Die kalte Jahreszeit naht. In früheren Zeiten war das noch viel schlimmer als heute. Aber wie schön war es, wenn man aus der Winterskälte in ein Wirtshaus flüchten konnte. Da ist es warm, es gibt heiße Getränke und hinten in der Ecke dreht sich das Schwein am Spieß.

Fragt sich nur: Wie?

Klar, heute verbindet man den Spieß mit einem Elektromotor, steckt das Kabel in die Steckdose, schaltet den Motor ein und fertig. Aber wie war das vor 200 Jahren? Stand da jemand in der Ecke an einer Kurbel und hat den Braten gedreht? Nicht, wenn man sich anders behelfen konnte. Selbst vor Kinderarbeit scheute man damals bekanntlich nicht zurück und wer auch immer dort die Kurbel drehen würde, könnte genauso gut anderswo nützlich gemacht werden.

Die Dampfmaschine war zwar schon erfunden, aber so schnell hatte sie sich noch nicht verbreitet. Außerdem geht die Geschichte vom Braten am Spieß noch ein paar Jahrhunderte weiter zurück, als die Geschichte der Dampfmaschine. Und hier kommt der Hund im Hamsterrad ins Spiel:

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Ok, das Rad ist etwas größer als ein Hamsterrad, aber das Prinzip ist das gleiche. Ähnliche Konstruktionen gab es im Mittelalter auch für Menschen, um Kräne, Pumpen und änderes anzutreiben. Zumindest in England war diese Konstruktion weit genug verbreitet, dass es für diese Aufgabe eine eigene Hunderasse gab, den Turnspit-Dog.

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Diese Hunde sollen von eher schlichtem Gemüt gewesen sein. Ob das nun Resultat der Züchtung oder der stumpfsinnigen Arbeit war, kann sich jeder selbst überlegen. Ich tendiere zu letzterem. Die Hunde wurden in Schichten in die Räder gesetzt, damit das Fleisch auch wirklich dauerhaft gedreht wurde. Diese Arbeitshunde gibt es nicht mehr. Die Rasse wurde als nie als sonderlich wertvoll oder erhaltenswert angesehen. Wenn sie gerade keine Arbeit in der Küche hatten, wurden auch als lebende Fußwärmer und ähnliches benutzt.

Das Ende der Turnspit Dogs kam durch die Mechanisierung. Man kam gegen Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Idee, dass man eine einfache Turbine in den Kamin des Feuers setzen kann. Das ist letztlich nichts anderes, als eine mutierte Weihnachtspyramide, nur mit einem richtigen Feuer statt bloßen Kerzen und dem Kamin als Einfassung des Luftstroms. Weil man sowieso das Feuer brauchte um den Braten zu braten und sich der Spieß nur drehen musste, wenn das Feuer brennt, machte das die Turnspit Dogs arbeitslos. Und weil sie niemand beachtete verschwanden sie bald ganz.

Kommentare (3)

  1. #1 InSekt(en)
    29. Oktober 2015

    Sehr interessanter Beitrag, dankeschön!

  2. #2 fherb
    31. Oktober 2015

    Wenn ich nicht wüsste, dass es in Deinem Blog keine Aprilscherze im Oktober gibt… Ich hätte es nicht geglaubt! Danke.

  3. #3 BreitSide
    Beim Deich
    31. Oktober 2015

    Wau!

    Huskies sind ja auf immer-rennen-wollen gezüchtet, warum nicht auch die turnpit dogs?

    Ich frage mich auch, wie die “bei Laune” gehalten wurden? Durch angedrohte Strafen? Eine vor ihnen aufgehängte Wurst konnte ich nicht erkennen. Obwohl, der eine Schinken sieht so aus, als hinge er vor ihm. Aber da hing auch einer hinter ihm…

    Nach dem ersten Entsetzen dachte ich aber gleich an die ungezählten Esel, Pferde, Ochsen und auch Menschen, die an Göpeln oder in Treträdern ihren Dienst taten. Nichts außergewöhnliches also. Eigentlich. Von Hunden in der Tretmühle hatte ich allerdings auch noch nie was gehört :-)