Der zweite Prozess ist die Hydrierung, bei der nochmal etwa genauso viel Abwärme frei wird. Das kann man natürlich in einem Abwasch mit der Elektrolyse erledigen. Dann kann man den nötigen Druck für die Hydrierung auch mit Hochdruckelektrolyse erzeugen, ohne dass man noch einen Kompressor braucht. Wenn man den zwischendurch den Wasserstoff als Wasserstoff speichert, könnte man immerhin den Zeitpunkt des zweiten Prozesses etwas verschieben und hoffen, dass die Wärme dann besser verwendet werden kann.
Wenn man sich die Pläne in den verlinkten Foliensätzen anschaut, dann soll der Wasserstoff mit Solarenergie in Nordafrika erzeugt werden. Es fällt schwer sich vorzustellen, wie dort die Abwärme sinnvoll genutzt werden soll. Das frisch hydrierte Dibenzyltoluol soll dann mit Tankern nach Europa gebracht werden. Dort löst man dann den Wasserstoff wieder heraus und bringt das Dibenzyltoluol wieder mit den gleichen Tankschiffen nach Nordafrika zur Hydrierung zurück. Über den Energieverbrauch der dazu nötigen Infrastruktur kann ich nur spekulieren und lasse es deswegen sein. Klar ist jedenfalls, dass anders als beim Öl oder Flüssiggas hier eine Flüssigkeit sowohl verteilt als auch wieder eingesammelt und zurück gebracht werden muss.
Abwärme der Stromerzeugung
Zuletzt fällt auch noch Abwärme bei der Umwandlung des Wasserstoffs in Strom an. Das passiert meistens an einem anderen Ort als die Speicherung und immer zu einem viel späteren Zeitpunkt. Sonst bräuchte man auch keinen Speicher. Man kann also praktisch keine Abwärme aus Wasserstoffspeicherung benutzen, um den Wasserstoff wieder freizusetzen.
Weil wir Energie brauchen um den Wasserstoff freizusetzen, würden wir dafür gern Abwärme nutzen. Aber wir brauchen Temperaturen von 300 Grad. Die bekäme man zum Beispiel als Abwärme von einem Verbrennungsmotor oder einer Gasturbine. (Erste Spalte der Tabell.) Dann kann man aber die Abwärme nicht mehr zur Stromerzeugung nutzen, weshalb die Effizienz kleiner als üblich ist. Eine etwas bessere Effizienz erreicht man, wenn man Festoxidbrennstoffzellen benutzt. (Dritte Spalte der Tabelle.) Die laufen mit hoher Temperatur. Das senkt zwar ihre Effizienz im Vergleich zu anderen Brennstoffzellen, aber dafür hat die Abwärme eine passende Temperatur.
Trotzdem muss man 10kWh Strom aufwenden, um am Ende 3kWh Strom wieder erzeugen zu können.
100% Betrug
Beim Blick auf die Tabelle fällt dabei die zweite Spalte heraus. Dort verwendet man noch effizientere PEM-Brennstoffzellen, die laufen aber nur bei Temperaturen von unter 100 Grad. Das reicht nicht, um die Freisetzung des Wasserstoffs in Gang zu bringen. Man muss zusätzlich Wasserstoff verbrennen und nachheizen. Eine 100% Effizienz wie in der Tabelle kann so niemals zustande kommen.
In der Fußnote steht “aus einem Wärmespeicher bereitgestellt”. Woher kommt die Energie für diesen Wärmespeicher? Mit Sicherheit nicht aus dem Prozess den wir hier anschauen. Denn in dem Prozess mit der PEM-Zelle fällt nirgendwo eine Temperatur an, die auch nur in die Nähe der nötigen 300 Grad kommt. Diese 100% sind also Betrug. Wenn man solche Mätzchen mit der Effizienz durchgehen lässt – wenn man mal eben Energie von außerhalb des Systems nehmen kann und zur Effizienz dazu rechnen darf – dann kann man auch sofort ein Perpetuum Mobile bauen. Man nimmt dazu einfach Energie, die “aus einem Wärmespeicher bereitgestellt” wird.
Dieser Trick wird dann auch im “Best Case” Szenario angewendet, wo die angegebenen Effizienzen nur erreicht werden, in dem man Energie von außerhalb des Systems bezieht. Noch dazu muss das Energie einer sehr hohen Qualität sein. Mit 300 Grad laufen auch Kernreaktoren die üblicherweise Turbinen zur Stromerzeugung antreiben. Man wird also auf keinen Fall zufällig auf solche Wärmespeicher stolpern.
Was bleibt?
Die Idee ist weder völlig dumm, noch sonderlich effizient. Aber immerhin erhält man einen Trägerstoff, der langfristig und gut handhabbar etwa 2kWh chemischer Energie pro kg speichern kann. Wobei man auch hier wieder in die Trickkiste gegriffen hat, um die Technik besser darzustellen als sie ist. (Seite 13) Diese 2kWh werden in der Broschüre mit einer Batteriekapazität von 0,15kWh/kg verglichen. Dabei muss man aus den 2kWh erst noch Strom erzeugen. Je nach Verfahren bleibt davon nur etwa die Hälfte übrig.
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