In den meisten Heizungkesseln wird diese Wärme nicht genutzt, weil der Wasserdampf mit dem Abgas an die Außenluft abgegeben wird. Nun schauen die meisten Verbraucher nicht die technischen Daten ihrer Heizungen. Genauso wie sie nicht ausrechnen, wieviel der Strom kostet, den eine Glühbirne verbraucht. Wenn man Heizöl und Erdgas strickt nach Brennwert verkauft, dann würden sich bald die Nutzer von Erdgas bald beschweren, dass weniger Wärme in ihrer Wohnung ankommt, als sie bezahlt haben.
Deswegen werden Erdgas und Heizöl nicht nach Brennwert, sondern nach dem unterem Heizwert verkauft. Man tut den Verbrauchern den Gefallen, dass man die ungenutzte Energie, in Form von Wasserdampf, von Anfang an heraus rechnet. Das war auch alles schön und gut, bis erste Anlagen auftauchten, in denen der Wasserdampf nun doch kondensiert und zum Heizen benutzt wurde.
An dem Punkt hätte man bei diesen Anlagen eigentlich sofort zurück zum Brennwert gehen müssen. Denn endlich hatte man Heizungen, die die komplette Energie aus der Verbrennung auch für die Heizung hätten nutzen können. Aber der Heizwert wurde natürlich schon überall inflationär benutzt, so sehr, dass man solche besseren Anlagen als Brennwertkessel bezeichnete. Anstatt also vernünftiger Weise den Brennwert des Brennstoffsanzugeben, machte man lieber Werbung mit höherer Effizienz der Heizung. Die ging dann auch schon mal über 100% hinaus, was für einen Heizkessel vollkommener Blödsinn ist, aber in der Werbung natürlich gut aussieht.
Die Werte über 100% kamen nicht daher, dass mehr Energie entsteht als aus den Brennstoffen selbst heraus kommen kann. Sie kommen daher, dass man einen Teil der Energie früher nicht genutzt hat.
Das mag nun schön und gut sein, wenn man eine Heizung verkaufen will, oder seine Wohnung heizen will. Ein echtes Problem ist es aber, wenn man den Brennstoff selbst erzeugt hat und selbst Energie dafür aufgewendet hat. Dann darf man die Energie die man in Form von Wasserdampf im Abgas verliert nicht mehr ignorieren. Denn es war Teil der Energie die man gebraucht hat, um den Wasserstoff oder das Methan zu erzeugen. Wenn man es nicht tut, kommt man auf merkwürdige Ergebnisse.
Ein Gas- und Dampfkraftwerk kann 50% des Energiegehaltes von Methan oder Wasserstoff in elektrischen Strom umwandeln. Solche Kraftwerke benutzen die Wärme der Abgase einer Gasturbine um Wasserdampf zu erzeugen und damit eine Dampfturbine zu betreiben. Dabei wird selbstverständlich auch der Wasserdampf kondensiert um dessen Energie zu nutzen.
Es gibt nun einige Kreise, die diese Kraftwerke ganz besonders effizient aussehen lassen wollen. Diese Leute benutzten dann nicht den gesamten Energiegehalt des Methans oder des Wasserstoffs als Grundlage für die Effizienzberechnung, sondern den unteren Heizwert. Diese Leute schreiben auch Wikipediaartikel.
Das Resultat ist dann, dass die Effizienz von Gas- und Dampfkraftwerken ohne jede Änderung der Technik, nur durch einen Trick auf dem Papier, steigt. Und zwar bei Erdgas als Brennstoff von etwa 50% auf etwa 60% und bei Verwendung von Wasserstoff als Brennstoff von etwa 50% auf etwa 70%. Man sollte auf keinen Fall den Fehler machen, diesen Werten zu glauben.
Effizienz ist ein Wort, das sehr leicht misbraucht werden kann. Man muss es immer hinterfragen. Und zwar um so gründlicher, um so mehr es die eigenen Ziele, Hoffnungen und Wünsche unterstützt.
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