Hashima ist eine Insel vor Japan, Teil der Präfektur Nagasaki. Heute ist sie verlassen. Aber seit 1959 hält sie den Rekord für den Fleck mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt. Damals erreichte die 6,3 ha kleine Insel eine Bevölkerungsdichte von über 80.000 Einwohnern pro Quadratkilometer. Wenn man nur den Bewohnten Teil der Insel anschaut, waren es sogar fast 140.000 Einwohner pro Quadratkilometer.

Was hat die Japaner dazu getrieben? Kohle. Japan ist bekanntlich ein rohstoffarmes Land. Aber dort wo es Rohstoffe gibt, schreckt man nicht vor großem Aufwand zurück um an sie heran zu kommen.  Unter der Insel und auch unter dem angrenzenden Meer gibt es Kohle. Der Einstieg in die Bergwerke geschah durch die Insel.

Man fing schon 1890 an, dort Kohle abzubauen um die Modernisierung Japans zu ermöglichen. Die Insel ist aber zu weit vom Festland entfernt, um die Arbeiter jeden Tag mit dem Schiff zur Arbeit zu fahren. Stattdessen wurden Wohnungen gebaut, Schulen, Kindergärten, Sportplätze. Es war eine bewohnte Insel.  Zur Hölleninsel wurde Hashima etwas später. 1910 annektierte Japan die koreanische Halbinsel als Teil Japans. In den folgenden Jahren, bis zum Ende des zweiten Weltkriegs, wurden koreanische und chinesische Zwangsarbeiter gegen ihren Willen auf die Insel verschleppt und in die Bergwerke geschickt, um der Kriegswirtschaft zu helfen.

Was die Japaner zu dieser Zeit taten, beschrieben sie als den Aufbau einer großostasiastische Wohlstandssphäre und die Befreiung Asiens von den europäischen Imperialisten. Wenn man sich ansieht wie die Japaner mit den Koreanern und Chinesen im Bereich dieser Wohlstandsphäre umgingen, kann sich gut vorstellen, wessen Wohlstand da wohl gemeint war. Die Arbeiter arbeiteten in Schichten von über 12 Stunden.

Die Insel Hashima wurde in diesem Jahr Teil des Weltkulturerbes. Dem ging ein internationales Eingeständnis voraus, dass auf der Insel Zwangsarbeiter beschäftigt wurden. So einfach ist es aber doch nicht, denn Japan ist berühmt für seinen zynischen Umgang mit der eigenen Vergangenheit. In den Veröffentlichungen für die Japanische Bevölkerung wurde nicht das Wort “kyosei rodo” (Zwangsarbeiter) benutzt. Stattdessen benutzte man die umgangssprachliche Konstruktion “hatarakasareta”. Die sagt zwar, dass sie zur Arbeit gezwungen wurden, hat aber nicht die Bedeutung “Zwangsarbeit”.

Diese Wortspiele stammen daher, weil Japan 1932 eine Konvention unterschrieben hatten, die Zwangsarbeit verbot. Also löste man das Problem, indem man es seitdem nie beim Namen nannte.

Dennoch sollte man anmerken, dass der Punkt der höchsten Bevölkerung auf der Insel im Jahr 1959, lange nach dem zweiten Weltkrieg, lag. Sie wurde im Lauf der Zeit durch Aufschüttungen immer größer. Nur 13 Jahre später wurden die Bergwerke auf der Insel geschlossen, als Kohle in Japan immer mehr durch Erdöl abgelöst wurde. Erst seit 2009 dürfen Touristen die Insel an einigen Stellen wieder betreten.

Kommentare (7)

  1. #1 Alisier
    14. September 2015

    Danke für den Artikel.
    Ich möchte dennoch bemerken, dass der Umgang mit der Vergangenheit weder in Korea, noch in China wesentlich besser ist, wenn es um die eigenen Verfehlungen geht.
    Sich an die eigene Nase zu fassen scheint mit die schwierigste Übung überhaupt zu sein.

  2. #2 BreitSide
    Beim Deich
    14. September 2015

    Ja, schöner Artikel, danke!

    Japan macht ja gerne alles Mögliche ohne Rücksicht auf Verluste (Wale, Kernkraft, Tropenholz…).

    @Alisier: Bei China ist mir das klar mit der mangelhaften Vergangenheitsbewältigung. Aber bei Korea? Hatten die auch eine koloniale Vergangenheit? Laut Wiki waren die doch fast immer besetzt bzw. fremdgesteuert?

  3. #3 Matski
    14. September 2015

    Für die Cineasten noch ganz wichtig: Drehort des letzten James Bond Films…

    Schon beachtlich wie “effizient” der Kohleabbau dort betrieben wurde. So ähnlich stelle ich mir das vor, wenn man in naher Zukunft den Entschluss fassen fassen würde auf dem Mond XYZ abzubauen. Nur mit einer Kuppel darüber.

  4. #4 Alisier
    14. September 2015

    Südkorea hatte lange eine recht repressive Diktatur, die viele nur deswegen nicht auf dem Schirm hatten, weil sie ja, “unsere Freunde” waren. Aufgearbeitet wird in der sehr traditionell orientierten Gesellschaft traditionell wenig.

  5. #5 Alisier
    14. September 2015

    Stichwort Park Chung-hee. Sei e Herrschaft dauerte bis 1979, und es ist auch deswegen verständlich, dass da in punkto Aufbearbeitung wenig läuft. Es leben einfach noch zu viele der alten Garde.

    • #6 wasgeht
      14. September 2015

      1980 ist für Südkorea auch noch ein interessantes Jahr über das ich mal schreiben muss.

  6. #7 Alisier
    15. September 2015

    Ja, wichtiges Jahr. Dennoch scheint es recht schwierig zu sein, korrekte Daten zu bekommen, was die Aufstände und die Zeit danach anbelangt.
    Der Übergang zu einer halbwegs demokratischen Gesellschaft war schwierig und schmerzhaft, und ist nicht nur meiner Meinung nach immer noch nicht ganz vollzogen.