Über die Geschichte Koreas wird recht wenig gesprochen. Bis vor einigen Jahren tauchte Korea, in meiner Wahrnehmung, im Jahr 1950 mit dem Koreakrieg plötzlich auf und spielte davor keine Rolle. Tatsächlich war es von 1910 bis zum Ende des zweiten Weltkriegs eine Kolonie Japans. Diese Tatsache führte dann nach dem Krieg auch zur Teilung Koreas in Nord und Süd, weitgehend entlang der selben Grenze, die noch die Teile voneinander trennt. Ein Resultat auf das man sich erst nach 3jährigem Krieg einigte und mit der weitgehenden Zerstörung des Landes einher ging.
Noch 100 Jahre davor war Korea ein weitgehend unabhängiges Land. Traditionell war Korea assoziiert mit China, man zahlte Tribut, wurde dafür in Ruhe gelassen und profitierte in gewissen Rahmen vom Wohlwollen der Chinesen. Dabei ist Korea natürlich in einer ungewöhnlichen Lage, ab Rand Asiens, ohne weitere Nachbarn. Nur Japan ist kurz vor der Küste Koreas, aber noch bis ins 19. Jahrhundert hinein, war Japan isolationistisch, bis zur “Öffnung” des Landes unter Commodore Perry im Jahr 1854.
Korea war nicht weniger isolationistisch. Es wurdert deswegen nicht, dass diverse imperialistische Mächte im späten 19. Jahrhundert versuchten, die Isolation des Landes zu brechen. Auf dem Globus wurde es immer enger und so blieben den diversen echten und angehenden Weltreichen nicht mehr viele Kanidaten zur Ausweitung ihrer jeweiligen Imperien. Eine Tatsache die beim Streit um die Filetstücke des zerfallenden Osmanischen Reichs letztlich zum ersten Weltkrieg führte.
Korea gehörte damals, genauso wie Japan und China, zu den weiter entwickelten Staaten ihrer Zeit, waren aber wegen ihre isolationistischen Haltung gleichzeitig technologisch weit zurückgeblieben. Ihnen fehlten moderne Waffen, Schiffe, Maschinen und so weiter. Als kleinstes der drei Länder war Korea erst zuletzt von Interesse. Die Adligen der Joseon Dynastie von Korea wussten damit nur zu gut um die bisherigen Resultate der Beziehungen europäischer Nationen mit China und Japan.
Das führte zu einer Verschärfung der Isolation und wer wollte es den Koreanern vorwerfen? Der Sturz des Togugawa Shogunats, die Opiumkriege und zuletzt die Taiping Rebellion in China waren keine gute Werbung für Handelsbeziehungen mit Europäern. Der christliche Hintergrund der Taiping Rebellion brachte den neusten Machthaber in Korea dazu, sich der katholischen Missionare und ihrem Gefolge in Korea anzunehmen. Die Missionare stammten aus Frankreich und hatten inzwischen eine Gefolgschaft von 17.000 Gläubigen, was man in Anbetracht der Taiping Rebellion als ernsthafte Gefahr für die Regierung wie auch das Land an sich wahrnahm. Man konnte durchaus davon ausgehen, dass die französische Regierung den Einfluss ihrer Missionare eines Tages nutzen würde um Korea zu kolonisieren.
Dem kam nun die Koreanische Regierung zuvor. Die Verfolgung der Christen führte zu etwa 10.000 Toten, darunter auch die Missionare. Einer konnte sich aber nach Tianjin in China retten und berichtete von der Verfolgung der Christen in Korea. Die Franzosen stellten daraufhin 1866 eine Strafexpedition zusammen, die eine Insel (Ganghwa) vor dem Han Fluss einnahm, der zur Hauptstadt Seoul führt. (Die Schiffe waren zu groß um den Fluss entlang zur Stadt vorzufahren.) Letztlich gelang es den Koreanern eine Armee von über 10.000 Soldaten zusammen zu ziehen und die Franzosen zu vertreiben, nachdem sie hunderte Tote zu beklagen hatten. Die Franzosen hatten derweil nur 3 Tote.
Ganz ähnlich endete eine amerikanische Strafexpedition 1871. Bestrafen sollte die den Umgang der Koreaner mit dem gepanzerten Handelsschiff “General Sherman“, das 1866 unerlaubt den Taedong Fluss hinauf nach Pyongyang gefahren ist. Man verlangte in Korea handeln zu dürfen. Die Koreaner verweigerten das. Es kam letztlich zu einer leichten Störung des freundschaftlichen Verhältnisses, als schließlich die Besatzung der General Sherman einen hohen Offizier mit seinen beiden Adjeutanten gefangen und de facto als Geisel nahm. Es half wohl auch nicht, dass man danach noch mit Kanonen die Zivilbevölkerung beschoss und 7 Menschen tötete. Nach mehreren Tagen Kampf wurde die General Sherman in Brand gesetzt und versenkt, die Besatzung getötet.
Die Strafexpedition von 1871 verlief ganz ähnlich wie die Französische. Man nahm im Handstreich die Insel Ganghwa ein und verlangte eine Entschuldigung und Reparationszahlungen von den Koreanern. Die Gewährten trotz der Verluste weder das eine noch das andere und letztlich mussten die Amerikaner unverrichteter Dinge wieder abziehen.
1875 gab es schließlich Streit um eine japanische Depesche an den Koreanischen König. Der weigerte sich, sie auch nur zu öffnen. Die Japaner schrieben darauf “imperiales Dekret”, was man in Korea als Affront ansah. Denn damit stellte sich Japan implizit auf eine Stufe mit dem Chinesischen Kaiser – und das nicht zu unrecht. Den Chinesen war das klar und rieten den Koreanern, die Depesche anzunehmen und wenigstens zu lesen, konnten sie aber nicht überzeugen. Das führte schließlich dazu … muss ich das nochmal schreiben? Ja richtig. Die Insel Ganghwa wurde im Handstreich nun auch von den Japanern eingenommen.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Expeditionen hatte diese Erfolg. Im Jahr 1876 wurde ein Handelsvertrag zwischen Japan und Korea abgeschlossen, der den Bedingungen des Verträge zwischen Japan und Amerika ähnelte. Dabei gab es natürlich den Unterschied, dass die Japaner diesmal auf der vorteilhafteren Seite standen. Genauso wie zuvor schon in Japan, brach damit der Isolationismus Koreas zusammen. Korea wurde damit aber zum Spielball der diversen imperialen Mächte, zu denen sich auch Russland und Japan zählten. Japan verteidigte letztlich seine Ansprüche auf Korea im Japanisch-Chinesischen Krieg von 1895 und im Japanisch-Russischen Krieg von 1905. Nach dem letzteren wurde Korea zum Japanischen Protektorat, was dann im Jahr 1910 zur Annektierung Koreas durch Japan führte.
Die Geschichte der Koreas im 19. Jahrhundert (die ihren Ursprung im Imjin-Krieg mit Japan im 16. Jh. hatte) reflektiert sich heute noch in der Politik in Nordkorea. Denn die Nordkoreanische Regierung sieht sich als legitime Fortsetzung des Koreanischen Staates, um so mehr seit 2009, als sich Nordkorea entgültig vom Kommunismus trennte.
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