Im Jahr 2004 kamen die beiden Mars Exploration Rover Spirit und Opportunity auf dem Mars an. Man erhoffte sich, dass sie wenigstens 3 Monate funktionieren würden und das taten sie auch. Spirit fuhr sich 2010 unglücklich in einer Sanddüne fest und musste aufgegeben werden. Opportunity funktioniert noch immer.
Der Entwurf der beiden Rover hat sich als sehr robust erwiesen. Dabei war es eine vergleichsweise billige Mission, für die $820mio ausgegeben wurden. Dafür entwarf man die Baupläne für die Rover, den Landemechanismus und die Transportstufe für den Weg zum Mars. Man baute drei vollständige Rover mit allen Instrumenten (einer blieb als Testobjekt auf der Erde) und ein Testmodell ohne wissenschaftliche Instrumente für reine Fahrtests. Dazu kamen zwei Transferstufen und zwei Landeeinheiten, sowie die beiden Delta II Raketen für je etwa $50mio mit denen sie gestartet wurden. (Die Delta II flog damals noch sehr oft und war entsprechend günstig. Das änderte sich in den nächsten Jahren drastisch.) Weitere $75mio wurden für die Missionsbetreuung angesetzt.
Leider kenne ich keine Quelle die aussagt, wieviel von den übrigen $640mio für reine Entwicklungsarbeit der Komponenten ausgegeben wurde und wie hoch die reinen Baukosten waren. Typischerweise sind die Entwicklungskosten aber der größte Anteil. Man kann aber davon ausgehen, dass die Baukosten für einen Rover samt Landeeinheit deutlich unter $200mio lagen.
Die Kosten für die Nachfolgemission, Mars Science Laboratory, waren wesentlich höher. Die Mission besteht aus dem Mars Rover Curiosity und hat Kosten von $2500mio verursacht. Davon $1800 allein für Entwicklung und Bau. (Die Zusammensetzung der restlichen $700mio würde ich gern kennen. Die Rakete hat etwa $250mio gekostet, die restlichen Kosten sind “Operations”.)
Es besteht nun keine Frage, dass Curiosity wesentlich mehr und leistungsfähigere Instrumente mit zum Mars brachte als Spirit und Opportunity. Es besteht aber auch keine Frage, dass man sie nur an einen Ort bringen konnte. Als die Mission geplant wurde, hatte man brauchbare Daten von fünf erfolgreichen Landemissionen – zwei Vikinglander, zwei Marsrover und die Mars Pathfinder Mission mit dem kleinen Rover Sojourner von 1997.
Man stelle sich die gleiche Situation auf der Erde vor. Die Landfläche der Erde ist etwa genauso groß wie die Landfläche auf dem Mars. Man hat drei stationäre Landesonden an beliebigen Orten abgeworfen, von denen eine ein kleines Fahrzeug hatte, mit dem man insgesamt 100m weit gefahren ist. Dazu kommen noch zwei Rover die jeweils die Strecke eines längeren Spaziergangs am Boden zurückgelegt haben. (Zum damaligen Zeitpunkt.)
Aufgrund dieser Daten soll man jetzt eine Mission planen, die $2,5Mrd kostet und den maximalen Nutzen aus den Instrumenten zieht. Ich denke, dass ich mich nicht weit aus dem Fenster lehnen muss um zu sagen, dass man dabei keine gute Entscheidung treffen kann. Man weiß einfach zu wenig über den Planeten um sagen zu können, welche Ziele sich am meisten lohnen. Man kann nur eine konservative Entscheidung treffen, die wahrscheinlich ein gewisses Minimum an Daten bringen wird. Man kann aber nicht kompentent entscheiden, welche Ort wirklich interessant sind und unbedingt mit den besten verfügbaren Instrumenten untersucht werden müssen.
Es ist deswegen durchaus fraglich, ob man die Mission von Curiosity zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt hat. Man hatte 2004 mit den Mars Exploration Rovers eine gut funktionierende Plattform um die Marsoberfläche zu erkunden und geologisch zu charakterisieren. Die Baupläne waren vorhanden, der Entwurf war erprobt und bewährt. Man hätte jederzeit mehr davon bauen können, zu sehr viel niedrigeren Kosten als die ersten drei Exemplare und hätte einige inzwischen bekannte Schwachstellen ausbessern können.
Die Baukosten für einen Rover samt Landevorrichtung und der einfachen Transferstufe hätten sich wohl bei etwa $100mio bewegt. Ein Preis von $1,2Mrd für ein Duzend flugbereiter Rover wäre durch die Serienproduktion sehr gut möglich gewesen. Wenn man in der Lage war, drei Stück für $640mio inklusive Entwicklungskosten zu bauen, dann ist das nicht viel verlangt. Wahrscheinlich wären sogar noch niedrigere Kosten möglich. Der Start wäre leider nicht billiger gewesen. Denn die Delta II war nicht mehr verfügbar und die Atlas V kostet etwa $240mio pro Stück. Dafür kann die Atlas V 551 aber auch gleich vier Rover mit einem mal starten.
Die zwölf Rover zu bauen und auf den Mars zu bringen hätte ähnlich viel gekostet wie Curiosity. Es bleibt nun jedem selbst übrig abzuwägen, ob die eine oder die andere Variante besser gewesen wäre. Meine Entscheidung wäre zu dem Zeitpunkt jedenfalls gegen Curiosity ausgefallen.
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