Kunst, Kultur & Kurioses – a Modern Historian´s blog

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In einem zarten Himmelblau präsentiert sich Kevin Grieves Geschichtsblog „The Modern Historian” dem Auge seines Betrachters, welches er auch zu fesseln weiß. Kevin Grieves ist Assistant Professor an der Ohio University und Experte im Bereich Medien.

von Sebastian Faber (Universität Heidelberg)


Der Mensch unter der Lupe

Auf der Startseite erscheint James Gillrays Illustration einer Szene aus Gulliver’s Travels, die den König von Brobdingnag beim Betrachten Gulliver’s durch ein Vergrößerungsglas darstellt. „The Modern Historian” lädt dazu ein, es dem König gleichzutun und den Blick vom himmelblauen Hintergrund der Website auf geschichtliche Ereignisse rund um das Thema Mensch und Kultur zu richten. Der Fokus liegt hierbei auf dem Zeitraum zwischen dem 16. und dem 21. Jahrhundert.

Andy Warhol und die Bierflut

Die Vielfalt der Themen und der Facettenreichtum machen diese Seite zu einem Panoptikum historischen Geschehens. Während der Besucher am 21. September 2010 noch seine Augen über die Seiten des kleinen Hobbits, dessen Erstveröffentlichung im Jahre 1937 thematisiert wird, gleiten ließ, wird er zwei Tage später eingeladen, einen Blick durchs Teleskop zu wagen und etwas über die Entdeckung des Planeten Neptun im Jahre 1846 zu lesen. Besonders amüsant sind die Kuriositäten, wie zum Beispiel der Blogeintrag über die Londoner Bierflut 1814. Neben solch skurrilen Ereignissen werden jedoch durchaus auch ernstere Themen behandelt, beispielsweise der Mordversuch an Andy Warhol oder der Prager Frühling.

Qualität, Quantität und ein Quentchen Salz

Die Seite ist nachvollziehbar und klar strukturiert. Auf der linken Seite finden sich nicht nur Schlagworte und die Beiträge nach Veröffentlichungsdatum sortiert, sondern auch ein Suchfeld, welches es ermöglicht das Blog gezielt nach Begriffen zu durchsuchen. So erfolgt die Orientierung problemlos. Des Weiteren findet man hier Verweise auf andere Blogs, die der Verfasser empfehlenswert findet und eine Liste die historische Primärquellen verlinkt.

Fast jeder der zahlreichen Beiträge ist mit Belegen versehen und verlinkte ähnliche Texte animieren zum Weiterlesen, was aber auch unter anderem auf den Schreibstil des Verfassers zurückzuführen ist, dem die Kunst gelingt, Fakten unterhaltsam darzustellen und die Geschichte sprechen zu lassen.

Insgesamt ist die Qualität der Beiträge hoch. Die Optik der Seite ist allerdings verbesserungswürdig. Wie schon oft erwähnt ist die Farbe Blau allgegenwärtig. Man vermisst ein wenig das Salz in der Suppe, wenn der einzige Farbaktzent die Werbeanzeigen auf der rechten Seite des Blogs sind. Das mag zwar gut für das beworbene Produkt sein, aber nicht für das Auge des Betrachters, das sich nach einem Eyecatcher, wenigstens einer deutlich hervorgehobenen Überschrift des Beitrags, sehnt.

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Screen vom 27. Oktober 2010. Die Überschrift geht neben den Werbeanzeigen regelrecht unter.

Geschichte zum Frühstück?

Wie kaum eine andere Seite lädt „The Modern Historian” dazu ein! Das Konzept ist ebenso einfach wie genial: Jeden Morgen um 4 Uhr wird ein neuer Blogeintrag zu einem Ereignis veröffentlicht, das sich am aktuellen Datum jährt. Das ist nicht nur gut, um damit vor Bekannten anzugeben, sondern meiner Meinung nach ein bemerkenswerter Weg, Erinnerungskultur zu pflegen.

The Modern Historian ist sicherlich kein sehr wissenschaftlicher Blog, aber ich denke, das ist auch nicht die Intention, obwohl die Fakten gut recherchiert sind und die Texte kritisch und seriös geschrieben sind. Sein Ziel scheint vielmehr zu sein, auch Nichthistoriker für Geschichte zu begeistern. Und dieses Ziel erreicht Herr Grieves definitiv. Zusammenfassend will ich aber festhalten, dass dieses Blog zu den wohl gelungensten Blogs zum Thema Geschichte überhaupt zählt.

(Redaktion: Christian Jung)