Gestern lief auf der ARD die Sendung “Klein gegen Groß“, in der Kinder und Jugendliche mit bestimmten Übungen, Tricks und Kunststücken gegen Erwachsene antreten. Nun soll es um eine dieser Wettbewerbe gehen und nicht darum, dass die Kinder und Jugendlichen dabei von Kai Pflaume ohne Einfühlungsvermögen respektlos behandelt und herabgewürdigt werden.
Kleiner Hinweis: Kinder sind Menschen. Sie haben weniger Erfahrung als Erwachsene. Aber sie haben eine eigene Persönlichkeit und eine eigene Würde, die weit über das jeweilige Kunststück in der Show hinaus gehen. Genauso wie jeder Erwachsene. Sie sind keine Ausstellungsstücke, die in einem Kuriositätenkabinett dem staunenden Publikum vorgeführt werden.
Wie dem auch sei.
In einer der ersten Durchgänge ging es nun darum, die Augenzahlen von sieben Würfeln möglichst schnell zu multiplizieren. Das hat sich beim Ausprobieren als eine erstaunlich unterhaltsame Sache erwiesen, weil das mit etwas Übung sehr viel einfacher wird, als es zunächst aussieht. Das heißt aber nicht, dass man für die Geschwindigkeit, mit der es Lina ausgerechnt hat, nicht ziemlich viel üben müsste.
Wie immer besteht der Trick beim Kopfrechnen darin, möglicht wenig zu rechnen und möglichst viele Ergebnisse einfach wiederzuerkennen. Dazu muss man sich etwas genauer mit den Zahlen 1 bis 6 beschäftigen. Da wir multiplizieren, spielt keine Eins eine Rolle und kann ignoriert werden.
Auch die 5 ist nicht sonderlich wichtig. Zu den meisten 5en kann man eine 2 finden, mit der man zusammen eine 10 bekommt. Wenn keine 2 auf den anderen Würfeln steht, dann kann man auch eine 4 oder eine 6 nehmen. Man muss sich dann nur merken, dass von dem Würfel dann noch eine 2 bzw. eine 3 übrig bleibt.
Aus einer 5 und einer 4 wird also eine 10 und eine 2. Die 10 ignoriert man und rechnet nur mit der 2 weiter. Das geht schon viel einfacher. Von einer 5 und einer 6 bleibt nur eine 3 übrig. Zwei 5en und eine 4 sind 100 und fallen auch ganz heraus. Die 5en sind damit meistens noch besser als eine 1. Denn man muss mit der 5 nur sehr selten rechnen und kann gleichzeitig eine andere Zahl kleiner machen.
Nachdem man möglichst viele 5en mit 2en “verheiratet” hat, schaut man an was übrig ist. Wenn man jetzt noch einzelne 5en übrig hat, dann müssen alle 2en weg sein. Auch die 2en, die sich in 4en und 6en “versteckt” haben. Es können in solchen Fällen also nur noch Kombinationen von 5 und 3 auftreten. Um so mehr man davon kennt, um so seltener muss man wirklich rechnen. Die meisten sind ohnehin recht einfach und wenn man einzelne Ergebnisse kennt, kann man sich zu weiteren entlang hangeln. Wenn man also 5*5*3*3*3 rechnen muss, dann hangelt man sich von 25 zu 75 zu 225 zu 675.
Wenn soetwas passiert, ist das gut. Denn dabei übt man gleichzeitig alle Zwischenergebnisse mit. Wenn man oft genug 5*5*3*3*3 so mühsam, schrittweise ausgerechnet hat, dann weiß man irgendwann einfach, dass 5*5*3*3 = 225 ist. Und genau das ist das Ziel, wenn man die Zahlen möglichst schnell “multiplizieren” soll. Man will möglichst überhaupt nicht multiplizieren, sondern einfach wissen.
Sollte man irgendwo auf soetwas stoßen wie 5*5*5*6, dann hat man etwas falsch gemacht. Denn das ist eigentlich 5*5*5*3*2. Und das kann man viel leichter schreiben als (5*2)*(5*5)*3 = 10*25*3 =10*75 = 750.
Man muss also so lange üben, bis man nicht mehr drei 5en und eine 6 vor sich sieht, sondern eine 10, eine 3 und 5*5=25. Das dauert übrigens nicht sehr lange. Diesen Artikel zu schreiben dauert viel länger.
Genauso läuft es mit den meistens übrig gebliebenen 2en und 3en. Man versucht die Zahlen in Gruppen zusammen zu bringen, deren Ergebnisse man schon kennt. Beispielsweise vier 3en. Das ist 81. Oder drei 6en, das ist 216. Das Suchen nach 6en ist eine gute Möglichkeit, wenn man die 6er Potenzen kennt. Also 6, 36, 216, 1296 usw.
Wenn ich mehr als vier 6en vor mir sehe, dann muss ich in den sauren Apfel beißen, und 6*1296 im Kopf multiplizieren. (Also 6*13=78 -> 7800-24 = 7776) Aber auch das ist Übungssache. Irgendwann hätte man beim Üben so oft 6 hoch 5 ausgerechnet, dass man die 7776 schon kennt.
Was auch immer man tut, am Ende muss eine Gruppe heraus kommen, deren Ergebnis man schon kennt und möglichst wenige Schritte zum Rechnen übrig bleiben. Zum Glück sind diese restlichen Schritte bei Würfeln nur entweder Verdoppelungen oder Verdreifachungen, die man noch einigermaßen im Kopf rechnen kann. Würde man das gleiche mit 8-seitigen Würfeln machen, wäre jede 7 eine kleine Katastrophe für das Kopfrechnen.
Im Anschluss darf man nur nicht vergessen, die Nullen anzuhängen, die man den 5en zu verdanken hatte.
Um so mehr man übt, um so leichter wird das alles. Ich dürfte jedenfalls zur Zeit wenigstens 5 mal so lange zum rechnen brauchen, wie Lina gestern im Fernsehen. Aber ich habe auch nicht einmal eine Stunde geübt. Bis zu so einer Geschwindigkeit dürfte es nicht nur ein paar Stunden mehr brauchen. (Wobei ich “Glück” hatte. Ich hatte vor einiger Zeit einmal diverse Wahrscheinlichkeiten beim Würfeln ausgerechnet, bei denen 6er Potenzen natürlich eine wichtige Rolle spielen. Davon war noch einiges hängen geblieben.)
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