Die in der deutschen Hauptstadt nicht unumstrittene Senatsbaudirektorin Regula Lüscher (* 1961), eine gebürtige Schweizerin, hat kurz vor Weihnachten für neuen Wirbel gesorgt. Denn sie stellte fünf städtebauliche Visionen vor, wie das zwischen Alexanderplatz und dem Stadtschlossgelände in Berlin-Mitte brach liegende 14 Hektar große Areal umgestaltet werden könnte. Die (utopischen) Entwürfe haben für mich durchaus einen Reiz, da das Gelände in seiner bisherigen Form sowieso nicht mehr hässlicher werden kann.
Die Basler Zeitung schrieb bzw. zitierte dazu am 23. Dezember 2009:
„In den Medien stossen Lüschers Visionen auf Entsetzen. Die Tageszeitung «Die Welt» rückt die Stadtplanerin gar in die Nähe von Nazi- oder sozialistischem Gedankengut: «Der fantasierte Platz wäre um einiges grösser als der Rote Platz in Moskau und nochmal um die Hälfte grösser als Albert Speers Zeppelinfeld auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg – was deutlich macht, dass wir uns hier in Dimensionen bewegen, die in der Geschichte des Städtebaus eigentlich nur Faschisten und Sozialisten in Entzücken versetzten.» In der Berliner Morgenpost kommt der Architekt Bernd Albers zu Wort, der die Vorschläge für «naiv, niveaulos und geschichtsvergessen» hält, darin gar eine «absolute Frechheit» sieht.
Staatsfeindliche Moderne
Zentraler Kritikpunkt: Alle Konzepte entleerten den sowieso schon leeren Raum noch weiter und wollten offenbar die 40-jährige DDR-Geschichte festschreiben und seien deshalb Ausdruck der stadtfeindlichen Moderne der Nachkriegszeit.”
Architektur war auch in der Vergangenheit immer schon ein ideologischer Zankapfel. Aber machen Sie sich selbst ein Bild von den „Visionen für Berlin”, die übrigens nur eine Diskussionsgrundlage darstellen sollen. Die Fotos stammen von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung:
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