Auch die Motorleistung enttäuscht auf ganzer Linie. Die Leistung der Motoren wurde im Rennen auf 150kW begrenzt. Diese Grenze wurde zwar auf 170kW herauf gesetzt, aber auch damit erreicht die Formel E auch nicht mehr als das Leistungsgewicht der Formel 4. Das ist die absolute Anfängerklasse für Fahrer ab 15 Jahren. Genau wie in der Formel 4 fährt man auch in der Formel E eine Distanz von 80km, braucht aber einen Boxenstopp mit Autowechsel.

Nun könnte man glauben, dass in der Formel E alles daran gesetzt würde, die Batterie als zentrales Bauteil des Autos zu verbessern. Aber wegen der hohen Entwicklungskosten hat man die Entwicklung eigener Batterien jetzt auf die 5. Saison der Formel E verschoben, die erst in drei Jahren beginnt. In dieser Saison hat man nur die Entwicklung eines eigenen Antriebsstrangs, mit Motor, Kühlung und Getriebe, freigegeben. In der Zwischenzeit wird mit Standardbatterien gefahren, die für ihr Gewicht nicht sonderlich leistungsfähig sind.

Das liegt auch daran, dass ein Batteriesatz die ganze Saison aushalten soll. Damit sie das schaffen, steckt man die Formel E in ein Korsett, bei dem selbst eine zehntel kWh zu viel genutzte Energie zur Disqualifikation führt. Dabei wäre gerade hier eine Optimierung im Umgang mit der vorhandenen Technik wünschenswert. Wenn die Teams das Management nicht gut genug machen und die Batterien verschleißen, dann ist das deren Problem. Man könnte auch die Leistung der Batterien insgesamt erhöhen, wenn man 2 oder 3 Batteriesätze pro Auto in der Saison erlauben und den Teams selbst überlassen, wie stark sie die Batterien in jedem Rennen verschleißen wollen. Es wäre sicher keine finanzielle Überforderung. Aber es würde den Sport interessanter und praxisnäher machen. Wer die Batterien zu hart ran nimmt, hat dann eben am Ende der Saison ein Problem. Batteriemanagement gehört zu den wichtigsten Alltagsproblemen im Umgang mit elektrischen Geräten und gerade da könnte die Formel E auch Aufklärungsarbeit leisten. Tut sie aber nicht.

Man könnte die pro Rennen verfügbare Energiemenge auch anders erhöhen. Derzeit können Autos im Rennen nicht nachgeladen werden. Sie dürfen nur ausgetauscht werden. Dabei ist das Laden von Akkus wirklich keine Magie. Es ist auch egal, dass man 45 Minuten braucht, um die Batterien voll aufzuladen. Denn man braucht sie gar nicht voll aufzuladen um nach 20-30 Minuten Ladezeit einen deutlichen Gewinn zu haben. Durch das Nachladen könnte man nicht nur die Leistung oder die Renndistanz erhöhen, es gäbe ganz neue Möglichkeiten der Strategie. Denn um eine Batterie aufladen zu können, muss sie erst einmal entladen werden. Je nach Rennsituation ist das Optimum dafür anders. Man müsste mit zwei Boxenstopps drei Faktoren beachten. Die Energie die man im ersten Stint verbraucht, die Energie die man in der Box aufladen kann und schließlich die Energie die man im letzten Stint überhaupt noch nutzen kann. Denn was nützt ein voll aufgeladenes Auto, wenn nur noch zwei Runden zu fahren sind?

Auch das wäre eine Änderung, die man mit den vorhandenen Autos sofort umsetzen könnte. Aber über das nachladen von Autos wird bei der Formel E nur in Zusammenhang mit drahtlosem Aufladen gesprochen. Vielleicht wäre es an der Zeit die eigenen Ansprüche dort etwas herunter zu schrauben und dem schnöden Ladekabel die Ehre zu geben.

Und hier liegt der eigentliche Grund für meine Frustration mit der Formel E. Sie gibt sich selbst den Anschein einer Hightech Serie, setzt aber tatsächlich sehr konservative Technik ein. Und selbst mit dieser Technik schafft sie es noch, sehr viel Potential zu verschenken. Um die objektive Leistungsschwäche wird herumgeschwafelt, um nur nicht das kaum gerechtfertigte Hightech Image zu beschädigen. Gleichzeitig ist das aber auch die Faszination dabei. So wie die Serie derzeit aufgestellt ist, wird sie früher oder später gegen die Wand fahren und ich möchte sehen, was man dagegen tun wird.

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Kommentare (1)

  1. #1 BreitSide
    Beim Deich
    24. Oktober 2015

    Das Nachladen könnte doch am besten á la Better Place mit Akkutausch funktionieren? Wenn man es ähnlich ernst nähme wie bei der Formel 1, würde das keine halbe Minute dauern.

    Das hätte Shai Agassi vielleicht noch gerettet.