Ganz zum Schluss, in den letzten 3 Minuten, wechselt die Musik plötzlich zu einem optimistischen Ton. Daimler und BMW – die bisher gescholtenen – haben angeblich ein optimales E-Auto entwickelt. Das hat eine Reichweite von 160km. (Der i3 vom Anfang hatte eine angegebene Reichweite von 190km.) Damit wäre es aber im Stadtverkehr nicht besser als der i3 oder der eGolf, bei denen man sich Anfangs noch über die zu geringe Reichweite beklagte. Nur gut, dass diese Angaben eine halbe Stunde zurück liegen und sich niemand mehr daran erinnert.
Dann nennt man noch einen Preis. Man sagt, er käme zu stande, wenn die Autos in Massenproduktion kämen. Das würde aber alle Autos billiger machen, auch die heutigen. Die geringen Stückzahlen sind das größte Problem. Man nimmt auch an, dass die Batterien noch billiger werden, wieviel fragt man aber nicht. Das würde dann aber auch für die heutigen Autos gelten und auch sie billiger machen. Irgendwie soll dann ein Preis von 16000 Euro heraus kommen.
Hier wäre ein guter Anfang für eine gute Dokumentation gewesen. Wirklich herauszufinden, welche Probleme es in der Technik, der Herstellung, der Wirtschaftlichkeit und so weiter gibt. Aber stattdessen kommt ein plattes “die Hersteller wollen nicht”. Von möglichen technischen und wirtschaftlichen Problemen bei der Umsetzung spricht man in der ganzen Dokumentation nicht. Sie ist ein rein politisches Stück.
Insgesamt ist der Film ein unsägliches Stück Propaganda. Es ist völlig egal welche Aussagen davon korrekt sind oder nicht, welchen ich zustimme und welchen nicht. Keine substantielle Aussage in dem Film wurde vernünftig recherchiert. Es wurde scheinbar bei der Recherche niemand, der sich mit der Technik von Elektroautos und ihrer Herstellung auskennt, OFFEN befragt. Damit ist gemeint, dass man keine Zielgerichteten Interviews führt, um die eine oder andere Aussage auf Video zu haben. Man hätte sich mit dem Ziel unterhalten müssen zu verstehen, was ein Elektroauto ist, wie es funktioniert, welche Grenzen es warum hat, wie es hergestellt wird, welchen Grenzen es warum in der Herstellung gibt und so weiter.
Stattdessen hat man das ständige Gefühl, dass man mit einer politischen Botschaft gestopft wird und das sorgt bei mir für einen intellektuellen Brechreiz.
Man verwendet Experten, Vorstände und Politiker als pure Video-Marionetten um Aussagen zu bringen, die der eigenen Überzeugung entsprechen. Man besitzt selten den Mut, selbst substantielle Aussagen zu bringen. Wenn man es tut, meist mit dem vorangesetzten Satz “wir recherchieren”, dann kommt man zu Resultaten die oberflächlich richtig erscheinen, aber tatsächlich falsch sind.
Das wäre leicht mit der Annahme zu erklären, dass sich die Redakteure mit dem Thema nicht auskennen und sich in kurzer Zeit darin einlesen mussten. Menschlich gesehen ist es keine Schande unter solchen Umständen schwere Fehler zu machen, Dinge falsch zu verstehen und falsche Schlüsse zu ziehen. Das ist normal und passiert mir auch.
Aber wenn man eine Dokumentation für die ARD dreht, dann muss man genau deswegen so konsequent sein zu sagen: “Tut mir leid, mit Elektroautos kenne ich mich nicht aus. Lasst das einen anderen machen, oder stellt mir jemanden zur Seite, der sich auskennt.” Auf keinen Fall sollte man ohne sachliche Kenntnis von irgendeiner Materie wertende oder gar politische Aussagen treffen – schon gar nicht, wenn man dabei auf der gesamten Klaviatur der filmischen Überzeugungskunst spielt.
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