Nature News berichtet von einem Beschluss der Biodiversitätskonferenz, der ein Moratorium auf Geoengineering fordert, bis dessen Chancen und Gefahren ausreichend studiert sind. Und in Kalifornien wurde bei der Wahl abgestimmt, ob ein Gesetz, das die Reduktion der Emission klimaschädlicher Gase vorschreibt, ausgesetzt wird. Wird es nicht.

Unter Geoengineering verstehen wir Maßnahmen, die technisch in die Atmosphäre eingreifen um die Folgen der Erderwärmung zu mindern. Dazu gehören Maßnahmen wie CO2-Sequestrierung, also die Abtrennung und Lagerung dieses Gases hinter Verbrennungsprozessen; das Weißstreichen von Dächern um die Reflektion von der Erde zu mindern oder auch Hämmer wie das massive Einbringen von kleinsten Teilchen in die obere Atmosphäre, um Sonnenlicht abzuhalten.
Letztes Jahr habe ich über einen Bericht gesprochen, der keine gut geeignete Methode fand. CO2-Sequestrierung z.B. sei sicher, aber nur mäßig effektiv und teuer. Das Einbringen von Teilchen in die Atmosphäre sei effektiv, aber sehr unsicher. Ist doch klar: Ohne wirklich sehr gute regionale Klimamodellierung kann doch niemand mit ausreichend gutem Gewissen prognostizieren, welche Auswirkungen das auf lokale und regionale Wetterereignisse hätte.

Nun müssten wir doch eigentlich annehmen, dass der IPCC zuständig wäre, um hier die Stimme zu erheben. Und tatsächlich werden für den nächsten Bericht hier Erkundungen angestellt. Denn der IPCC rechnet nicht mehr damit, dass das angestrebte Ziel einer Begrenzung der Erwärmung auf 2°C erreichbar ist.
Jetzt ist es aber die “Convention on Biological Diversity”, die sich letzte Woche zum Biodiversitätsjahr 2010 in Nagoya getroffen hat, die sich in ihren Forderungen zum Erhalt der Biodiversität zu einem Moratorium auf Geoengineering geeinigt hat, das alle solche Maßnahmen aussetzen soll bis eine ausreichende wissenschaftliche Basis besteht, die solche Maßnahmen rechtfertigt und Risiken einschätzen kann. Das Moratorium soll 2012 in Kraft treten, aber nicht legal bindend sein. Kleine, kontrollierte Studien sollen erlaubt sein, es soll wohl die große technische Umsetzung der riskanteren Methoden verhindert werden, auch wenn das leider nicht so klar gesagt wird.
Und wegen dieser unklaren Sprache gibt es denn auch Irritationen in der forschenden Gemeinschaft. Berichte zu Geoengineering wurden erstellt oder werden vorbereitet, denn eigentlich scheint klar, dass man das nicht einsetzen darf bevor es genau erkundet ist. Auch ist leider nicht klar, welche Maßnahmen gemeint sind. Der Text (aus diesem Word-Dokument) sagt nur

Ensure, in line and consistent with decision IX/16 C, on ocean fertilization and biodiversity and climate change, in the absence of science based, global, transparent and effective control and regulatory mechanisms for geo-engineering, and in accordance with the precautionary approach and Article 14 of the Convention, that no climate-related geo-engineering activities that may affect biodiversity take place, until there is an adequate scientific basis on which to justify such activities and appropriate consideration of the associated risks for the environment and biodiversity and associated social, economic and cultural impacts, with the exception of small scale scientific research studies that would be conducted in a controlled setting in accordance with Article 3 of the Convention, and only if they are justified by the need to gather specific scientific data and are subject to a thorough prior assessment of the potential impacts on the environment;

Lediglich Experimente zur Meeresdüngung werden im folgenden Paragraph extra angesprochen, die wurden nämlich 2008 schon behandelt. Aber was ist jetzt z.B. mit CO2-Sequestrierung? Darf man oder nicht? Ist die wissenschaftliche Basis da?

Vermutlich soll das nur ein warnender Zeigefinger sein, aber die Beschlüsse haben doch schon Gewicht, auch wenn sie nicht bindend sind. Vielleicht kann Ali das besser einschätzen, was das bedeuten soll/kann?


Und in den USA waren ja Wahlen, wo nicht nur Senatoren und Gouverneure gewählt wurden, sondern unzählige öffentliche Ämter (für die schon im Juni überall Plakate standen) und in Kalifornien auch einige Bürgerbefragungen, die sogenannten Propositions. Es standen diesmal ganze neun zur Wahl, von denen die meisten sich mit Steuern und der Regierung befassten. Während manche wohl Prop 19, die Legalisierung und Besteuerung von Marihuana als die wichtigste auffasen würden (und das ja kulturell durchaus bedeutend wäre), ist für Kalifornien selbst wahrscheinlich Prop 25 am bedeutendsten, nämlich dass der Staatshaushalt jetzt mit einfacher Mehrheit, nicht mit 2/3 Mehrheit, beschlossen werden darf. So bekommt Kalifornien endlich nochmal pünktlich Haushalte…

Für die Welt ist aber wohl eher Prop 23 interessant. Diese hätte ein Gesetz außer Kraft gesetzt, das die Emissionen an Treibhausgasen 2020 auf das Niveau von 1990 drücken soll. Und zwar wäre es ausgesetzt worden, bis die Arbeitslosenquote von derzeit 12 % für mehr als ein Jahr unter 5.5 % gesunken wäre. Es wird aber nicht abgesetzt: Überzeugende 61.4 % der Bevölkerung stimmten dagegen. Das Gesetz bleibt in Kraft. Gut gemacht, Kalifornien!

Kommentare (1)

  1. #1 Lars Fischer
    11/03/2010

    So richtig tiefsinnig ist das Moratorium doch schon deswegen nicht, weil wir die ganze Zeit Geoengineering betreiben, so quasi nebenher. D.h. was die Leute da beschlossen haben ist eher, dass Geoengineering nur dann akzeptabel ist, so lange wir nicht wissen was wir tun und auch keiner den Versuch macht, etwas über die Folgen herauszubekommen…

    Außerdem: Wie soll eigentlich Geoengineering erforscht werden, wenn nicht am lebenden Objekt?