Es war der erste Weltkrieg, bei dem sich die europäischen Mächte zum ersten Mal mit modernen Waffen auf dem Schlachtfeld gegenüber standen und die Kommandeure nicht verstanden womit sie es zu tun hatten. Maschinengewehre töten nicht nur jene halbbarbarischen Wesen in fernen Ländern, sondern auch echte Menschen in Europa.
Die Konsequenzen waren schockierend für viele Europäer, aber keineswegs schlimmer als die beinahe alltäglichen Massaker der letzten Jahrzehnte im Rest der Welt. Der Krieg führte den Europäern die Macht moderner Waffen plastisch vor Augen. Die Konsequenz war eine (verständliche) Ablehnung weiterer Kriege in Europa, aber keine Abkehr vom Imperialismus.
Der Imperialismus kam erst zum Ende, als die Japaner durch die Eroberungen in Ost- und Südostasien bewiesen, dass die Europäer nicht unbesiegbar waren. Sie konnten die Eroberung durch Japan nicht verhindern. Als die Kolonien nach dem Krieg ihren “rechtmäßigen Eigentümern” übergeben wurden, setzte sich dort die Erkenntnis durch, dass Widerstand gegen die imperialen Mächte zur Unabhängigkeit führen würde.
Was die Europäer angeht, so haben sie in jeder Hinsicht erst gelernt, als sie im ersten Weltkrieg ihre eigenen Waffen und im zweiten Weltkrieg ihre eigenen Ideologien selbst zu spüren bekamen. Erst die Erkenntnis, dass man selbst zum Opfer der Konsequenzen des eigenen Denkens werden konnte, führte zu einer nachhaltigen Abkehr davon. Leider aber auch zum Glauben, man hätte jetzt aus den alten Fehlern gelernt.
Man braucht aber nur an die Erstürmung des Hauses mit den Terroristen von Paris denken, um zu zeigen, das die gleichen Unterschiede noch immer gemacht werden. Das Haus wurde über mehrere Stunden belagert und in dem Prozess bis zur Abrissreife zerstört.
In einer identischen Situation in Afghanistan, Pakistan oder Palestina hätte man das Haus selbstverständlich nicht erstürmt, sondern durch Luftangriff mit einer Drohne oder einen Jagdbomber zerstört. Vielleicht hätte man die Bewohner des Hauses noch durch “Anklopfen” mit einer kleineren Bombe in eines der oberen Stockwerke vorgewarnt.
Ein solches Vorgehen ist im mittleren Osten das normale Gebahren diverser Akteure im Kampf gegen Terroristen. Meistens mit sehr viel schlechteren Informationen als in diesem Fall. In der Vorstadt einer europäischen Metropole ist der Einsatz von Hellfire Raketen oder Smartbombs dagegen undenkbar. Es fragt sich in Anbetracht der Geschichte, was nötig sein wird, bis sich die Erkenntnis durchsetzen wird, dass das untragbar ist.
(Titelbild aus Wikipedia.)
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