Der Text sollte jetzt eher euren Vorstellungen entsprechen. Quellen liefere ich noch nach, auch gerne mehr zu den Infoboxen. Ich habe mich erst einmal auf den Text selbst konzentriert. Ich habe mich auf die Entwicklung der Bomben konzentiert und die damit einhergehende Entwicklung von Sprengkraft und Gewicht – was wichtig für die Reichweite der Raketen (und damit der möglichen Bedrohung) ist.
[Countdown zum Atomkrieg]
(Ich mag die Überschrift nicht wirklich. “Wie Nordkorea an die Bombe kam” o.ä. wäre mir viel lieber, weil weniger auf Krieg fixiert. Geschichten und Meldungen mit der Tendenz gibt es schon mehr als genug. Deswegen auch der betont neutral gehaltene Ton.)
Fünf Atombomben hat Nordkorea schon getestet. Während der erste Test im Oktober 2006 wegen seiner geringen Sprengkraft teilweise noch belächelt wurde, erreichte der bisher letzte Test 2016 schon Werte, die den Bomben von Hiroshima und Nagasaki entsprechen. Wissenschaftler auf der ganze Welt beobachten das Programm und versuchen, aus den Daten Schlüsse zu ziehen.
Die Arbeit wird ihnen dabei nicht leicht gemacht. Nordkorea hat bisher nur unterirdische Tests durchgeführt und hält sich damit an den Vertrag zum Verbot von überirdischen und unterseeischen Atomtests aus dem Jahr 1963. Während so die Freisetzung von radioaktivem Fallout fast vollständig vermieden wird, fehlt den Wissenschaftlern damit auch die wichtigste Grundlage zur Analyse der Bomben. Nur kleine Mengen radioaktiver Edelgase dringen aus über einem Kilometer Tiefe bis an die Atmosphäre vor, womit nur bei günstigen Windverhältnissen einige winzige Spuren zur Analyse übrig bleiben.
Bei der Kernspaltung entstehen die kurzlebigen Isotope Xenon-133 als auch Xenon-135, mit Halbwertszeiten von fünf Tagen und neun Stunden. Durch sie konnte 2006 sicher nachgewiesen werden, dass es sich beim ersten Test tatsächlich um einen Kernsprengkopf handelte und nicht um ein Propagandamanöver mit einer großen Menge herkömmlichen Sprengstoff. Aber es war noch mehr möglich. Je nach Ausgangsmaterial unterscheidet sich das Verhältnis der beiden Isotope zueinander. Bei der Spaltung des schwereren Plutonium-239 wird im Verhältnis mehr Xenon-135 entstehen als bei der Spaltung des etwas leichteren Uran-235. So wurde klar, dass der Sprengkopf im ersten Test Plutonium benutzte.
Es ist dagegen überhaupt kein Geheimnis, dass dieses Plutonium aus dem Reaktor von Yongbyon stammt. Es ist ein Reaktor mit einer Leistung von 20 Megawatt, der 1987 in Betrieb genommen wurde, noch vor dem Zerfall der Sowjetunion und wirtschaftlichen Zusammenbruch Nordkoreas. Es handelt sich dabei um einen Magnox Reaktor, ein mit CO2 Gas gekühlter und Graphit moderierter Druckröhrenreaktor. Die Reaktorbauart wurde in Großbritannien entwickelt und diente schon dort zur Erzeugung von waffenfähigem Plutonium, während der Reaktor gleichzeitig Wärme zum Betrieb einer Kraftwerksturbine lieferte.
Zwei Eigenschaften des Magnox Reaktors machen ihn für diese Aufgabe attraktiv. Er benötigt für die Kettenreaktion kein angereichertes Uran und seine Brennstäbe können im laufenden Betrieb ausgetauscht werden. Im Reaktor wird das reaktionsfähige Plutonium-239 aus Uran-238 erzeugt, dem nicht reaktionsfähigen Uranisotop. Der Reaktor von Nordkorea hat aber nur eine sehr kleine Kapazität zur Erzeugung von waffenfähigem Plutonium.
Die Knappheit an Plutonium dürfte auch für die geringe Sprengkraft der ersten Tests verantwortlich sein. Die erste amerikanische Atombombe verwendete 6 Kilogramm Plutonium. Bomben mit weniger Plutonium sind möglich, erfordern aber mehr Aufwand und mehr konventionellen Sprengstoff um das Plutonium für die Zündung stärker zu komprimieren und erreichen dennoch eine kleinere Sprengkraft.
Eine zu hohe Masse ist dabei ein großes Problem für die militärische Anwendung einer Atombombe. Um so leichter der Sprengkopf ist, um so weiter kann er von einer Rakete getragen werden. In den 1950er Jahren wurde erstmals auch Kernfusion in Atombomben benutzt. Sie diente nicht nur zur Vervielfachung der möglichen Sprengkraft, wie in den Wasserstoffbomben, sondern auch zur Verkleinerung der Sprengköpfe.
Kernfusion setzt eine große Zahl sehr schneller Neutronen frei, die in kurzer Zeit große Mengen von Uran oder Plutonium spalten können. Das nötige Tritium zur Kernfusion wird dabei von der Explosion der Bombe selbst aus Lithium erzeugt. Um die Kernfusion in Gang zu setzen wird nur eine Sprengkraft von etwa 500 Tonnen TNT benötigt, die dann nach Einsetzen der Kernfusion durch das zusätzlich gespaltene Material vervielfacht wird. Schon der erste nordkoreanische Test im Jahr 2006 erreichte die dafür nötige Kraft, womit es sich möglicherweise nur um einen Test ohne den Fusionszünder gehandelt hat. Die vier weiteren Tests zeigten eine deutliche Steigerung der Sprengkraft. Nordkorea gibt selbst an, bei den Test auch Kernfusion verwendet zu haben, was in Anbetracht der Umstände durchaus glaubhaft ist.
Ohne Bilder von den getesten Sprengköpfen oder geheimen Informationen aus Nordkorea selbst lässt sich nur spekulieren, ob sie schon für den militärischen Einsatz geeignet sind und in welchen Entfernungen sie eingesetzt werden können. Die technischen Möglichkeiten zeigen Kernsprengköpfe wie der 1965 entwickelte B61. Er hat ein Gewicht von rund 300 Kilogramm und hat je nach Variante eine einstellbare Sprengkraft zwischen 300 Tonnen von bis 300 Kilotonnen TNT.
Nordkorea hat weitreichende Erfahrung im Bau und der Entwicklung militärischer Raketen. Die nordkoreanische Raketentechnik basiert hauptsächlich auf Verbesserungen der Scud Raketen. Eine relativ ineffiziente, aber robuste Technik, die auf der Verbrennung von Kerosin mit Salpetersäure basiert. Die Rodong Rakete (auch: Nodong) kann einen Sprengkopf mit einer Tonne Gewicht über eine Entfernung von etwa 1.000 Kilometern tragen. Interkontinentalraketen mit noch größeren Reichweiten erfordern mehrstufige Raketen, die prinzipiell auch in der Lage sind, einen Orbit im Weltraum zu erreichen.
Wie auch in den USA, der Sowjetunion, Japan, England, Frankreich oder Indien entwickelte auch Nordkorea eine Trägerrakete für den Start eines Satelliten aus einer Interkontinentalrakete. Eine solche Rakete kann prinzipiell jeden Punkt der Erde erreichen, es stellt sich nur die Frage des Gewichts. Um näher das Ziel ist, um schwerer kann der Sprengkopf sein.
Die maximale Entfernung, die die nordkoreanischen Raketen erreichen können, ist damit eine Spekulation aus mehreren Variablen. Wie schwer die nordkoreanischen Sprengköpfe sind, ist unbekannt. Jede Gewichtseinsparung erhöht aber die mögliche Reichweite, genauso wie die Entwicklung größerer oder leistungsfähigerer Raketen mit effizienteren Treibstoffen. Die Taepodong-2 Rakete, auf der auch die Unha-Trägerrakete basiert, soll eine Nutzlast von einer Tonne in einer Entfernung von 4000 Kilometern haben.
Jede solche Angabe kann aber nur eine Vermutung mit zeitlich begrenzter Gültigkeit sein. Denn die technische Entwicklung in Nordkorea schreitet voran und liefert nicht nur stärkere Kernsprengköpfe, sondern auch schubstärkere Triebwerke, die auch den Bau leistungsfähigerer Raketen ermöglichen werden.
Als Inhalt für eine Infobox schlug ich folgendes vor:
Im Vergleich zu anderen Atomwaffenprogrammen hat Nordkorea eine sehr kleine Kapazität zur Erzeugung von Plutonium. Der kleine Reaktor kann im Jahr nicht mehr als etwa 6 Kilogramm waffenfähiges Plutonium erzeugen, also Plutonium mit weniger als 6 Prozent Plutonium-240, das ohne den Austausch der Brennstäbe aus Plutonium-239 entsteht und sich immer mehr anreichert. In Brennstäben von normalen Kernkraftwerken erreicht der Anteil Werte von 30 Prozent und mehr. Zu große Anteile von Plutonium-240 setzen in der Bombe Neutronen ungewollt frei und führen zu einer zu frühen Kettenreaktion, die unvollständig ist und deswegen sehr wenig Sprengkraft hat.
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