Beim 19. Flug der Falcon 9 ist nun passiert, was den meisten Raketen passiert. Der Flug ist fehlgeschlagen. Das Video des Fluges kann man HIER anschauen. Oder auf Youtube (wenn auch in etwas blasseren Farben) hier:
Kurz vor der Stufentrennung gab es ein Leck, das eine große weiße Wolke verursachte. Wahrscheinlich war es flüssiger Sauerstoff. Die erste Stufe flog trotz allem unbeeindruckt weiter, weshalb ich davon ausgehe, dass das Leck in der zweiten Stufe auftrat. In den folgenden Bildern ist das sehr deutlich zu sehen.
Zum Zeitpunkt der Stufentrennung wirken auf die Rakete wegen der leeren Treibstofftanks die größten Beschleunigungskräfte. Zusätzlich wird das Triebwerk der zweiten Stufe mit flüssigem Sauerstoff vorgekühlt (zumindest im ersten Video auch zu hören “2nd stage chilling in”). Irgendwo in diesem Prozess könnte auch etwas schief gegangen sein.
Ich habe auch schon zwei Hintergrundartikel zur Geschichte SpaceX geschrieben. Die findet man hier und hier.
Update 17:36:
Sekunden vor dem Zwischenfall sah es ganz normal so aus:
Dann passierte etwas im Bereich der zweiten Stufe der Rakete. Die weiße Wolke ist definitiv der flüssige Sauerstoff, wie man dann im nächsten Bild sieht.
Sobald die ersten Ausläufer der Wolke mit den Treibstoffreichen Abgasen der Raktentriebwerke in Berührung kommen, leuchten sie auf und der restliche Treibstoff verbrennt. Denn in der Luft in dieser Höhe (es sollen 44km gewesen sein) ist nicht genug um den Treibstoff zu verbrennen, auch wenn er heiß genug dafür wäre. (Mehr dazu auch in meinem Artikel über Raketentriebwerke.) Wäre es Kerosin gewesen, hätten sich keine Flammen bilden können. Jedenfalls sieht man hier, wie die Sauerstoffwolke in den ersten Sekundenbruchteilen die Rakete fast komplett, und relativ symmetrisch eingehüllt hat. Das lässt auf ein sehr großes Leck schließen. Vielleicht ist auch der ganze Tank gerissen. Warum, muss sich noch zeigen.
Update: 17:51
Elon Musk bestätigt Überdruck Ereignis im Sauerstofftank der zweiten Stufe. Vermutlich gefolgt von einem Riss oder Versagen des Tanks.
There was an overpressure event in the upper stage liquid oxygen tank. Data suggests counterintuitive cause.
— Elon Musk (@elonmusk) June 28, 2015
Update: 19:40 Pressekonferenz
In der Pressekonferenz wurde auch noch keine genaue Ursache genannt, was so kurz nach dem Unfall nicht überraschend ist. Der Flug der ersten Stufe verlief normal, die zweite Stufe zeigte Überdruck, wie Elon Musk zuvor schon sagte. (weiter oben im Update von 17:51)
Update 01:24: Die Pressekonferenz ist jetzt auch auf Youtube verfügbar.
Man hat auch nach dem Unfall noch Telemetriedaten des Dragon Raumschiffs empfangen, es funktionierte also weiter. (Es handelt sich natürlich noch nicht um die Version für die bemannten Flüge, die mit Raketentriebwerken ausgestattet sind und in dem Fall der Rakete hätte entkommen und landen können.)
Update 20:00: Es gibt über 3000 Telemetriekanäle, die man auswerten muss. Darunter ist auch eine Kamera im Sauerstofftank der zweiten Stufe, die auf den letzten Flüge einige faszinierende Bilder geliefert hat. Hoffen wir, dass von dem Zwischenfall noch einige Bilder übertragen wurden, wie hier beim vierten regulären Versorgungsflug von Dragon.
Die US-Flugaufsichtsbehörde FAA wertet den Vorfall als “mishap”. Die Untersuchung wird von SpaceX geleitet und von der FAA beaufsichtigt. Die Richtlinien finden sich in dem Dokument hier.
Die Pressekonferenz konzentrierte sich auf die Versorgung der ISS, nach dem dritten fehlenden Versorgungsflug in 8 Monaten von drei verschiedenen Frachtsystemen. (Cygnus, Progress, jetzt Dragon) Die Versorgung der ISS ist soweit gesichert, man schaut allerdings mit einiger Sorge auf fehlende Filterbetten für die Wasserfilter. Derzeit sieht man keinen Grund, von einer 6-köpfigen Crew abzurücken.
Der nächste Progress Transporter wird am Freitag (3. Juli) mit einer alten dritten Stufe der Soyuz fliegen, die noch keine Probleme zeigte. Im August wird ein japanischer HTV Transporter fliegen und der nächste Flug des Cygnus-Transporters von Orbital Sciences ist für Ende des Jahres mit einer Atlas V angekündigt.
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