Die Motorsteuerung greift dem Katalysator unter die Arme, wenn das Lenkrad dauerhaft gerade steht, sich der Luftdruck nicht ändert und die Motorleistung konstant bleibt. (Bei Turbomotoren muss der Luftdruck sowieso gemessen werden.) Wenn das nicht der Fall ist, ist das Auto wahrscheinlich nicht auf dem Teststand, sondern auf der Straße und so wird der Motor auf maximale Effizienz getrimmt. Deswegen kam es auch vor, dass auf den langen, schnurgeraden Highwayfahrten mit Tempomat in den Tests die Emissionen wieder auf die geforderten Normen absanken. Ohne Anstieg oder Gefälle blieb der Luftdruck konstant, genauso wie die Motorleistung – die Bedingungen entsprachen denen des Teststands.
Das war also was VW getan hat. Wie es die anderen Hersteller gemacht haben, wird sich zeigen. Probleme mit Manipulationen bei Schadstoffuntersuchungen in den USA sind nichts neues, sondern ein Phänomen das sogar wissenschaftlich untersucht wird. Es gibt aber keine Untersuchung, die ich gefunden hätte, die sagt, dass dort Autohersteller involviert sind. Die Tatsache, dass es nun einen nicht-US-Hersteller zuerst erwischt hat, sagt wenig. Zwei von nur drei untersuchten Autos waren VWs und diese VWs wurden genauer untersucht als der dritte Wagen. Das lässt zumindest den Verdacht aufkommen, dass man sich die beiden VWs nicht zufällig ausgesucht hat.
Und nun?
Mit Autos anderer Hersteller gibt es ähnliche Probleme. Dort wird man ähnliche Resultat mit anderen Techniken erreicht haben.
Tatsächlich sind hier nicht nur die Hersteller in eniem Dilemma, sondern auch die Behörden. Denn Tests können praktisch nie sowohl realistisch als auch präzise sein. Es sind die genau kontrollierten Testbedingungen, die präzise Messungen möglich machen. Aber genau deswegen ist es überhaupt möglich, ein Auto auf einen Test hin zu optimieren.
Würde man auf perfekte Präzission und Reproduzierbarkeit verzichten, könnte es zu einem solchen Szenario wie heute nicht mehr kommen, in denen Normgerechte Messwerte kaum noch der gelebten Praxis entsprechen. Das gilt nicht nur für den Stickstoffausstoß, sondern auch für den Treibstoffverbrauch.
Eine weiter Frage müsste man untersuchen (das habe ich nicht getan). Konnten die Hersteller die Kombination der Forderungen nach Effizienz und Schadstoffausstoß überhaupt realistischerweise einhalten?
Dazu gehört auch das Wettbewerbsumfeld. Normen müssen konsistent für alle gelten und gleichgut überwacht werden. Wenn Hersteller je nach Herkunftsland, Zahl der Arbeitsplätze im Wahlbezirk oder ähnlichen Kriterien mehr oder weniger bevorteilt werden, dann kann auch das heißen, dass Normen nicht eingehalten werden können. Dann ist die Gefahr zu groß, dass ein Konkurrent schummelt, womit man dann selbst schummelt und sich irgendwann alle gegenseitig in die Tasche lügen.
Schon deshalb sollte man jetzt nicht nach VW fragen, sondern nach der Regulierung. Die muss realistische, einhaltbare und überprüfbare Normen liefern und deren Einhaltung überprüfen. Das kann auch bedeuten, dass man Anforderungen zunächst bis zu einem gewissen Punkt zurück nimmt. In der Situation wie sie sich jetzt darstellt, würde eine bessere Überprüfbarkeit und eine Durchsetzung der Einhaltung von Normen Verbesserungen bringen, die noch niedrigere Grenzwerte nicht liefern könnten.
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