Am 2.12. erschien die PC Version des Megasellers GTA IV. Der Rummel wird vermutlich nicht ganz so hoch schwappen, weil das Spiel schon seit Monaten für verschiedene Konsolen verfügbar ist.
Die ganze Grand Theft Auto Serie wurde aber bisher sehr oft (neben Counterstrike) als das ach so schlimme Paradebeispiel für die bösen Killerspieler herangezogen, vielleicht werden bei dem Release kommende Woche auch wieder ein paar Medien das ganze aufwärmen.
So soll das Spiel Anleitungen von oder für die Terrorszene geliefert haben, sagten “Kritiker”.
Die vermeintliche Korrelation und daraus abgeleitete Kausalität zwischen Computerspielen und Amokläufern ist alt, wurde zuletzt aber der bayrischen CDU (u.a.) zum Verhängnis, weil sich eine Gegenkampagne entwickelt hatte. Wirklich extrem wissenschaftlich (IRONIE!) wurde in Bayern sogar ein “Kongress” zu dem Thema Gewalt und Computerspiele veranstaltet. Leider hatte man hier “vergessen”, auch eine andere, zweite Meinung mit ins Boot zu holen. Es monologisiert sich halt einfacher, wenn alle der selben Meinung sind.
Mehr und mehr entdecken nun die Medien aber die Computerspiele als normales Kulturgut. Etwa hier eine Lobhudelei beim Stern über den einstigen Bösewicht oder hier bei heise. Die Zeit schreibt hier schön, wie Computerspiele (allgemein) in der normalen Gesellschaft angekommen sind, Wii sei dank.
Und weil es ein normales, gesellschaftliches Phänomen ist, kommen jetzt auch ´andere´ Studienthemen dazu. Neben der psychologischen Erforschung der Spielsucht wollte hier ein Team die physiologischen Effekte von Spielen erforschen. Und zwar, hier schließt sich jetzt der Kreis, die Effekte von “Gewalt”spielen gegenüber “Nicht-Gewalt”spielen. Hier gehts zum Paper.
Ein interessanter Ansatzpunkt, wie verändern Computerspiele den “Streßzustand”, welche Folgen hat das und wie lange dauert der Effekt an.
Leider schwächt die Studie an mehreren Punkten. Es sind zu wenig und ausschließlich männliche Probanden (19 Jungen) gewesen, die noch dazu in einem sehr gleichen Alter waren (zwischen 12 und 15 Jahren, wo zudem die Pubertät alleine genug Streß verursachen).
Erstaunlicher (IRONIE) Effekt: Nachdem die Jungen zwischen 20 und 22 Uhr ohne Pause ein Gewaltspiel (das in Deutschland komplett verboten war/ist) gezockt haben, zeigen sie ein meßbares Streßlevel. Nach eigenen und gemessenen Angaben haben sie alle aber gut geschlafen, egal ob sie das Kinder oder Gewaltspiel hatten.
Nächste Schwachstelle: Es wurde nur 2 Mal gespielt, als Kontrolle ein Abend ohne Spiel und ohne spannende Sport-Sendungen im Fernsehen.
Und hier ist direkt der nächste Haken: Was ist jetzt wirklich durch das Eindreschen auf Pixel-Monster induziert, und was ist reines Adrenalin? Was verursacht ein extrem hektisches Auto-Rennspiel wie Need for Speed an Streßlevel?
Wie verhält es sich mit spannenden Spielfilmen?
Mein persönliches Fazit dieser “Studie”: Nicht-Kinder-Spiele können aufregen.
Ich möchte behaupten, das ist auch die Absicht. Dabei ist es egal, ob ich Pixelmonster eliminiere oder heiße Rennen fahre. Und, so hoffe ich zumindest, läßt sich ähnliches Streßlevel bei den Jugendlichen auch mit spannenden Büchern “provozieren”.
Mein Vorschlag für weitere Studien:
-Wie stressig sind Autorennspiele?
-Wie stressig ist ein Spiel der Lieblingsmannschaft im Kampf um den Abstieg?
und natürlich dann noch die soziologische Seite
-Werden einstiege Siedlerspieler später zu Logistik-Meistern?
-Arbeiten Tetris-Meister später bei Paketdiensten?
BTW, um unnötige Diskussionen zu vermeiden:
GTA IV ist in Deutschland nur für volljährige Spieler erhältlich. Dieses und ähnliche Spiele gehören nicht in Kinderhände. Das “Killerspiele” bei gewalttätigen Kindern gefunden wurden, ist m.E. ein Symptom und keine Ursache.
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