Das merkt man auch an der schnellen Elektrifizierung der Industrie, sobald man die ersten brauchbaren Elektromotoren und Generatoren entwickelt hatte. Anstatt über mechanische Antriebe die Bewegungsenergie von einem Mühlrad oder einer zentralen Dampfmaschine an alle Werkzeuge zu übertragen, brauchte man nur noch Drähte und Elektromotoren die in den einzelnen Maschinen eingebaut sind. Man war damit viel flexibler, die Energieübertragung war viel zuverlässiger und auch ungefährlicher. Die frei drehenden Riemen und Ketten in alten Fabriken waren fehleranfällig, verlustbehaftet und für alle Anwesenden gefährlich. Es traf eine Erfindung auf ein Umfeld, in dem sie gebraucht wurde.
Wer mehr zu dem Thema lesen möchte, dem Empfehle ich diesen Aufsatz von Bo Carlson. Der macht auch deutlich, dass diese Prozesse nicht abgeschlossen sind. Es gibt neue Prozesse wie die Robotik und die Automatisierung, die sehr viel komplexere Arbeitsgänge möglich machen. Sie erhöhen die Präzision und Geschwindigkeit, sie verringern auch die Kosten. Aber im Grunde stellen sie in vielen Fällen nur die Fortsetzung der Ansätze mit neuen Methoden dar.
Interessant werden sie aber durch neue Ansätze. Denn nicht alles wird in Massenhaften Stückzahlen gebraucht. Man wird mir verzeihen, das mir da zuerst Raketen und Raketentriebwerke in den Kopf kommen. Tatsächlich setzen alle neuen Firmen wie Firefly und Rocketlabs auf Triebwerke, die durch additive Materialverarbeitung entstehen. Anstatt aus einem Block Metall in vielen Schritten ein Teil heraus zu schneiden, wie ein Bildhauer eine Statue aus einem Stein heraus klopft, baut man Teile aus kleinen Partikeln auf, die dann ein Werkstück als ganzes ausmachen – was man heute als “3D Druck” bezeichnet. (Einen echten 3D-Drucker, der zuverlässig die Oberfläche eines beliebigen dreidimensionalen Gegenstandes bedrucken kann, gibt es dagegen immernoch nicht.)
Für die Massenproduktion taugen solche Verfahren nicht. Die additiven Verfahren sind immernoch zu langsam um konkurrenzfähig zu sein. Aber wenn es um die Herstellung einzelner sehr komplexer Teile geht, ist das Verfahren den klassischen “subtraktiven Verfahren” überlegen. Bei den Subtraktiven Verfahren verlangen komplexe Formen auch komplexe Folgen von Verarbeitungsschritten. Der Aufwand steigt mit der Komplexität. Bei den additiven Verfahren ist der Aufwand dagegen weitgehend unabhängig von der Komplexität der Form und viel mehr abhängig vom verarbeiteten Volumen.
Für die Zukunft lässt sich da noch nicht viel sagen, das nicht offensichtlich wäre. Das was man heute tut, wird man auch in Zukunft machen – also Prototypen und individuelle Einzelanfertigungen bei denen es auf den Preis nicht zu sehr ankommt. Für alles weitere müssen die Verfahren noch verbessert werden und das wird auch geschehen. Man weiß nur noch nicht in welche Richtung und in welchem Umfang genau und so bleibt die Sache spannend.
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