P.A. Straubingers Lichtnahrungsfilm Am Anfang war das Licht, der inzwischen auch in Deutschland angelaufen ist, will seinem Publikum weismachen, dass es Menschen gibt, die weder essen noch trinken müssen, sondern sich ausschließlich von “Licht” oder “Prana” bzw. “kosmischer Energie” ernähren. Dass der Film in meinen Augen (und nicht nur in meinen) eine manipulative Pseudodokumentation ist, habe ich an anderer Stelle bereits ausführlich dargelegt. Beschäftigen wir uns also diesmal nicht mit dem Film selbst, sondern mit der Evidenz, die die Lichtnahrungsapologeten vorbringen.
Ein Mensch, der sich angeblich seit Jahren ausschließlich von Licht
ernährt, das bedarf hoffentlich keiner Diskussion, sollte innerhalb
eines Beobachtungszeitraums von einigen Tagen unter strenger Kontrolle
keine außerhalb der Norm liegenden Gewichtsschwankungen aufweisen. Das
Körpergewicht ist der mit Abstand aussagekräftigste Parameter eines
solchen Tests. Deshalb wurde auch in allen bisherigen Tests das Gewicht
des Probanden regelmäßig gemessen.
Die Resultate dieser Tests unter völligem Nahrungsentzug sind inzwischen hinlänglich bekannt:
- Jasmuheen verlor innerhalb von 4 Tagen 6 kg an Gewicht, der Test musste wegen fortschreitender Dehydrierung abgebrochen werden.
- Hira Ratan Manek
verlor in zwei unkontrollierten “Beobachtungen”, die sich über mehrere
Monate erstreckten, während derer er angeblich nur abgekochtes Wasser
trank, einmal 41 kg, dann 19 kg. - Michael Werner, der unter kontrollierten Bedingungen 10 Tage lang nur Wasser und ungesüßten Tee trank, verlor 2,6 kg.
Alle diese Tests gingen also negativ aus: sämtliche Probanden, die sich jemals testen ließen, verloren rapide an Gewicht.
Wenden
wir uns jetzt der 2003 durchgeführten Untersuchung an dem indischen
Yogi Prahlad Jani zu, der angibt, seit 70 Jahren weder zu essen noch zu
trinken. (Zu der 2010 durchgeführten ähnlichen Untersuchung liegen
bisher noch keinerlei Daten vor.) Dieser “Fall” ist das einzige Stück
angeblich positive Evidenz, das im Lichtnahrungsfilm angeführt und
vorgestellt wird.
Wie ich bereits in meiner Filmkritik angemerkt hatte, ist es überaus auffällig, dass der Untersuchungsbericht die Daten zu Janis Gewichtsverlauf bewusst verschweigt. “Bewusst” deshalb, weil zwar festgestellt wird …
… man dann aber über diesen zentralen Parameter nichts weiter erfährt als dass ein …
… gemessen wurde.
Gräbt man aber weiter, so stößt man auf der Webseite des Untersuchungsleiters Sudhir Shah auf eine Powerpoint-Präsentation, die folgenden Schwankungsbereich für Janis Gewicht angibt:
Weiters
findet sich auch ein Foto eines Dokuments, aus dem aufgrund des Datums
klar hervorgeht, dass das Gewicht von 38 kg am Ende der
Untersuchungsperiode gemessen wurde:
Die naheliegende Schlussfolgerung
daraus ist, dass Janis Startgewicht 42 kg betrug und er während der 10
Tage ganze 4 kg – also etwa 10% – an Gewicht verloren hat.
Der
offizielle Bericht über die Untersuchung an Prahlad Jani ist aus
verschiedensten Gründen unseriös und daher weit davon entfernt, eine
wissenschaftliche Studie genannt werden zu können. Der Studienleiter Sudhir Shah ist zwar Arzt, aber kein Wissenschaftler; er hat eine religiöse Mission und verweist in seinen Publikationen u.a. auf die Kirlian-Fotografie der menschlichen “Aura” und selbst auf die Hirngespinste des Esoterikers Masaru Emoto, um seine Thesen zu stützen.
Im
Lichtnahrungsfilm und in den dazugehörigen Werbetexten wird auf
einzelnen Blutwerten des Untersuchungsberichts herumgeritten, die sich
angeblich nicht so verhalten, wie sie es bei Nahrungslosigkeit tun
sollten. Abgesehen davon, dass manche dieser Behauptungen definitiv
falsch sind, sollte eines klar sein: EKG, EEG, Blutwerte etc. – das sind
Nebenschauplätze. Das Hauptkriterium ist der Verlauf des
Körpergewichts, und hier ist Prahlad Jani wie schon seine Vorgänger
grandios gescheitert.
Eine konsequente und ausschließliche Ernährung durch “Licht” führt nicht zur Erleuchtung, sondern zu einem vorzeitigen Tod.
Kommentare (59)