W-Modelle mit ca. 5,5 Watt nur (gefühlt) Licht wie ein 30W-Niedervolt-Spot macht…

    Nachteil aller mir bekannten Glühlampen-Ersatz-Leuchtmittel ist, dass diese bei weitem nicht so gut dimmbar sind wie Glüh- od. Halogenlampen. Via Phasenanschnitt dimmbare Energiesparlampen sind ein Graus (zumindest die, die ich getestet habe – die liegen nach 2h Test unbenutzt im Keller, haben damals auch nur 25€ zusammen gekostet). Zu meinem in der Haussteuerung verbauten Dimmer habe ich noch keine passenden LEDs gefunden. Eine Alternative, zu der ich nicht bereit bin, wäre, die (damals) mehrere Hundert € teuren Leuchten von der Wand zu reißen, um andere Leuchten anzubringen. Also finden sich dort jetzt “adaptierte” G9-Halogenlampen mit Glaskugeltarnung.

    Alles Gute ist leider fast nie beisammen. Und hätte mir die Industrie früher für mich interessante Alternativen angeboten, hätte ich viele Glühlampen sicher auch früher ausgetauscht.

  5. #5 Gerald Fix
    5. Juni 2015

    #2
    Das sind immer noch keine Belege für Ihre These – und wer mit Begriffen arbeitet wie “unglaublich dumme und völlig verfehlte Politik“, der sollte etwas mehr bieten als Meinungen.

    Es soll – angeblich, ich kenne niemanden – Leute gegeben haben, die sich mit mehreren Dutzend Glühbirnen eingedeckt haben, um bis ans Lebensende versorgt zu sein. Andere haben sich, nach dem Inkraftreten des Verbots, Glühbirnen aus China schicken lassen und sie beim Zoll als “elektrische Heizgeräte” angemeldet. (Schließlich habe die EU die hohe Abwärme moniert.) Und solche Leute wollen Sie mit einem Preisschild überzeugen?

    Ich habe derartige Maßnahmen schon oft erlebt – bleifreies Benzin, Abgaskatalysator, Sicherheitsgurt, um nur ein paar zu nennen. Immer war der Widerstand am Anfang hoch und nach wenigen Jahren hat niemand mehr davon geredet. So wie jetzt von den Glühbirnen, die meisten Leute scheinen es nämlich akzeptiert zu haben.

  6. #6 Karl Mistelberger
    5. Juni 2015

    Die nähere Betrachtung der neueren Leuchtmittel wäre sicher interessant: https://en.wikipedia.org/wiki/Compact_fluorescent_lamp#Efficiency_comparison

    Doch gibt es darüber hinaus noch viel zu tun, denn wie man in der Wikipedia lesen kann ist Beleuchtung eher ein Randthema: Replacing all inefficient lighting with CFLs would save 409 terawatt hours (TWh) per year, 2.5% of the world’s electricity consumption, siehe: https://en.wikipedia.org/wiki/Compact_fluorescent_lamp#Energy_efficiency

    Ersatz von Altgeräten bringt etwas:

    Mein vorletzter Desktop Computer kostete 500 € und verbrauchte bei 50 W und 30,000 Betriebsstunden Strom für ca. 450 €. Der neue kostete 650 €, ist vier mal so schnell, braucht aber nur 25 W und lässt sich auch in der Praxis problemlos schlafen legen, so dass die Betriebsstundenzahl auf ein Viertel zurück geht. Über ca. 5 Jahre sind das 60 € und kein Thema mehr.

    Mein alter SONY KV-X2991D brauchte im Betrieb 150 W, im Standby ca. 15 W und der zugehörige Videorekorder noch einmal die gleiche Leistung. Der neue Panasonic TX-42ASW504 mit deutlich größerem Bildschirm braucht im Betrieb 30 W, im Standby inklusive Rekorderfunktion gerade einmal zwischen 0,1 und 0,2 W. Die 40 Cent/Jahr kann ich mir leisten und das Gerät im Standby laufen lassen. Den Klassiker unter den Energiespartipps kann man also getrost in die Tonne klopfen.

    Was ist und was geht ist ein schönes und weites Thema, doch ein bisschen mehr Praxisnähe wäre hin und wieder durchaus sinnvoll.

    • #7 wasgeht
      5. Juni 2015

      Ein Artikel über die Glühbirne wird sich im allgemeinen mit der Glühbirne beschäftigen.

      Die Themen die sie ansprechen wären sicherlich auch Themen für den Blog, aber nicht für diesen einen Artikel den ich schreiben wollte.

  7. #8 Hurtigwelle
    5. Juni 2015

    “Mein vorletzter Desktop Computer kostete 500 € und verbrauchte bei 50 W und 30,000 Betriebsstunden Strom für ca. 450 €.”

    Betriebsdauer und der Preis für die KWh erscheinen mir recht hoch.

    30.000 h / 8 h pro Arbeitstag / 250 Arbeitstage pro Jahr = 15 Jahre.

    450 Euro / 30.000 Betriebsstunden / 50 W = 30 ct pro KWh

  8. #9 DH
    5. Juni 2015

    Ob es Neoliberalen um einen freien Markt geht , sei mal dahingestellt , aber es wäre in der Tat besser , bei einer Umstellung auf Freiwilligkeit zu setzen , es gibt das gute alte Instrument , nicht gleich mit Verboten zu kommen , sondern mit Positiv-Anreizen , z.B. steuerlicher Förderung energieeffizienterer Glühbirnen .
    Hauptsächlich aber dürfte dieser Kokolores um die Birne eine Kompensation sein , um sich um die wirklich heiklen Themen rumzudrücken , “schaut her , wir machen was”, wir sind ja sowas von ökologisch.

  9. #10 Karl Mistelberger
    5. Juni 2015

    > #7 wasgeht, 5. Juni 2015
    > Ein Artikel über die Glühbirne wird sich im allgemeinen mit der Glühbirne beschäftigen.

    Das Thema hat sich ja wie du selbst schreibst faktisch erledigt. Stromverbrauch bleibt trotzdem ein Thema und eine Übersicht über das was geht würde gut hierher passen.

    Man kann sich natürlich auch weiter mit obsoleten Dingen befassen. Das entscheidet natürlich der Blogger selbst. Über den Inhalt meines Kommentars entscheide ich.

    > #8 Hurtigwelle, 5. Juni 2015
    > Betriebsdauer und der Preis für die KWh erscheinen mir recht hoch.
    > 30.000 h / 8 h pro Arbeitstag / 250 Arbeitstage pro Jahr = 15 Jahre.
    > 450 Euro / 30.000 Betriebsstunden / 50 W = 30 ct pro KWh

    Die 30,000 Betriebsstunden habe ich mit S.M.A.R.T. aus der eingebauten Festplatte ausgelesen, als ich den neuen Computer im Februar 2014 zusammen baute. Den alten Computer stellte ich in 2009 aus Neuteilen zusammen.

    Der Strompreis stammt aus meiner Jahresabrechnung: 1331 kWh für 430,77€ ergibt 32,36 ct pro kWh.

    Da bleibt wenig Raum für Zweifel an den weiter oben genannten Zahlen.

  10. #11 Karl Mistelberger
    5. Juni 2015

    > #4, gedankenknick, 5. Juni 2015
    > Ich denke, ein Problem beim Ersatz von Glühlampen ist, dass es zum Teil einfach immer noch keinen adäquaten Ersatz gibt.

    Beim Ersatz von Glühlampen geht es aufwärts. Der erste Versuch Ende der achtziger Jahre war eine völlige Pleite. Eine angeblich äquivalente Leuchtstofflampe über dem Esstisch ist sofort wieder hinausgeflogen.

    Die im Jahr 2011 angeschaffte OSRAM DULUX SUPERSTAR hält bis heute durch, braucht aber viel länger als am Anfang, um die volle Helligkeit zu erreichen. Außerdem hat die Helligkeit deutlich nachgelassen.

    Im letzten Jahr kaufte ich für den Couchtisch zwei XQ-lite 810 lm, 63mA, 2700K LED-Birnen um 7,95 €. Diese haben ein sehr angenehmes Licht und erreichen die maximale Helligkeit sehr schnell. Zudem sind sie deutlich heller als die auf dem Papier gleich starke Leuchtstofflampe.

    Irgendwann klappt auch das Dimmen zufriedenstellend. Doch in dem meisten Fällen sind gute Ergebnisse nur mit neuen Leuchten zu erreichen. Das Einschrauben neuer Leuchtkörper in vorhandene Leuchten wir immer mit Nachteilen verbunden sein.

  11. #12 Daniel Elstner
    Berlin
    5. Juni 2015

    Ich hätte eine Steuer auf Glühbirnen auch besser gefunden als das Quasi-Verbot. Das Problem ist jedoch, dass die EU keine Steuern erheben darf. Eine Handelsbeschränkung war dagegen leicht umsetzbar.

  12. #13 Alderamin
    5. Juni 2015

    @gedankenknick

    Ich denke, ein Problem beim Ersatz von Glühlampen ist, dass es zum Teil einfach immer noch keinen adäquaten Ersatz gibt.

    Das ist genau der Punkt. Mit Energiesparlampen konnte ich mich noch nicht anfreunden; auf der Firma haben wir eine im Toilettenraum, das ist wie ein Sonnenaufgang, wenn man die einschaltet, es wird langsam heller. Angeblich benutzen diese ähnliche Vorschaltgeräte wie moderne Leuchtstofflampen, nur merkwürdigerweise springen die Röhren an meinem Aquarium mit elektronischem Vorschaltgerät sofort und ohne Flackern auf volle Helligkeit, diese Energiesparlampen nicht. Jedenfalls nicht alle. Wenn nicht, merkt man das erst zu Hause.

    Was LED betrifft: die Lampen sind mir da einfach noch zu teuer. Wir haben zu Hause nicht viel Dauerlicht an (außer dem Aquarium, und das ist HQI und Leuchtstoffröhren). Ehe sich eine LED-Lampe in der Anschaffung rechnet, kann eine Birne bei uns zwei, drei Jahre in Betrieb sein. Und unsere Halogen-Lampen (2 Fluter und Kabelsystem mit Niedervolt-Wechselstrom-Quelle) würden eine Neuanschaffung der gesamten Leuchte (bzw. des Trafos) nötig machen. Da kauf ich lieber ein paar Glühbirnen auf Vorrat… außerdem kommt mein Strom nur aus erneuerbaren Quellen.

  13. #14 Karl Mistelberger
    6. Juni 2015

    > #13 Alderamin, 5. Juni 2015
    > Da kauf ich lieber ein paar Glühbirnen auf Vorrat…

    Was tatsächlich im Einzelfall die günstigste Lösung ist hängt immer von den Umständen ab. Das hat mir unlängst ein Profi, der seinen Lebensunterhalt mit Gebäudebeleuchtung bestreitet bei einer Maß Buttenheimer Kellerbier bestätigt.

    Zu meinen bescheidenen 430 € für Strom in der Wohnung kommen noch 83 € für Strom in der Tiefgarage. Die gesamte Stromrechnung beläuft sich auf 16.643 €. Das Ersetzen der Leuchtstoffröhren durch LED-Röhren für die vorhandenen Leuchten kostet 11.500 € und amortisiert sich in 2,75 Jahren. Diese Zahlen wurden vom Hausverwalter anhand bereits durchgeführter Projekte ermittelt und sind deshalb realistisch. Das macht einen Riesenunterschied zu oft kolportierten Werten, die bestenfalls für den Stammtisch oder irgendwelche obskure Blogs taugen, in der Realität aber den Geldbeutel schmerzhaft belasten.

    Ob sich auf Dauer eine wesentliche Einsparung bei den Stromkosten für die Tiefgarage ergibt ist noch nicht auszumachen, denn sie hängt von der Lebensdauer und der Betriebsweise der LED-Röhren ab, die mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sind. Die Leuchtstoffröhren liefen aus finanziellen Gründen bisher im Dauerbetrieb und wenn es die LEDs auch tun sollten, so sind 2,75 Jahre gleich 24.000 Stunden, also ein erheblicher Prozentsatz der vermutlichen Lebensdauer. :-(

    > außerdem kommt mein Strom nur aus erneuerbaren Quellen.

    Da überwiegt natürlich der Strom der anderen Leute. Diese Lumpen verwenden zu 100% Strom aus fossilen Brennstoffen. Das macht drei mal so viel aus wie der Strom aus erneuerbaren Quellen.

  14. #15 gedankenknick
    6. Juni 2015

    @Alderamin #13
    Genau das Einstiegspreis-Sparvolumen-Verhältnis war auch bei mir bisher der Grund, nicht (bzw. nicht alle) vorhandenen Altleuchtmittel zu wechseln. Zumal ich es bei einigen Lampen (wie z.B. der Kühlschrankbeleuchtung oder der Backofenbeleuchtung) wahrlicht nicht einsehen kann, die Sparmöglichkeiten scheinen mir doch arg begrenzt.

    Bei den Halogen-Spots habe ich insofern Glück, als dass es sich um Decken-Einbauspots handelt, und ich nach einem Ausbau der Niedervolt-Trafos und einem teilweisen Austaush der Niedervolt- gegen eine 230V-Verkabelung recht einfach G10-Fassungen montieren konnte, Und da die neueren LED-Spots den Abmaßen der alten Spots entsprechen und nicht wie die Energiesparlampen und einige ältere LED-Spots in die eine (oder auch in beide) Richtungen überstehen, war die Umrüstung leidlich schnell erledigt.

    @Karl Mistelberger #11
    Ärgerlich finde ich, dass mir adäquate Lösungen erst einige Zeit nach der Zwangsumstellung des Systems angeboten werden. Sicherlich hat die Entwicklung der LED-Lampen in den letzten 3 Jahren einen großen Sprung gemacht – aber warum erst jetzt? Mit dem “Einstiegspreis” braucht mir keiner als Erklärung zu kommen, da das Einsparpotential ja gerade bei “größeren” Objekten spannend ist (inklusive der geringeren Einsatzzeit von Technikern), und somit die Industrie als Kunde der Industrie sowieso Erstkunde ist/war. Den Endverbraucher auszustatten ist dann doch eher Zusatzgeschäft, denke ich.

    Das mit dem Dimmen sehe ich durchaus kritisch. Die allermeiste Vorschaltelektronik ist gegenüber einem Phasenanschnittsdimmer einfach nicht kompatibel – allein durch die Glättung des Phasenanschnitts durch dafür nicht vorgesehene Kondensatoren. Die vor nicht einmal 10 Jahren installierte und sich “damals” “auf der Höhe der Zeit” befindliche und recht teure Haussteuerungs-Technik ist also durch eine Änderung am Leuchtmittel obsolet bzw. obsoleszent. Ähnlich wie demnächst DVB-T-Empfänger, die ich immer noch nagelneu im Laden erwerben kann. Denn – soweit ich das richtig verstanden habe – findet das Dimmen einer LED nicht mehr an der Stromleitung, sondern in der Vorschaltelektronik der LED statt. Auch das Flackern einer dimmbaren Energiesparlampe bei Phasenanschnitt fand ich persönlich sehr lästig – weswegen diese (wie oben gesagt) sofort wieder rausgeflogen sind.

    @ Problem: Letzthin:
    -Wenn es einen adäquaten Ersatz gibt, der mir beim Preis-Leistungsverhältnis und beim Preis gefällt, wechsel ich freiwillig.
    -Wenn es einen teiladäquaten Ersatz gibt, der mir beim Preis-Leistungs-Verhältnis und/oder beim Preis nicht so wahnsinnig gefällt, denke ich vielleicht über einen Wechsel nach, aber ich werde wohl abwarten…
    -Wenn mir allerdings sozusagen “befohlen” wird zu wechseln, aber kein (mir) passendes Produkt dazu erhältlich ist, frage ich mich nur: WTF? Und das kanns ja nun nicht sein, oder?

  15. #16 Gerald Fix
    6. Juni 2015

    #12 Daniel Elstner

    Es gab schion mal eine Glühbirnensteuer – die Leuchtmittelsteuer, die 1993 abgeschafft wurde und zwar von der EU. Damals, zu Beginn des Binnenmarkts, wurden die europäischen Verbrauchsteuern harmonisiert und es wurde festgelegt, welche Steuern europaweit gelten sollen.

    Daneben hat jeder Mitgliedsstaat zwar das Recht, nationale Verbrauchsteuern zu erheben (in Deutschland gilt das z. B. für die Kaffeesteuer), aber bei der Leuchtmittelsteuer hat man sich anders entschieden. Es wäre insoweit auch keine Lösung, als diese Steuer nur dann ein ausreichendes Aufkommen generieren würde, wenn alle Leuchtmittel, also auch Energiesparlampen, steuerpflichtig würden. Nur für Glühbirnen wäre das Steueraufkommen so gering, dass die Verwaltungskosten wohl deutlich höher lägen.

  16. #17 MartinB
    6. Juni 2015

    Danke für die Erläuterungen zum Kartell – also doch nicht einfach nur die böse, böse Industrie, so wie man es häufig liest.

  17. #18 Lercherl
    6. Juni 2015

    Auf der 5er Packung 100W Birnen für 4,99 Euro, hätte ein Strompreis von 100 Euro gestanden.

    Kaufentscheidungen sind viel weniger rational als man glaubt. Der homo œconomicus ist eine Illusion. Den einen oder anderen hätte so eine Aufschrift wohl zum Wechseln bewogen, aber niemals die breite Masse. Entschlossene Glühbirnenproduzenten und -verkäufer hätten alle guten Absichten mit gefinkelten Strategien schon unterwandert: Nur 7 Cent Energiekosten pro Tag und Glühbirne bei typischem Gebrauch, oder so ähnlich.

  18. #19 DasKleineTeilchen
    6. Juni 2015

    @Alderamin:

    “Was LED betrifft: die Lampen sind mir da einfach noch zu teuer.”

    ?!?

    gibts doch mittlerweile für um die 8 hühner (ca. 800L) beim discounter deines vertrauens; als 75ger equivalent total tauglich. und für ca 12 taler deutlich über 1000L. ich hab vor 2 jahren angefangen komplett umzustellen und kann bis jetzt nicht meckern.

  19. #20 DasKleineTeilchen
    6. Juni 2015

    flirren auch nicht mehr mit 50hertz, wie noch gelegentlich die ersten exemplare, die damals aufn markt kamen.

  20. #21 DH
    6. Juni 2015

    @Daniel Elstner @Gerald Fix

    Interessant , mir bisher nicht bekannt .Nicht besonders schlau , da nimmt sich die EU ein gutes Mittel zur Steuerung aus der Hand und fördert ihr Image vom dirigistischen Zentralstaat einmal mehr , sollte geändert werden.

  21. #22 MOW
    Bremen
    6. Juni 2015

    @gedankenknick #15

    Bei Kühlschrankbeleuchtung kommt allerdings dazu, daß die davon verbratene Leistung noch zum Luftaustausch beim Öffnen der Tür dazukommt und wieder rausgekühlt werden muß. Ist natürlich trotzdem noch eher wenig Einsparpotential. Wichtiger finde ich, daß so eine LED-Lampe etwas länger halten sollte und die Kühlschranklampen manchmal echt scheiße zu wechseln sind.
    Bei einem Neugerät würde ich es aber ganz gut finden, wenn ein paar LEDs im Kühlschrank verteilt wären statt nur einer Lampe in der Ecke.

    Das Dimmen muß deshalb in der Vorschaltelektronik der LED-Lampe gemacht werden, weil die halt zum direkten Ersatz von entsprechenden Glühlampen gedacht sind. Wenn man die Beleuchtung gleich für LEDs entwirft, braucht man die aber gar nicht, weil man stattdessen ein großes Steuergerät für alle LEDs nimmt. Damit kann man dann gleich noch ganz andere Sachen als nur Dimmen programmieren, wenn man auf Lichtspielereien steht.

  22. #23 Karl Mistelberger
    7. Juni 2015

    > #15 gedankenknick, 6. Juni 2015
    > Ärgerlich finde ich, dass mir adäquate Lösungen erst einige Zeit nach der Zwangsumstellung des Systems angeboten werden.

    In meiner Wohnung sind insgesamt ca. 15 Glühlampen und Leuchtstoffröhren. Doch seit Inkrafttreten der Verbote hat keine einzige von ihnen schlapp gemacht. Die Regelungen sind also ein gefühltes Ärgernis, aber letztlich nicht relevant. Übrigens habe ich den Eindruck, dass die Glühlampen wesentlich länger als 1000 Stunden halten.

    > Das mit dem Dimmen sehe ich durchaus kritisch. Die allermeiste Vorschaltelektronik ist gegenüber einem Phasenanschnittsdimmer einfach nicht kompatibel – allein durch die Glättung des Phasenanschnitts durch dafür nicht vorgesehene Kondensatoren.

    Die Weiterverwendung vorhandener Dimmer mit LEDs ist wahrscheinlich so sinnvoll wie die Abtragung eines Reaktors im Kernkraftwerk und die nachfolgende Errichtung eines Kohlekessels zum Weiterbetrieb der konventionellen Anlagenteile.

    > Die vor nicht einmal 10 Jahren installierte und sich “damals” “auf der Höhe der Zeit” befindliche und recht teure Haussteuerungs-Technik ist also durch eine Änderung am Leuchtmittel obsolet bzw. obsoleszent.

    Am Donnerstag war Fronleichnam. Ein Spezl, der mir zufällig im Biergarten über den Weg lief, meinte zu meinem neuen Rad: Das ist aber gar nicht High Tech. Da kriegte er die einzige passende Antwort: Ich benutze das Rad intensiv und suchte ein pflegeleichtes. Da brauche ich 08/15 und kein High Tech!

    Selber schuld wer teure Technik kauft. Mit ca. 1500 € Eigenbeteiligung konnte ich mich anno dazumal von der Kostenstelle unabhängig machen. Das Ding schlug 1991 unter anderem den Millionen-Dollar-Großrechner bei den meisten Berechnungen in der Rechengeschwindigkeit unter Beibehaltung der Nachkommastellen.

  23. #24 gedankenknick
    7. Juni 2015

    @MOW #22
    Das ist genau der Knackpunkt. Vor verhältnismäßig kurzer Zeit -ca. 9 Jahre – habe ich eine damals topaktuelle und verhältnismässig teure Dimmer-Installation im Rahmen einer Haussteuerung (von smart will ich da nicht zu sehr sprechen) installieren lassen. Jetzt wurden die Leuchtmittel dafür “verboten”, einen qualitativ gleichwertigen Ersatz kann man mir aber nicht anbieten. Und nun soll ich wegen vielleicht 5€ Energieersparnis eine mehrere tausend € Haussteuerung ersetzen? Das ist für mich sowohl logisch als auch wirtschaftlich unsinnig. Nebenbei, die Haussteuerung ist zentral installiert mit Bus-DC-Steuerleitungen und separaten AC-Schaltleitungen. Alles unterputz. Der Dimmer liegt im gleichen Schaltschrank…

  24. #25 DasKleineTeilchen
    7. Juni 2015

    @karl:”…Übrigens habe ich den Eindruck, dass die Glühlampen wesentlich länger als 1000 Stunden halten”

    yo. kommt vor. kannst se auch deutlich länger betreiben, wenn du zb 2 oder mehr in reihe schaltest. und? verbraten trotzdem 98% der energie als wärme.

  25. #26 gedankenknick
    7. Juni 2015

    @Karl Mistelberger #22
    >”Selber Schuld, wer HighTech kauft.”
    Ist das nicht ein bischen zynisch? Ohne solche Käufer häten wir heute keine Elektrifizierung aller Haushalte, kein Telefon, wahrscheinlich nicht einmal die Dampfmaschine.
    Aber unabhängig davon weiß ich bei einiger Technik (wie z.B. Computern) um die Halbwertszeit der Rechenleistung, und berücksichtige dieses Wissen bei meiner Kaufentscheidung. Bei einer Elektro-Installation war für mich leider nicht absehbar, dass eine lange erprobte, sichere, einfache, Ausgangsrecourcen schonende (seltene Erden) und ungiftige (im Verhältnis zur Energiesparlampe), seit 100 Jahren bewährte Technik plötzlich verboten wird. Davon abgesehen galten Phasenanschnitsdimmer als zukunftssichere Technik, aber das nur am Rande.

    Wenn demnächst die Neuproduktion von Gummireifen verboten würde, und 5 Jahre später das erste halbwegs brauchbare Schwebeauto verfügbar wäre… würden dann alle Leute, die sich 2 Jahre vor Produktionsverbot ein”herkömmliches” Automobil gekauft haben, unter Pech gehabt, was kauft Ihr Euch auch solch HighTech-Kram!” fallen?

    Davon abgesehen kann ich die gedimmten Lampen auch auf eine “normal schaltbare” Leitung klemmen. Das will ich aber nicht. So, wie ich nicht auf elektrisches Licht verzichten will, obwohl ja Kerzen als Alternative überall verfügbar sind. Und hier will ich mal betonen, dass ich mit meinem Dimmer Niemandem schade, nicht mal ansatzweise, und nicht mal mir selber! Ein “höheres Gut” zu schützen fällt also als Begründung für mich flach. Dazu möchte ich mal eine Bilanz sehen, wo alle in D für private Beleuchtung verwendeten kWh (und die dazugehörigen Einnahmen durch die ErneuerbareEnergieUmlage) gegen den Energieverbrauch der in Deutschland befindlichen, umlagebefreiten Alu- und Stahlproduktion verglichen werden.

    Letzthin wird es kommen wie beim Wasser/Abwasser: Je mehr der kleine Endverbraucher spart, desto höher werden die Umlagen angesetzt, denn die (zu bezahlenden) Fixkosten sind gleich geblieben. Die schönste Zote ist die abzuführende Umlage auf privat produzierten und selbst verbrauchten Strom. Demnächst werde ich wohl Steuern und Abgaben auf für den Eigenverbrauch angebautes Obst und Gemüse bezahlen müssen…

  26. #27 Karl Mistelberger
    7. Juni 2015

    > #26 gedankenknick, 7. Juni 2015
    > > ”Selber Schuld, wer HighTech kauft.”
    > Ist das nicht ein bisschen zynisch? Ohne solche Käufer hätten wir heute keine Elektrifizierung aller Haushalte, kein Telefon, wahrscheinlich nicht einmal die Dampfmaschine.

    Die frühen Innovationen sind alle gekommen, obwohl damals keiner Geld zum Fenster hinaus geworfen hat. Heute ist die Lage anders. Vieles wird nicht unbedingt gebraucht, aber dennoch angeschafft weil das Geld dafür da ist.

  27. #28 gedankenknick
    7. Juni 2015

    Ach so? Ich möchte hier mal an die Elektrifizierung erinnern, die in D zuerst – soweit ich richtig informiert bin – in Gleichstrom erfolgte, umspäter auf Wechselstrom umgestellt zu werden. Damals wurde also sehr wohl “Geld zum Fenster rausgeworfen”. Unabhängig davon hat dies zu einer dramatischen Verminderung der Brandgefahr gegenüber Kerzen, Öllampen und Gasbeleuchtung geführt.

    Vieles wird nicht unbedingt gebraucht – richtig. Atemluft, Trinkwasser und 1200kcal pro Tag reichen wohl zum Leben. Unabhängig davon finde ich die Handstreiche der Wertevernichtung, die man auch als “Enteignung” betrachten könnte, immer wieder erstaunlich. Beispiel? Nachdem 2010 alle Funk-Veranstaltungstechnik (Mikros, Kameras usw.) wegen der DVBT-Frequenzänderung vom 800MHz ins 700MHz-Band umziehen mussten, kamen gerade auf kleine Veranstalter riesige Mehrausgaben wegen Neuanschaffung zu, da eine Umrüstung meist nicht möglich war/ist. 5 Jahre später wird ohne Not das 700MHz-Band für Milliarden an die Mobiltelefonbetreiber versteigert; und die vor 5 Jahren nagelneu angeschaffte (und von den Aufsichtsbehörden zugelassene!) Technik ist jetzt nicht nur verboten sondern auch auf einen Schlag (und nicht vorhersehbar) wertlos, da eine Umrüstung auf ein anderes, nun zugelassenes Frequenzband technisch einfach nicht sinnvoll möglich ist. So werden Investitionen vernichtet! Kleine Veranstalter können sich aber meist keine neue Technik leisten, zumal die alte ja nicht mal kaputt ist. Und nun nicht sagen – selbst Schuld, die hätten ja Kabel nehmen können! Hier wurde in eine von der Regierung freigebene, “zukunftssichere” Technik investiert, nur um 5 Jahre später zugunsten einiger Großkonzerne enteignet worden zu sein. Toll.

    Ich habe nichts gegen Modernisierung. Aber bitte nicht ohne Not mit dem Holzhammer, sondern freiwillig und sinnvoll. Auf meine Argumente mit dem umlagebefreiten Energieverbrauch der Industrie vs. dem umlagepflichtigen Eigenverbrauch selbst produzierten Stroms sind Sie übrigens gar nicht eingegangen…

  28. #29 Karl Mistelberger
    8. Juni 2015

    > #28 gedankenknick, 7. Juni 2015
    > Ich möchte hier mal an die Elektrifizierung erinnern, die in D zuerst – soweit ich richtig informiert bin – in Gleichstrom erfolgte, um später auf Wechselstrom umgestellt zu werden.

    Das amerikanische Gleichstromnetz war das Werk von Edison. Europa setzte von vornherein auf Wechselstrom. Rückblickend ist der “war of currents” zwar einenWikipedia Artikel wert, doch in der durch Elektrizität ausgelösten Entwicklung noch nicht einmal eine Fußnote wert.

    > Damals wurde also sehr wohl “Geld zum Fenster rausgeworfen”.

    Dass dieses in großem Stil passiert ist kann nahezu ausgeschlossen werden. Vielmehr wurden die ab 1882 entwickelten Gleichstromnetze in den USA beibehalten und teilweise sogar weiterentwickelt, eben weil man kein Geld zum Fenster hinauswarf sondern mit spitzer Feder nachrechnete:

    “In January 1998, Consolidated Edison began a program to eliminate DC service in its operating territory. At that time there were over 4,600 DC customers. By 2006, sixty remained. Between then and today, when the last customer at 10 East 40th Street was switched to rectifiers on their side of the meter to generate direct current to supply its building’s elevators and sprinkler system, Con Edison has been switching DC customers to alternating current. ”

    November 14, 2007: A/C BUT NO D/C: LAST CON EDISON DIRECT CURRENT CUSTOMER IS HISTORY

    Die Kunden haben also noch nicht einmal ihre Gleichstromanlagen hinausgeworfen, sondern Con Edison spendierte ihnen einen Gleichrichter um den Weiterbetrieb der bestehenden Anlagen bei gleichzeitiger Belieferung mit Wechselstrom zu ermöglichen.

    > Vieles wird nicht unbedingt gebraucht – richtig. Atemluft, Trinkwasser und 1200 kcal pro Tag reichen wohl zum Leben.

    Ich bin beträchtlichem Freizeitstress ausgesetzt (24/7/52) und kenne die einschlägigen Diskussionen. Typische Beispiele sind der kleine Sesselfurzer im Ruhestand mit einem Esstisch für 10.000 € oder dem E-Bike für 3000 €. Das E-Bike hat nach einem Jahr zwar nur 200 km auf dem Tacho, dafür aber das Gespött der Kollegen über den Vorgänger zuverlässig beendet.

    > Unabhängig davon finde ich die Handstreiche der Wertevernichtung, die man auch als “Enteignung” betrachten könnte, immer wieder erstaunlich. …

    Das Beispiel der Funkfrequenzen will ich gar nicht diskutieren, denn es fehlt eine Abschätzung der Größenordnung in €. Signifikantes aus den letzten Jahrzehnten gibt es zuhauf, beispielsweise das KKW Mühlheim-Kärlich. Behördlich verordnete, jahrelang währende Mathturbation von tausenden von Ingenieuren hat den Preis ungefähr verdoppelt. Die politisch gewollte und durchgesetzte Klassifizierung als Schwarzbau hat die Erzeugung von ca. 400.000.000.000 kWh CO2-freiem Strom verhindert und als Folge den Weiterbetrieb von Braunkohlekraftwerken nötig gemacht. Es gelang(t)en also ca. 400.000.000.000 kg CO2 in die Atmosphäre, die beim Weiterbetrieb der Anlage vermeidbar gewesen wären.

    > Auf meine Argumente mit dem umlagebefreiten Energieverbrauch der Industrie vs. dem umlagepflichtigen Eigenverbrauch selbst produzierten Stroms sind Sie übrigens gar nicht eingegangen…

    Die Vorgänge um die Tera-€-Subventionen der Erneuerbaren Energien hat letztendlich der Wähler selbst zu verantworten. William Connolley fasst es mit zwei Worten zusammen: Fuckwitted Krauts discover the downside of turning off their nukes