Wenn ich Artikel schreibe, dann denke ich nicht immer an den Titel des Blogs. “Was Geht?” Einige gehören einfach in die Kategorie “Das finde ich interessant und könnte man wissen wollen”. Aber es gibt Artikel, die genau dazu dienen zu fragen “Was Geht?” und zu nichts anderem. Wenn ich einen Artikel über die Frage schreibe “Geht uns das Uran aus?”, dann gehört der ganz offensichtlich zu dieser Kategorie.
Es geht darum zu sagen, ob etwas möglich ist oder nicht. Es geht nicht darum zu sagen, was man tun soll. Es geht darum zu beschreiben, was man überhaupt tun kann. Trotzdem passiert es in solchen Artikeln immer wieder, dass ich empörte Kommentare nach dem folgenden Muster lese: “In dem Artikel wird verlangt, dass man XYZ tun soll.”
Nein. Das steht dort nicht und darum geht es auch nicht. Es geht um die Frage ob XYZ möglich ist oder nicht. Wenn die Antwort ist: “XYZ ist möglich”, dann verlange ich damit nicht, dass es auch getan wird. Ich sage nur, dass es möglich ist. Das ist ganz anders, wenn die Antwort lautet: “XYZ geht nicht”. Dann verknüpft sich damit logischerweise das Verlangen, diesen Unsinn sein zu lassen und stattdessen etwas zu tun das möglich ist.
Dabei sollte man sich auch überlegen, worum genau es ging. Beispiel: Man stellt die Frage, ob man Deutschland zu großen Teilen mit Energie aus Photovoltaik von Freifeldanlagen versorgen kann, ohne dabei große Umweltschäden anzurichten. Die Antwort darauf ist ein ziemlich deutliches “Nein, das geht nicht”.
Was daraus NICHT folgt ist, dass man alle Photovoltaik sofort verbieten sollte. Es heißt nur, wenn man das tut, dann geht das nicht ohne gravierende Folgen für die Umwelt. Was daraus folgt ist, dass die Forderung in dieser Form nicht möglich ist.
Eine mögliche Folge kann sein, dass man es tut, aber die Umweltschäden akzeptiert. Eine andere kann sein, dass man die Größenordnung einschränkt. Wieder eine andere kann sein, dass man nach Alternativen zur Photovoltaik sucht. Aber allgemein gesprochen wird die Folge wohl eher eine Kombination aus allem sein. Ein niedriger gestecktes Ziel, bei dem einige Umweltschäden akzeptiert und bessere Alternativen gesucht werden.
Nichts davon sollte besonders erstaunlich sein. Erstaunlich ist nur das Kaspertheater das man erlebt, wenn man auf gut begründete Möglichkeiten und Unmöglichkeiten hinweist, sobald die Fragen eine politische Dimension haben. Es wird sofort ein moralisches Argument aufgemacht. Gerade so, als wäre die Unmöglichkeit der jeweils bevorzugten Lösung eine Beleidigung. Nein, man kann Windkraft nicht nutzen, ohne dass deren Nutzung einen Einfluss auf die Windgeschwindigkeiten hat. Das ergibt sich schon aus dem Energieerhaltungssatz. Die Frage ist nur, wie groß dieser Einfluss sein darf und wie groß die Nutzung der Windkraft ausfallen soll.
Manchmal ist wird auch das Vorhandensein der Möglichkeit einer Lösung als Beleidigung aufgefasst. Ja, wir könnten (auch wenn es eine dumme Idee wäre) den gesamten Strombedarf der Welt durch Kernspaltung decken, ohne dass uns in den nächsten Hunderttausend Jahren auch nur näherungsweise das Uran ausgehen würde. Auch das ergibt sich aus einfachen physikalischen Grundlagen. Ganz ähnlich sieht es mit der Frage aus, was man mit Atommüll tun kann.
In beiden Fällen beschreibe ich bloße physikalische Tatsachen. Es steht nicht in meiner Macht Naturgesetze zu verändern, ich kann sie nur selbst anschauen und beschreiben und auch das anschauen was andere aus ihnen geschlossen haben. Trotzdem wurde mir vorgeworfen, ich hätte die beiden Fälle mit unterschiedlichen Maßstäben bewertet.
Wer sich die beiden Artikel durchliest wird aber sehen, dass die ich Schlussfolgerung den Lesern selbst überlassen habe. Aus der Tatsache, dass uns auch in einem absoluten Extremfall das Uran nicht ausgehen würde, folgt nicht, dass man nur noch Kernspaltung für die Energieversorgung benutzen sollte. Es folgt noch nicht einmal, dass man sie überhaupt benutzen muss. Es folgt daraus nur, dass die Möglichkeit nicht an der vorhandenen Menge an Uran scheitern wird.
Wenn man aus physikalischen Untersuchungen herausgefunden hat, dass in einem der windreichsten Flecken der USA nicht mehr als 1MW Leistung pro Quadratkilometer Bodenfläche aus der Windkraft heraus zu holen ist, dann folgt daraus nur, dass dort das Ende der Möglichkeiten ist. Freilich ist das eine andere Qualität. Aber sie ergibt sich aus dem Messen mit dem gleichen Maßstab.
Man hat nicht die Wahl, einfach mehr aus der Natur heraus zu holen, als in der Natur vorhanden ist. Das liegt daran, dass die Realität eine Diktatur ist und sich keiner parteiübergreifenden Mehrheit beugen wird. Und genau deswegen beschäftigt mich die Frage so sehr, was geht und was nicht.
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