Gestern berichtete ich auf „Zeittaucher” über die neuen Vorwürfe, die gegenüber Günter Wallraff bezüglich einer inoffiziellen Mitarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR erhoben wurden.

i-1c7bde4155caf31f121b51b39703978e-Stasi1-thumb-180x270-thumb-90x135.png


Der 67-jährige soll von 1969 bis 1971 als Inoffizieller Mitarbeiter „IM Wagner” für die Stasi tätig gewesen sein, was Wallraff bislang massiv auch vor Gericht bestritt. Nun geht es um die Reputation des selbsternannten Kämpfers für die Wahrheit…

In diesem Zusammenhang wurde ich schon mehrfach gefragt, warum besonders Journalisten und Historiker so vorsichtig sind, wenn es um die Zusammenarbeit von prominenten Personen der Zeitgeschichte mit dem MfS geht, auch wenn aus zahlreichen Akten eindeutig hervorgeht, wie intensiv teilweise die Zusammenarbeit mit sich als „Schild und Schwert” der SED verstehenden Geheimdienstes war. Die Beantwortung ist einfach. Wie im Falle von einigen noch aktiven und die Öffentlichkeit suchenden Politiker ist zwar eindeutig belegt, wie sie mit der Stasi zusammenarbeiteten.

Jedoch gab es immer wieder die Arbeit von Journalisten einschränkende Urteile, Unterlassungserklärungen und weitere juristische Winkelzüge, mit denen sich viele dieser Personen temporär erfolgreich nicht nur in eigener Sache versuchten, freizusprechen, sondern zudem weitere Berichterstattungen zum Teil verhinderten, da zum Beispiel Journalisten weitere gerichtliche Auseinandersetzungen oder Strafgelder scheuten. Dies hat damit zu tun, dass von vielen prominenten Stasi-Mitarbeitern, in welcher Form auch immer sie tätig waren, keine schriftliche Verpflichtungserklärung mehr existiert, wie sie in der Regel zu Beginn der konspirativen Arbeit angelegt wurde. Durch diese kann am besten bewiesen werden, ab wann eine Person als „IM” geführt wurde.

Im Fall von Günter Wallraff gibt es auch nach einem Bericht des „Focus” vom 6. September 2010 immer mehr durch Akten des dänischen Geheimdienstes immer mehr Hinweise, dass seine bisherigen Versionen zum Thema „Stasi” neu hinterfragt werden müssen. Die fundierte und seriöse Arbeit des Historikers und Stasi-Experten Hartmut Müller-Enbergs hat in diesem Zusammenhang den Vorteil, dass er in einer Studie der Süddänischen Universität, die in einer Festschrift erscheint, nicht wertet, sondern nur viele bisher unbekannte Informationen aus Beschattungsprotokollen des dänischen Geheimdienstes zu einem Kopenhagen-Besuch von Wallraff aus dem Jahr 1971 auflistet.

ZAPP-Sendung von 2008 über „nicht-prominente” Stasi-Täter, die sich erfolgreich vor Gericht gegen eine Enttarnung in der Öffentlichkeit wehrten:

Interessanter Film-Beitrag von Hans-Jürgen Börner (NDR/2008) über Tätigkeiten von ehemaligen Stasi-Mitarbeitern im Journalismus (2 Teile):

Kommentare (1)

  1. #1 Alex
    September 8, 2010

    Ich finde es ziemlich toll, dass er den stv. Bürgermeister um seine Ausweis geboten hat….