Als Adam Smith sein berühmtes Buch “An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations” schrieb, setzte er an den Anfang diesen Satz:
The annual labour of every nation is the fund which originally supplies it with all the necessaries and conveniencies of life which it annually consumes, and which consist always either in the immediate produce of that labour, or in what is purchased with that produce from other nations.
Und wenn man das ganze Buch zusammenfassen will, dann ist dieser Satz tatsächlich nicht der falscheste. Das was die Bevölkerung in einem Land braucht um zu leben, oder um das Leben angenehmer zu machen, wird entweder von ihr selbst gemacht oder im Austausch erworben. Ja, man kann auch etwas durch bloßen Zwang erwerben. Aber soweit es die reguläre Wirtschaft betrifft, ist die Beschreibung schon ganz treffend.
Die Beschreibung kommt vor allem ganz ohne Geld aus und das ist auch kein Zufall. Das Buch wurde 1776 fertig, als noch niemand wirklich ahnte, dass aus den Unruhen in den englischen Kolonien die heutige USA werden würde. Trotz Silber und Gold aus den Kolonien wurde Spanien zum Armenhaus. Frankreich war ruiniert und fand keinen Ausweg. Die französische Revolution würde 13 Jahre später ganz Europa verändern. Derweil stapelte sich in China amerikanisches Silber aus europäischen Kolonien, mit dem Europäer in China einkauften. Und China wurde dadurch kein Stück reicher. Zentral im Merkantilismus zu dieser Zeit war die Vorstellung, dass man den Wohlstand einer Nation an dem Geld in dem Land bemessen könnte. Am extremsten war das in Spanien, wo es bei Strafe verboten war, Gold außer Landes zu schaffen.
Der “Wohlstand der Nationen” wurde geschrieben, als immer offensichtlicher wurde, dass der Merkantilismus seinen Zenit überschritten hatte. Die Wirtschaft funktionierte nicht mehr und man suchte nach Erklärungen. Adam Smith definiert deshalb gleich am Anfang des Buches das den Ausdruck “Wohlstand der Nation” ohne von Geld zu sprechen, weil damals jeder glaubte, dass man Wohlstand auf Geld reduzieren kann.
Schauen wir uns also noch einmal an, woher nach Adam Smith den Wohlstand einer Nation kommt. Er kommt aus dem was die Bevölkerung der Nation jedes Jahr aufs neue(!) an Arbeit und Dienstleistungen verrichten kann und allem, was sie im Austausch gegen eigene Arbeit und Dienstleistungen von anderen Nationen bekommen kann. Das ganze wird sogar noch einfacher, wenn wir ein ganz klein wenig größenwahnsinnig werden und fragen:
Was macht den Wohlstand der Welt aus?
Ich habe absolut keinen Zweifel, dass es Adam Smith so ausgedrückt hätte:
The annual labour of the World is the fund which originally supplies it with all the necessaries and conveniencies of life which it annually consumes.
Leider hat sich die Alienkolonie auf Ceres bisher als ein äußerst unkooperativer Handelspartner erwiesen. Der interplanetare Handel wird also auf absehbare Zeit keine größere Rolle für den Wohlstand der Erde spielen.
Das heißt, dass alles, absolut alles, was die Menschen auf der Erde zum Leben brauchen oder gerne hätten von ihnen selbst kommen muss. Es muss von den Menschen kommen, die zu diesem Zeitpunkt gerade da sind. Es muss mit den Fähigkeiten und dem Wissen getan werden, das diese Menschen dann gerade haben. Und es wird mit den Mitteln hergestellt oder getan werden, die den Menschen dafür zu diesem Zeitpunkt gerade zur Verfügung stehen.
Daher kommt Wohlstand und von nichts anderem.
Der Wohlstand in der Zukunft braucht Menschen und Dinge. Menschen mit den nötigen Fähigkeiten und dem Wissen, die Dinge zu tun, die wir dann brauchen oder gerne tun würden. Und Dinge die schon da sind, damit sie ihre Fähigkeiten und ihr Wissen auch mit möglichst wenig Aufwand benutzen können.
Diese beiden Dinge können nicht ersetzt werden. Ein schuldenfreies Land ohne gut ausgebildete Bevölkerung, gut ausgebaute Infrastruktur und eine Wirtschaft die für das nötigste selbst sorgen kann, wird sehr bald ein hoch verschuldetes Land sein. Das heißt nicht, das Geld für den Wohlstand egal ist. Es heißt aber, dass man Wohlstand nicht kaufen kann.
Kommentare (26)