Es gibt großartige Dinge in unserem Leben, die bekommen einfach keinen Respekt. Dazu gehört fast jede Form der Nahrungszubereitung, die weniger als 500 Jahre alt ist. Egal ob Konservendose, Mikrowelle oder Tütensuppe. Milch die nicht nach 2-3 Tagen sauer wird, muss irgendwie schlecht sein. Allen hängt ein Stigma an, nicht richtig zu sein. Dabei steht dahinter in vielen Fällen ein gut nachvollziehbarer Gedanke: Wie schaffen wir es, dass Essen nicht schlecht wird? Wie kann man Essen mit auf Reisen nehmen?
Die Geschichte der Tütensuppe geht auf den letzten Gedanken zurück. Denn diese Geschichte beginnt nicht mit einer Tüte. Sie beginnt mit Fleischextrakt. Wenn man Fleisch kocht, dann bleibt neben dem gar gekochten Fleisch auch eine Brühe zurück. Diese Brühe kann man nun direkt als Suppe benutzen, aber man kann sie auch weiter reduzieren. Man lässt sie weiter kochen, bis ein Teil des Wassers verdampft ist. Das ist beim Kochen ohnehin eine gute Idee. Weniger Wasser bei gleichem Inhalt heißt, dass man einen stärkeren Geschmack bekommt. Wenn die Brühe fad schmeckt, kann man entweder Zutaten hinzu fügen, oder man lässt sie weiter kochen, bis genug Wasser verdampft ist.
Nun ist fast alles, das es wert ist zu tun, zumindest den Versuch wert, es zu übertreiben. Das gilt auch für das Reduzieren einer Brühe. Wenn man eine Fleischbrühe immer weiter einkocht, bleibt am Ende ein scheußlich schmeckendes Konzentrat der Inhaltstoffe übrig. Eiweiß, Fett und Würze ohne Wasser sind für den Verzehr kaum geeignet. Für den Transport ist es hingegen toll. Wenn man das Konzentrat wieder mit Wasser verdünnt und aufkocht, hat man immerhin schon die Grundlage für eine Suppe. Diese Idee dürfte es mindestens so lange geben, wie es Töpfe aus Metall gibt, die man auf ein Feuer stellen kann.
Der Schnellkochtopf hat dazu natürlich auch einiges beigetragen und nicht nur zur Erfindung der Dampfmaschine geführt. Es wurde auch zum Kochen benutzt und wegen der hohen Temperaturen, konnte man Fleisch und Knochen sehr viel schneller auskochen. Es war aber erst in den 1880er Jahren, als Justus Liebig den Prozess industrialisierte. Der Fleischextrakt wurde zusammen mit Gemüse gekocht und gewürzt, dann mit Fett vermischt und in eine Form gepresst. Fertig war der erste Brühwürfel.
Nun ist der Brühwürfel sicherlich schon recht praktisch, aber eine Tütensuppe ist er noch nicht. Eine Suppe besteht nicht nur aus Brühe, meistens kommen zumindest noch Nudeln dazu. Die Meister der schnellen Nudeln kommen dabei natürlich aus Japan. 1958 kam ein Herr namens Momofuku Ando auf die Idee, frische Nudeln kurz zu frittieren. Das Resultat waren trockene Nudeln, die man mit kochendem Wasser, einer Fertigbrühe nach dem Vorbild des Brühwürfels und einer Gewürzmischung schnell zubereiten konnte. Fertig waren die ersten Instant Nudeln – zumindest in Japan.
Aber was so eine richtige Tütensuppe ist, gibt sich nicht mit Brühe und Nudeln zufrieden. Es braucht zumindest noch Gemüse. Es ist aber nicht so leicht, Gemüse in einer Tüte zu verpacken. Zumindest nicht ohne in kürzester Zeit eine schleimige, schimmlige Masse zu haben. So lange noch Wasser in dem Gemüse ist, wird es nicht haltbar sein. Es fragt sich nur, wie wird man das Wasser aus dem Gemüse los? Manche Kräuter kann man sehr leicht trocknen und damit haltbar machen und das waren sicher auch die ersten Beilagen in den Fertigsuppen. Aber für richtiges Gemüse braucht man mehr als das. Erbsen kann man nicht einfach aufhängen und warten, bis sie trocken sind. Man braucht schon ganz andere Argumente, um den Erbsen das Wasser zu entlocken.
Dabei hilft es wenig, das Gemüse zu erhitzen. Dann verliert es seine Struktur und man kann es nicht mehr in einer Suppe verwenden. Tatsächlich geht man in die andere Richtung. Man gefriert es und setzt es einem Vakuum aus. Unter niedrigem Druck sublimiert Eis – es wird nie flüssig, sondern wird direkt zu Wasserdampf. Natürlich braucht das Energie und die bekommt der Prozess auch – indem das Gemüse sich noch weiter abkühlt. Gleichzeitig hat man nun kein Vakuum mehr, sondern einen Raum mit Wasserdampf. Der Wasserdampf muss an einer anderen Stelle durch eine möglichst kalte Oberfläche kondensiert werden.
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