Nun waren 4 von 14 Flügen gescheitert.

Die russische Protonrakete gilt als vergleichsweise unzuverlässig. Zwar sind solche Eskapaden wie hier auch für deren Verhältnisse spektakulär (ein Lagesensor war falsch herum eingebaut worden):

Aber auch die Proton kommt auf eine Zuverlässigkeit von immerhin 90% – sonst würde sie keine Kunden finden. Das zeigt wie tief die Krise war, in der die Ariane 5 steckte und aus der sie wieder heraus kam. Das Triebwerk der ersten Stufe wurde überarbeitet und es wurden noch einige weitere Ariane 4 Raketen zur Überbrückung in Auftrag gegeben. Ganz offensichtlich hat man in der Pause und in der Zeit seither gute Arbeit geleistet. Seit dem 14. Flug war jeder weitere der 68 Flüge erfolgreich.

Demnächst steht die Einführung der Ariane 6 an. Man wird sehen, ob die ESA aus der Ariane 5 gelernt hat, oder wieder mit übertriebenem Selbstvertrauen sofort wichtige Missionen durchführt.

1 / 2

Kommentare (9)

  1. #1 Christopher
    3. November 2015

    Wie schafft man es denn einen Lagesensor falsch herum einzubauen? Haben sie danach “This side up”-Aufkleber wie beim Shuttlecarrier verwendet? :D

    • #2 wasgeht
      3. November 2015

      Das ist eine sehr gut Frage. Aber ich schätze aber, dass ein Schraubenschlüssel dabei eine entscheidende Rolle gespielt hat. ;)

  2. #3 Oberschwabe
    3. November 2015

    Wie schafft man es denn einen Lagesensor falsch herum einzubauen?

    Kein “Poka Yoke”… :-)

  3. #4 Hav0k
    3. November 2015

    Wow, sehr interessant. Im ersten Moment hab ich mich gefragt, was die Ingenieure denn da zusammegestümpert haben. Falsch deklarierte Variablen, Düsen die das ganze System in Drehung versetzen, etc. Andererseits muss man sich auch wieder vor Augen halten, wie komplex Raketen sind.

    • #5 wasgeht
      3. November 2015

      Man musste erst bei der Qualitätskontrolle dazulernen. Man hatte dort zum Beispiel gedacht, dass das wiederverwenden von Software allein reicht, um die Qualität sicher zu stellen. Bei der Delta III war es ja nicht anders und ein Start einer Titanrakete klappte 1999 auch nicht – wegen einem Kommafehler. Dazu kamen noch zwei wegen Software verlorene Marssonden.

      Solche etwas dümmlichen Fehler gibt es immer wieder. Es ist nur selten so, dass die Konsequenz der Verlust einer Mission im Wert einiger hundert Millionen Dollar sind ohne Chance den Fehler zu korrigieren und den Schaden zu verhindern.

      Es war irgendwie ein Teil einer Softwareseuche in der Raumfahrt am Ende der 90er Jahre. Ein wesentlicher Faktor war wohl auch, dass die Budgets der Raumfahrt nach dem kalten Krieg zusammengestrichen wurden. Viele Leute wurden entlassen, viel weniger Raketen wurden gestartet etc. *

      Ganz offensichtlich wusste man nicht, wo man wie sparen kann und wo und wie nicht. Man hat inzwischen daraus gelernt.

      * In den 70er/80er Jahren haben die Russen z.B. noch etwa 60-80 Soyuz Raketen pro Jahr gestartet, mehr als eine pro Woche. Dazu kamen noch 40 Kosmos und 10-20 Protons. In den USA war es natürlich nicht ganz so drastisch, aber auch da sind die Startraten trotz des Aufschwungs in den letzten 10 Jahren noch längst nicht wieder dort wo sie einmal waren.

  4. #6 schlappohr
    3. November 2015

    Dabei hätte der Lagesensor ja eigentlich schon auf der Startrampe unsinnige Werte liefern müssen, oder? Wenn das für die Steuerechner ok ist, dass die Rakete erstmal nach unten startet und dann um 180 Grad gedreht werden muss um auf den richtigen Kurs zu kommen, dann fehlen da möglicherweise ein paar wichtige Plausibilitätschecks in der Software.
    Aber bei System dieser Komplexität ist es immer einfach zu lästern…

    • #7 wasgeht
      3. November 2015

      Ja. Aber unsinnige Werte auf der Startrampe haben auch die Amerikaner nicht abgehalten, 1999 eine Rakete ihrem Schicksal zu überlassen.

  5. #8 gedankenknick
    3. November 2015

    “Wie schafft man es denn einen Lagesensor falsch herum einzubauen?”
    In dem er so konstruiert ist, dass man ihn falsch herum einbauen KANN. Gemäß “Murphys Gesetz” wird dann irgendwann jemand kommen und diese Möglichkeit ausprobieren. Der Grund dafür ist meist Zeitdruck oder so viel Routine, dass es zu Unaufmerksamkeit führt. Genau so, wie regelmäßig CF-Karten falsch herum ins Slot gesteckt werden oder IDE-Stecker falsch herum aufs Board gesteckt wurden (obwohl bei beiden schon konstruktive Maßnahmen gegen das verkehrte Einstecken ergriffen wurden, nur eben nicht ausreichend.)

    SCART-Stecker wären ein Beispiel, die sich auch nicht mit Gewalt falsch verbinden lassen. Dazu muss so ein Ding möglichst sowohl horizontal als auch vertikal asymetrisch designt sein, im Falle eines zu montierendenden Sensors eventuell auch noch in der 3. Ebene (Tiefe). Möglich wäre so etwas z.B. mit einem asymetrisch gebohrten Montageloch, welches an der Außenseite (für die zu verwendende Senkkopfschraube) angesenkt ist.

  6. #9 schlappohr
    3. November 2015

    @wasgeht

    Mein Sarkasmus war auch nicht direkt gegen Russland gerichtet. Die wissen, wie man Raketen baut, haben sie ja eindrucksvoll bewiesen.
    Aber je komplexer die Systeme sind, desto ulkiger und unverständlicher werden die Fehler, die zu ihrem Scheitern führen. Erstaunlicherweise sind es oftmals nicht irgendwelche unvorhersehbaren Wechselwirkungen der Komponenten, die die Katastrophe auslösen, sondern Fehler, die für Außenstehende peinlich und unverständlich erscheinen.