Aber auch ohne den Treibstoff zu wechseln kann man in dem Triebwerk die Ausströmgeschwindigkeit beeinflussen. Wenn man bei gleicher elektrischer Leistung mehr Treibstoff durch das Triebwerk fließen läßt, dann wird der Treibstoff weniger stark aufgeheizt. Im Tausch bekommt man mehr Schub, bei viel mehr Treibstoffverbrauch, ohne mehr Strom zu benötigen. Auf diese Weise kann man sich aussuchen, ob man gerade lieber höheren Schub bei niedrigerem spezifischen Impuls hätte, oder umgekehrt. Oder insgesamt weniger Schub bei weniger Stromverbrauch.

Ganz anders als beim reinen Helicontriebwerk, gibt es vom VASIMR mehrere funktionierende Prototypen. Der hersteller, AdAstra, hat eine Kooperation mit der NASA. Es gibt immer wieder Pläne, eines dieser Triebwerke an der ISS zu montieren. Die hätte genug Leistung um das Triebwerk (zusammen mit ein paar Pufferbatterien) zu betreiben und so den Treibstoffverbrauch der Raumstationen auf einen Bruchteil zu reduzieren (~5% oder weniger). Bisher gibt es aber immernoch keine konkrete Umsetzung.

Ist das VASIMR also das perfekte elektrische Triebwerk?

Nicht ganz. Das starke Magnetfeld zwischen Helicon und ICR muss mit einem supraleitenden Magneten erzeugt werden, sonst würde die Magnetspule zu viel Strom verbrauchen. Der Supraleiter muss abgekühlt werden und dazu braucht man wieder einen Kryostaten mit Pumpen und diversen beweglichen Teilen, die im Betrieb nicht kaputt gehen dürfen. Es ist aber nicht das ganze Triebwerk, das dann ausgetausch werden muss, nur der Kryostat. Entweder man hat mehrere Kroystaten an Bord und wechselt einfach zum nächsten, oder man baut den Kryostaten aus und repariert ihn – wenn es sich um ein bemanntes Raumschiff handelt.

Genau dafür wurde das VASIMR auch bekannt, als ein mögliches Triebwerk, das ein Raumschiff schneller zum Mars bringen könnte. Es war von Flugzeiten von 39 Tagen die Rede. Allerdings bräuchte das Triebwerk dafür die 1000fache Leistung des aktuellen Modells. Dabei ist schon die aktuelle Leistung von 200kW sehr sportlich, in einer Welt in der Kommunikationssatelliten typischerweise kaum mehr als 10kW Leistung zur Verfügung haben.

Dazu kommt noch die Abwärme. Wenn von den 200kW nur 60% in dem Treibstoff landen, dann sorgen die restlichen 80kW dafür, dass sich das Triebwerk aufheizt. Diese Hitze muss über Radiatoren abgeführt werden. Das ist aber kein spezielles Problem des VASIMR, jedes Triebwerk mit deutlich weniger als 100% Effizienz hat das Problem. Es gibt nur kein elektrisches Triebwerk das auch nur Näherungsweise in die Leistungsbereiche des VASIMR vorgedrungen wäre.

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Kommentare (2)

  1. #1 BreitSide
    Beim Deich
    16. September 2015

    Abo :-)

  2. #2 dgbrt
    17. September 2015

    Das Traurige bei solchen Technologien ist eigentlich, dass da fast überhaupt keine öffentlichen Forschungsgelder investiert werden. Ursprünglich war geplant, ein VASIMR-Triebwerk für Tests dieses Jahr zur ISS zu bringen. Ohne einen Cent von der NASA.

    Jetzt hat AdAstra einen Zuschlag von der NASA bekommen, um bis 2017 zu zeigen, dass 100 Stunden Dauerbetrieb möglich sind. Hallo, wo bitte im Weltraum gibt es das Kernkraftwerk, das über vier Tage diese Leistung bereitstellen kann? Und die NASA finanziert das mit unglaublichen 9 Millionen US-Dollar über drei Jahre. Das reicht doch nicht einmal für ein paar Tests im Stennis-Center bei konventionellen Triebwerken.

    Ich empfehle Chang-Díaz (Gründer von AdAstra) sich besser mit SpaceX oder Boeing zusammen zu tun. Die könnten diese 9 Milliönchen auch locker schaffen.

    Bei der NASA kann ich wirklich nur sagen: Die kriegen keinen mehr hoch. Die erste bemannte Orion-Mission ist gerade von 2021 auf 2023 verschoben worden. Und die wollen zum Mars?