Was habe ich nicht gefragt?

Severin: Nach BEXUS – ist das Pendant zu REXUS, mit einem Ballon. Das findet in einer Gondel aus Alu statt, die etwa 1,5m groß ist. Es können dort viel größere Experimente stattfinden. Die Flugzeiten sind viel länger mit 2-3 Stunden. Unser Experiment lief 2 Stunden wegen hoher Horizontalwinde, so dass es schnell abgeschnitten wurde.

Abgeschnitten?

Severin: Der Ballon kann nicht kontrolliert werden, aber man kann die Nutzlast z.B. mit einem Pyrocutter abschneiden, wenn sie zu weit abtreibt und dann wird sie mit einem Helikopter wieder eingesammelt.

Der Ballon ist mit Helium gefüllt?

Severin: Ja. Man hat früher auch Wasserstoff verwendet. Dann gab es aber ein kleineres Unglück in Esrange und seit dem verwendet man Helium.

Was ist der Vorteil von Wasserstoff?

Severin: Er ist günstiger und hat mehr Auftrieb.

Wird der Ballon einfach vom Vorplatz gestartet oder gibt es dafür spezielle Startvorrichtungen?

Severin: Es gibt eine spezielle Startvorrichtung. Der Ballon wird in einer langen Linie ausgerollt. Und dann gibt es das Herkules Startfahrzeug, das ist ein umgebauter Bagger. Die Gondel wird daran gehängt, der Ballon ist auf der andrene Seite. Dann wird der Ballon losgelassen, schwebt nach oben und sobald er in einer Linie mit der Gondel ist, fährt Herkules los. Es beschleunigt den Ballon nochmal in eine Richtung, damit die Gondel von dem Fahrzeug wegschweben kann, nicht zurückschwingt und nichts gefährliches passiert. So werden alle Höhenforschungsballone in Esrange gestartet.

Sehen die so aus wie Wetterballone?

Severin: Das sind relativ kleine Ballone im Vergleich dazu. Man kann sich Bilder anschauen auf www.rexus-bexus.net Das sind viel größere Ballon, weil auch viel mehr getragen werden muss. Die Experimente haben bei uns allein 120kg gewogen … in der Größenordnung. Das sind viel größere Massen. Deswegen sind die Ballone auch viel größer.

Gibt es auch private Gruppen, die solche Ballone starten oder braucht man spezielle Erlaubnisse?

Severin: Es ist so, dass sich 2015 das Gesetz verändert hat. Es gibt jetzt ein Europagesetz in der Luftfahrtverordnung. Man kann also nicht mehr einfach einen Ballon starten. Offiziell müsste man sogar Partyballons anmelden, besonders bei Massenstarts. Aber das ist ein Graubereich. Wir haben in Jena neben der BEXUS Nutzlast noch eine kleine Nutzlast entwickelt, das UTrack Projekt, wo wir einen kleinen GPS Empfänger haben, der die Position empfängt, die Daten weiterverarbeiten und zur Erde schickt. Der hängt dann an einem kleinen Partyballon dran und schwebt in einer Höhe von 6-7km mehrere Tage lang, meistens.

Gerade Cubesats werden ja in letzter Zeit immer beliebter. Werden Höhenforschungsraketen und -ballons jetzt in der Raumfahrtforschung mehr oder weniger eingesetzt?

Severin: Ich glaube, das ist schwierig zu sagen. Ich hatte den Eindruck bei BEXUS 18/19, dass viele die später einmal einen Cubesat bauen wollen zuvor einen Prototypen gebaut haben, der mit REXUS/BEXUS geflogen ist. Zum Beispiel ein Projekte von der TU-München, die einen Teilchendetektor geflogen und getestet haben, der später auf einem Cubesat fliegen soll. Für Prototypenentwicklung ist das sehr geeignet, deswegen bleibt das, glaube ich, konstant.

Nikolas: Der Vorteil ist einfach, dass man das Material wieder zurückbekommt. Man kann nachschauen, ob es funktioniert hat oder nicht. Und wenn es nicht funktioniert hat, kann man nachschauen und die Fehler zukünftig vermeiden. Was man bei einem einmaligen Satellitenstart nicht machen kann, wenn dann vielleicht eine einfache Schaltung nicht funktioniert. Deswegen gibt es hier eine einfache Möglichkeit mit einer Höhenforschungsrakete oder Ballon solche Dinge zu testen.

Severin: In dem REXUS/BEXUS Zyklus müssen die Teams einen kompletten Raumfahrtzyklus durchlaufen. Also den kompletten Ablauf einer Raumfahrtmission. Das beginnt mit dem Selection Workshop und endet mit der Launch-Kampagne, bzw. der Auswertung der Daten. In jeder Stufe muss ein Dokument geschrieben werden, in dem steht wie man Dinge baut etc. Was eine gute Voraussetzung für spätere Projekte ist, weil das gerade bei der ESA oft verlangt wird.

Wie sind die Preise?

Nikolas: Den Teams stehen bestimmte Mittel zur Verfügung, den genauen Preis kenne ich nicht. Aber es wird auch die Fertigung und ähnliches übernommen, jenachdem wie die Möglichkeiten der beteiligten Organisationen sind. Z.B. Fertigung der Modulringe und anderer mechanischer Teile, die gefräst werden müssen oder 3D Druckteile. Alle elektrischen Bauteile können auch über die Organisatoren bezogen werden, die kümmern sich um den Einkauf, genauso wie Platinenfertigung. Außerdem werden auch für einige Personen die Reisekosten übernommen, so dass dann auch 5 Personen zur Startkampagne kommen können, die vom REXUS/BEXUS Programm finanziert sind.

Vielen Dank für das Interview.

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