Wenn man in den Medien und in Diskussionen von Fukushima hört, dann wird oft gesagt, dass das Gebiet für Jahrtausennde unbewohnbar wäre. Ob das stimmen kann, lässt sich leicht überprüfen. Die Kontaminierung in dem Gebiet besteht praktisch nur aus den Isotopen 134 und 137 von Cäsium. Die haben Halbwertszeiten von 2 Jahren (Cs-134) und 30 Jahren (Cs-137).
1000 Jahre sind etwas mehr als 33 Halbwertszeiten. Diese Zeit reicht aus um die Radioaktivität von Cs-137 auf ein 10-Milliardstel des ursprünglichen Wertes zu reduzieren. Eine weitere Argumentation ist gar nicht nötig um zu sagen, dass es nicht so lange dauern kann.
Ja, es wurden auch kleine Mengen auch Plutonium 241 aus den Brennstäben nachgewiesen. Aber selbst die mit Abstand am stärksten kontaminierte Probe, Laub auf der Erdoberfläche, kam nur auf etwa 35Bq/kg. Durchschnittliche Werte für das genauso schädliche, aber natürliche, Uran im Erdboden liegen bei etwa 60-70 Bq/kg. Wobei einige natürliche Vorkommen, wie der Sand am Badestrand von Guarapari, mehr als das Tausendfache dessen erreichen.
Wie tief muss die Strahlendosis pro Jahr sinken?
In großen Bereichen des Evakuierungsgebietes, etwa ein Viertel bis ein Drittel der Fläche, waren die Werte schon Ende 2013 unter 20mSv/Jahr. Das sind Werte die man auch in der Natur auf größeren Flächen antrifft. Das ist gut vergleichbar mit der Dosis von Radon, die noch als akzeptabel gilt. Man will die Konzentration von Radon in Wohnungen auf 300 Bq pro Kubikmeter begrenzen, was je nach Quelle einer Dosis von 12-19,5mSv entspricht. (Dazu kommen noch alle anderen Strahlungsquellen in der Natur.) Derzeit akzeptiert man Konzentrationen von bis zu 600Bq pro Kubikmeter, was dann 24-39mSv/Jahr entspricht. (Quelle)
Dazu kommt noch, dass die gemessene Dosis für die freie Natur in 1m Höhe gilt. Die meiste Zeit verbringt man aber im inneren von Gebäuden, wo die Strahlungswerte sehr viel niedriger sind. Selbst im einfache Einfamilien Häuser reduzieren die Strahlungsdosis im Inneren um mehr als 90%. Deswegen ist ein Grenzwert von 20mSv/Jahr in 1m Höhe in der freien Luft gut gewählt. Er stellt einen Wert dar, den kein Mensch in der Praxis erreichen würde, der nicht dauerhaft Obdachlos ist und seine gesamte Zeit im freien verbringt. Deren Probleme hätten ein ganz anderes Ausmaß, das mit Radioaktivität nichts zu tun hat. (Das alles setzt natürlich voraus, dass die natürliche Radonkonzentartion in den Häusern nicht zu groß ist. Aber Fukushima liegt in einer Gegend Japans mit sehr niedriger Konzentration.)
Wer 8 Stunden am Tag im Inneren eines Gebäudes schläft und die restlichen 16 Stunden jedes Tages draußen bei einer Hintergrundstrahlung von 20mSv/h verbringt, der wäre einer Dosis von 14mSv/Jahr ausgesetzt. Praktisch geht man im Durchschnitt von etwa 5 Stunden pro Tag außerhalb von Gebäuden aus, was dort einer Dosis von 6,9mSv/Jahr entspräche. Ich nehme das ausdrücklich nicht zum Anlass zu sagen: “Also kann man den Grenzwert auch auf 60mSv/Jahr hoch setzen”. Ich will damit nur sagen, dass man weit davon entfernt ist, die Grenzen auszureizen.
Wie lange dauert es diese Werte zu erreichen?
Das hängt erst einmal von der Halbwertszeit der Isotope ab. Am Anfang machte das Cs-134 etwa 60% der gesamten Gammastrahlung aus, es hat aber nur eine Halbwertszeit von 2 Jahren. Dieser Anteil zerfällt innerhalb einiger Jahre. Ende 2013 betrug der Anteil von Cs-134 noch 40%, Ende 2015 sind es nur noch 25%. Bis 2020 sind es nur noch 6% und so weiter. Langfristig ist er also vernachlässigbar, auch wenn er derzeit noch einen bedeutenden Teil der Gesamtmenge ausmacht.
Hier kann man Karten der gemessenen Strahlung zwischen Ende 2011 und Ende 2013 anschauen (20mSv/Jahr entsprechen 2,3µSv/h):
Die grünen und blauen Bereiche liegen bereits unter 20mSv/Jahr. An der Grenze zwischen den gelbgrünen und den gelben Bereichen stammten Ende 2013 ziemlich genau 20mSv/Jahr von Cs-137, der Rest von Cs-134. Wie man sieht beträgt die Cs-137 Strahlung in den gelben Bereichen bis zum dreifachen des Grenzwertes, im orangen Bereich bis zum sechsfachen und in den kleinen roten Bereichen geht sie noch darüber hinaus.
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