auch wenn die Space Shuttles nicht mehr flegen, hat das Konzept des Space Shuttles immernoch eine gewisse Faszination. Das gilt auf für die indische Raumfahrtbehörde ISRO, die dabei ist eine eigene Variante des Space Shuttles zu entwickeln.

Das Indische Shuttle soll auf den Namen Avatar hören. Anderes als das Vorbild, soll sich die Größe aber in viel engeren Grenzen halten. Der Plan ist, dass es unbemannt sein und nur 500-1000kg Nutzlast in den Orbit bringen soll. Es soll beim Start nur 25 Tonnen wiegen, 15 Tonnen davon flüssiger Wasserstoff. Man verspricht sich davon, die Startkosten der Nutzlast auf $500 pro kg zu senken.

Die Bescheidenheit hört aber bei der Technologie auf. Man will im Flug mit dem kalten Wasserstoff Sauerstoff verflüssigen und als Oxidator verwenden, mit Wasserstoff als Treibstoff. Das lohnt sich durchaus, immerhin macht der Sauerstoff über 80% der Masse des Treibstoffs aus! Zu den 15 Tonnen Wasserstoff müssten normalerweise noch etwa 80 Tonnen Sauerstoff kommen, die man sich so ersparen will. Die erste Stufe soll Flügeln ausgestattet werden und wenigstens hundert Flüge überstehen. Die zweite Stufe soll auch erst im Flug mit Sauerstoff aus Luft versorgt werden und mit diesem dann bis in den Orbit fliegen. Von der Entwicklung dieser anspruchsvollen Technologie ist man aber noch weit entfernt.

Schon der erste Test wird immer wieder verschoben. Das RLV-TD sollte längst stattgefunden haben. Dabei geht es um einen reinen Test des Wiedereintritts eines kleinen Modells und dem Test der Steuerbarkeit im Flug. Vom eigentlichen Kern der Technologie ist noch gar nichts zu sehen. Das Modell wiegt 1,5 Tonnen. Landen soll es im Ozean, es ist aber nicht geplant, es wieder aus dem Meer zu fischen. Die Rakete mit der es gestartet wird, ist eine Feststoffrakete – wahrscheinlich eine umgebaute Mittel- oder Langstreckenrakete des Militärs, Details dazu sind recht spärlich gesäht.

Wie man sich den Testflug vorstellt hat die ISRO schon 2011 in diesem Video gezeigt:

Ich wünschen den Indern dabei, wie immer, viel Erfolg. Sie haben auch jetzt schon ein kleines, aber sehr erfolgreiches, Raumfahrtprogramm. Allein mir fehlt der Glaube, dass dieses Programm umgesetzt werden kann. Der Kern der Technik ist letztlich vergleichbar mit dem britischen Sabre Triebwerk, das den Skylon antreiben soll. Da zeigt sich, dass der größte Brocken Technologie den Indern noch bevorsteht. Andererseits ist das bisherige Testprogramm in seinen Kosten mit (angeblich) $5mio im Umfang durchaus beschränkt. Der Start wird allerdings immer wieder verschoben, wie man hier gut nachvollziehen kann. Derzeit sagt man frühestens Ende des Jahres, nach dem es dieses Jahr schon diverse Starttermine seit März gab.

Kommentare (3)

  1. #1 BreitSide
    Beim Deich
    10. Oktober 2015

    Höchst interessant. Wir hatten doch mal über Raketen gesprochen, die von Flugzeugen in 10-20 km Höhe geschleppt werden. Das hattest Du doch völlig verworfen. Oder der Turm, von dem aus eine Rakete gestartet werden sollte.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, benutzt das Sabre zuerst Luftsauerstoff und dann den mitgeführten flüssigen Sauerstoff. Das entspricht doch eigentlich genau dem Flugzeug-Huckepack-Startmanöver?

    Und das indische Triebwerk setzt noch Einen drauf und sammelt und verflüssigt O2 während des Fluges in der Atmosphäre? Ginge das nicht auch mit einem Huckepack-Trägerflugzeug? Der Vorteil wäre, dass die – sicher nicht leichte – Verflüssigungsapparatur im Trägerflugzeug verbliebe?

  2. #2 BreitSide
    Beim Deich
    10. Oktober 2015

    PS: Das Skylon sieht von oben dem Starfighter recht ähnlich, meine ich.

  3. #3 odet
    10. Oktober 2015

    Also im Idealfall 1000kg Nutzlast @ 500 $ ist ca. 400.000 Euro.
    Das hört sich ja nach nem ziemlichen Schnäppchen an (nicht das ich das jetzt direkt hätte): Aber das würde ja schon einige Möglichkeiten und Geschäftsideen eröffnen .