Der Satz “Haben die denn keine anderen Probleme?” gehört nicht gerade zu meinem Standardrepertoire. Aber besondere Umstände erforden besondere Maßnahmen, in diesem Fall gefolgt von einem deftigen “Ja haben die denn jetzt endgültig den Verstand verloren?”. Bevor das Phrasenschwein platzt sollte ich wohl erklären worum es geht.
Ein in Großbritannien ansässiges Architekturbüro hat letzte Woche Pläne veröffentlicht, die sie bisher “aus Sicherheitsgründen” verschlossen hielten. Es geht um den Entwurf einer vertikalen Stadt. Das ist keine neue Idee, ähnlich gab es auch schon in China wo sie unter dem Namen “Sky City” in Changsha (Hunan) gebaut werden sollte. Auch wenn die Idee noch immer nicht umgesetzt wurde. Es spricht einiges dafür, vor allem der geringe Flächenverbrauch.
Aber es ist das eine, wenn in China in einer der vielen boomenden Städte neue Rekordbauten errichtet werden sollen. Es ist eine andere Sache, wenn das gleiche in Basra, im Irak, passiert. Während das Land im absoluten Chaos versinkt, versucht das Gouvernement von Basra an der Golfküste ein reines Prestigeprojekt mit Öleinnahmen aus dem Boden zu stampfen. Das sieht im Imagevideo des Architekturbüros dann so aus:
(The Bride – Basra's Vertical City Video von AMBS_MEDIA on Vimeo.)
Zur Orientierung: Zu osmanischen Zeiten gehörte Basra noch zum angrenzenden Kuwait und ist genauso reich an Öl – die Geologie pflegt nicht, sich an geographische Grenzen zu halten. Es fällt in Anbetracht solcher Entwicklungen äußerst schwer zu glauben, dass es beim Irakkrieg tatsächlich doch nicht um Öl gegangen wäre.
Die ganze Angelegenheit ist wie ein bizarrer Blick in eine Parallelwelt, in der das 19. Jahrhundert nie zuende ging, als Rohstoffe in Kolonien völlig unabhängig vom Schicksal der lokalen Bevölkerung ausgebeutet wurden und ihre Städte im höchsten Glanz einer fremden Macht erstrahlten. Es macht doch einigermaßen sprachlos.
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