Es ist nicht einfach nur so, dass die anderen Länder ihre Schulden nicht zurück zahlen können. Das wäre vielleicht noch verständlich. Nein, es ist so, dass wir nicht einmal wollen, dass die anderen Länder ihre Schulden zurück zahlen könnten. (Ok, ein Ausweg bleibt: Diese Länder machen Schulden außerhalb der EU, zum Beispiel bei Russland oder China.)
Zweitens hat die Exportpolitik auch Auswirkungen auf die gesamte Struktur der Wirtschaft. Andere Länder sind künstlich weniger konkurrenzfähig als Deutschland (hauptsächlich wegen Niedriglohnpolitik in Deutschland) und folglich werden alle Teile der Wirtschaft in anderen Ländern schrumpfen, die in den gleichen Feldern wie Deutschland agieren. Solche Entwicklungen sind aber meistens sehr nachhaltig. Wenn die deutschen Produkte schlechter oder teurer werden, dann kann die Wirtschaft in den anderen Ländern nicht schnell darauf reagieren. Es fehlen einfach die Grundlagen, von den Fabriken angefangen, über die nötigen Fachkräfte bis hin zu Geschäftserfahrung und Verbindungen zu Geschäftspartnern im Vertrieb.
Im Resultat hat man kein Nullsummenspiel, sondern wenn überhaupt ein Negativ-Summen-Spiel, in der die Wirtschaft aller Länder leidet.
Der Wert der Schulden, die Akteure anderer Länder beim deutschen Staat, deutschen Banken und deutschen Unternehmen haben, sinkt inzwischen immer mehr. Sicher, die Schulden steigen wegen der Zinsen, aber das sind nur Zahlen. Alles das zählt, sind die tatsächlichen Gegenleistungen, die für diese Zahlen erbracht werden. Um so mehr Länder und Banken in den Bankrott getrieben werden und um so mehr deren Wirtschaft leidet, um so weniger Gegenleistungen können wir erwarten. Denn nochmal: Gegenleistungen bestehen nicht in Geld, sondern in realen Tätigkeiten und Gegenständen.
Für vieles ist es längst zu spät. Denn man kann und darf eine solche Politik nicht über Nacht umwerfen, sondern muss sie langsam ändern. Ein sprunghafter Anstieg der Löhne in Deutschland würde die exportorientierten Unternehmen ohne jede Chance auf Reformen in den Bankrott treiben. Dann würde es tatsächlich zu höherer Arbeitslosigkeit kommen und der Wirtschaftsaufschwung wäre komplett von einem Strohfeuer durch die (Rück-)Zahlungen aus dem Ausland an Deutschland dominiert. Das würde zu einer Blase führen, die dann irgendwann platzt. Man hätte vor langer Zeit mit langsamen Reformen anfangen müssen, ging stattdessen aber in die andere Richtung. Die Einführung des Mindestlohns war endlich ein Schritt in die richtige Richtung, es fragt sich aber, wieviele noch folgen werden.
Am Ende wird man feststellen, dass ein großer Teil der Entbehrungen der Niedriglohnpolitik sinnlos und für Deutschland und den Rest Europas sogar schädlich waren.
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